2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
– Foto: Hermann Tautrims

"Ich meditiere vor jedem Spiel"

René Nettelbeck, der Top-Torjäger von Tusa 06, spricht vor dem Rückrundenstart in der Kreisliga A über sein Erfolgsgeheimnis, seine Karriere und seine Ziele.

Wenn René Nettelbeck auf dem Platz steht, dann trifft er. Das ist quasi ein ungeschriebenes Gesetz. 16 Spiele, 15 Tore – so lautet seine Bilanz. Am Sonntag startet der 30-Jährige mit Tusa 06 in die Rückrunde der Kreisliga A. Das Team aus Flehe trifft auf Turus Zweitvertretung und hat den Aufstieg noch im Visier.

Herr Nettelbeck, nach der ersten Saisonhälfte führen Sie die Torjägerliste an, mit Ihrem Team stehen Sie auf Platz vier. Wie zufrieden sind Sie aktuell?

Nettelbeck Mein Ziel war es grob, 15 Tore zu schießen, deshalb bin ich sehr zufrieden. Außerdem habe ich die Zahl meiner Vorlagen erhöht.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Nettelbeck Ich bin ein Mensch, der sehr viel reflektiert und oft hinterfragt, warum manche Dinge laufen und andere nicht. Ich beschäftige mich viel mit dem Buddhismus und meditiere vor jedem Spiel. Dadurch halte ich den Fokus, um präsent zu sein, wenn ich auf das Feld gehe.

Wie bauen Sie die Meditation in den Ablauf an einem Spieltag ein?

Nettelbeck Wenn wir sonntags um 15 Uhr spielen, meditiere ich morgens, wenn ich aufstehe. Nach dem Warmmachen halte ich dann in der Kabine nochmal eine Minute lang inne und versuche, alle Gedankengänge loszulassen, damit ich fokussiert ins Spiel gehen kann.

Haben Sie ein Vorbild?

Nettelbeck Mein größtes Vorbild ist Lionel Messi. Er ist – wie ich – körperlich kein besonders großer Spieler, aber er führt den Ball sehr eng und ist unglaublich wendig.

Ihre Körpergröße haben Sie gerade angesprochen. Sie messen 1,65 Meter. Wie behaupten Sie sich gegen Ihre Gegenspieler?

Nettelbeck Ich mache mir bewusst, dass ich klein und wendig und am Ball effektiv bin. Ein Tor habe ich in dieser Saison zwar schon mit dem Kopf erzielt, aber generell halte ich den Ball immer unten.

Sie sind passenderweise Geschäftsführer der „Goalhunter UG“, einer Marketing-Agentur. Dreht sich in Ihrem Leben alles um Tore?

Nettelbeck Der Name der Firma bedeutet eigentlich „Zieljäger“. Sowohl beruflich als auch auf dem Fußballplatz habe ich Ziele, die ich verfolge. Im Business bin ich als einer von zwei Geschäftsführern und Mitbegründer eine Führungsperson, und auch auf dem Feld will ich ein Leader sein.

Gebürtig kommen Sie aus Essen, haben da Ihre Zeit im Juniorenbereich verbracht und mit der SG Essen-Schönebeck sogar in der Landesliga gespielt. Warum hat es sie anschließend – mit Ausnahme eines kurzen Intermezzos beim damaligen Bezirksligisten Schwarz-Weiß Alstaden – in die Kreisliga gezogen?

Nettelbeck Mein Fokus lag immer auf dem Business, ich wollte mich irgendwann selbstständig machen. Nach meiner A-Jugend-Zeit habe ich bei Vorwärts Kornharpen in der Westfalenliga gespielt und mich dann in Schönebeck weiterentwickelt. Die Möglichkeit wäre auch dagewesen, weiter höher zu spielen, ich habe mich dann aber dafür entschieden, dass ich Spaß am Fußball haben möchte.

Bei Tusa wirken Sie glücklich.

Nettelbeck Nach meinem Umzug von Essen nach Düsseldorf bin ich vor anderthalb Jahren hier hingekommen, die Mannschaft hat mir direkt sehr gut gefallen, hat mich gut aufgenommen und respektiert. Hier gibt es keine Grüppchenbildungen.

Was bezeichnen Sie als Ihr schönstes Erlebnis und Ihren erfolgreichsten Moment in Ihrer Karriere?

Nettelbeck (überlegt) Meine größten Erfolge sind die 15 Tore in der Hinrunde der vergangenen Saison und die 15 Tore, die ich seit dem Sommer bis jetzt geschossen habe. Das spiegelt wider, was ich möchte: einen großen Teil zum Ganzen beitragen. Das schönste Erlebnis war der Aufstieg mit dem FC Saloniki Essen (vor dreieinhalb Jahren in die Kreisliga A, Anm. d. Red).

Stichwort Aufstieg: Mit Tusa kämpfen Sie gerade um den Sprung in die Bezirksliga, liegen fünf Punkte hinter Spitzenreiter SV Hösel und vier Zähler hinter Verfolger TSV Urdenbach. Wie schätzen Sie die Chancen Ihrer Mannschaft ein?

Nettelbeck Ich sehe die Chancen eigentlich sehr gut. Als Mannschaft haben wir uns das Ziel gesetzt, oben mitzuspielen. Mein persönliches Ziel ist, den Aufstieg zu schaffen. Aber wir müssen auch langfristig schauen. Sollte es nicht klappen, müssen wir gucken, was wir falsch gemacht haben und daraus lernen.

Wenn Sie sich entscheiden müssten, was Ihnen wichtiger ist: am Ende der Saison aufzusteigen – oder bester Torschütze der Liga zu werden?

Nettelbeck Der Aufstieg. Es liegt nie an nur einem Spieler. Wenn beispielsweise Cristiano Ronaldo hundert Tore in einer Saison schießt, sein Team aber nur Fünfter wird, dann war Ronaldo zwar sehr erfolgreich, doch die Mannschaft muss sich mit dem fünften Platz zufriedengeben. Ein gemeinsamer Aufstieg ist viel mehr wert als der alleinige Ruhm eines einzelnen Spielers.

Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Wie lange wollen Sie sprichwörtlich noch am Ball bleiben?

Nettelbeck Ich denke, dass ich noch ein paar Jahre spielen kann, etwa drei bis fünf.

Beenden Sie Ihre Karriere dann bei Tusa?

Nettelbeck Man sollte nie etwas ausschließen, aber wenn bei Tusa alles so bleibt, wie es jetzt ist, glaube ich nicht, dass ich noch einmal wechsle. Für mich geht es darum, dass ich mich wohlfühle. Zusammenhalt ist mir sehr, sehr wichtig.

Aufrufe: 023.1.2020, 09:01 Uhr
RP / Tobias DinkelborgAutor