2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Bester Schütze: Frank Seltrecht schoss 13 Tore für den Hövelhofer SV. Alleine das konnte den Abstieg nicht verhindern. F: Martinschledde
Bester Schütze: Frank Seltrecht schoss 13 Tore für den Hövelhofer SV. Alleine das konnte den Abstieg nicht verhindern. F: Martinschledde

HSV-Abstieg! Der unnötige Abgang in die Bezirksliga

Der Hövelhofer SV steigt nach einer verkorsten Saison ab. Trainer Björn Schmidt prophezeit einen harten Juni der Aufarbeitung und ist froh, dass der Kader nahezu bestehen bleibt.

Eines ist klar. Der Abstieg des Hövelhofer SV aus der Landesliga in die Bezirksliga war völlig unnötig. Das war es dann aber auch schon mit den Klarheiten, denn die Gründe für den Absturz der einstigen dritten Kraft im Fußballkreis Paderborn sind vielschichtig und irgendwie auch undurchsichtig.

„Wir sind alle sauer, weil wir wissen, dass dieser Abstieg nicht nötig war“, prophezeit HSV-Trainer Björn Schmidt einen harten Juni bis am 3. Juli die Vorbereitung auf die Bezirksliga startet. Auch der 35-Jährige steckt noch inmitten des Verarbeitungsprozesses, wie er ehrlich zugibt. „Ich kenne den Verein aus dem FF, war hier jahrzehntelang Spieler und werde jetzt immer mit dem Abstieg in Verbindung gebracht. Das ist hart, zumal ich mir, aber auch der Mannschaft so gut wie nichts vorwerfen kann.“ Und an dieser Stelle wird der Hövelhofer Aufarbeitungsprozess endgültig kompliziert.

Die komplizierte Suche nach den Gründen

Ein Grund für das Scheitern ist sicher, dass das Team im Sommer unter dem neuen Trainer Mark Meinhardt einen schwachen Start in die Landesligasaison 2016/2017 hinlegte. Nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger, wie Matthias Kleinegrauthoff, Marcel Thieschnieder, Sven Zimmermann, Oliver Brocke oder auch Daniel Brökelmann, holte der HSV aus den ersten fünf Partien nur zwei Punkte und fand sich im Tabellenkeller wieder. Aus welchen Gründen auch immer schien es zwischen Team und Trainer nicht zu passen. Trotzdem kam am siebten Spieltag Hoffnung auf. Hövelhof besiegte den SC Vlotho mit 5:4 und hatte drei Tage später im Nachholspiel des vierten Spieltags im Heimspiel gegen die SpVg Steinhagen die Chance zur endgültigen Kehrtwende.

Musste gehen: Mark Meinhardt hatte keine gute Zeit beim Hövelhofer SV. F: Heinemann

Nach dem 2:5-Debakel zog der Vorstand ungewöhnlich früh für Hövelhofer Verhältnisse die Reißleine und trennte sich von Meinhardt. Der sportliche Leiter Stefan Weiß und Brocke übernahmen das Traineramt interimsweise.

Björn Schmidt übernimmt das Rude Ende Oktober 2016

Nach zwei knappen Niederlagen, gab es am elften Spieltag beim 2:1 gegen die SpVg Brakel den zweiten Saisonsieg.

F: Heinemann
F: Heinemann
Interimstrainer: Hövelhofs sportlicher Leiter Stefan Weiß (l.) und Oliver Brocke übernahmen das Ruder nach Mark Meinhardt. F: Heinemann

Unmittelbar im Anschluss verkündete der HSV, dass Björn Schmidt ab sofort als Trainer vom damaligen Kreisligaspitzenreiter FC Dahl/Dörenhagen auf die Waldkampfbahn wechseln würde. Schmidt hatte Erfahrung im Abstiegskampf, den er in der Saison zuvor mit dem FCD in der Bezirksliga erlebt hatte. „Ich hatte trotzdem keine Zweifel, dass es der richtige Schritt ist, als Spitzenreiter der Kreisliga zu einem Abstiegskandidaten in der Landesliga zu wechseln. Ich war und bin davon überzeugt, dass es richtig war“, meint Schmidt heute rückschauend. Aus dem Schmidt-Wechsel entwickelte sich ein weiteres Element, welches die Aufarbeitung des Abstiegs so kompliziert macht.

Die Leistungen stabilisieren sich, aber die Ergebnisse passen nicht

Dieses ist eigentlich paradox, denn mit Schmidt stabilisierten sich die Leistungen der Hövelhofer nicht nur, der HSV zeigte ansehnlichen Fußball. Flexibel im System, klar in der Ausrichtung und den Abläufen, gab es kaum noch einen Gegner, mit dem die Hövelhofer nicht auf Augenhöhe agierten. Einzig in den Ergebnissen drückt sich das überhaupt nicht aus.

Aus den sieben Partien bis zur Winterpause holte der HSV nur einen Sieg und ein Unentschieden. Zu wenig, um aus dem Keller zu kommen. „Das Problem lag in der Effektivität. Wir haben sieben oder acht Chancen gebraucht, um ein Tor zu erzielen. Das ist ein Wahnsinn“, betont Schmidt. Daher legte der HSV im Winter noch einmal nach.

Vier Neuzugänge in der Winterpause

Christian Dobrott, die Brüder Kevin und Chris Malena sowie Angreifer Sam De Mello kamen. Besonders letztgenannter sollte den bis dato einzigen Hövelhofer Torjäger unterstützen. Frank Seltrecht kam am Saisonende auf 13 Treffer, Oliver Werner auf dem internen Platz Zwei ist mit sieben Toren schon nicht einmal mehr zweistellig. De Mello traf überhaupt nicht. „Er hat sich in der Vorbereitung verletzt und fiel fünf Wochen auf. Das hat er leider nie wieder aufgeholt“, bedauert Schmidt. Und so begann auch die Rückrunde alles andere als positiv.

Der HSV kommt noch einmal heran und spielt viermal in Folge Unentschieden

Vier Spiele, ein Punkt, der HSV blieb im Keller. Unter dem zunehmenden Druck schien sich die Mannschaft dann aber noch einmal zu fangen. Einem 5:0-Sieg beim späteren Mitabsteiger Suryoye Paderborn folgte ein 3:0-Heimsieg über den SC Vlotho am 23. Spieltag. Das folgende 1:3 beim Tabellenzweiten SC Verl II war eingeplant, danach folgten aber mit Kaunitz, Brakel, Peckeloh und Theesen Teams, mit denen der HSV auf Augenhöhe war. Wäre die Serie hier fortgesetzt worden, hätten sich die Hövelhofer doch noch retten können. Aber in allen Partien kam das Schmidt-Team nicht über ein Unentschieden hinaus. Ausgerechnet der Ortsnachbar BV Bad Lippspringe machte den Deckel drauf. Hövelhof verlor das Derby am 31-Spieltag mit 1:3 und war so gut wie abgestiegen.

Schmidt hadert auch mit den engen Entscheidungen

Auch in den folgenden Saisonspielen gab es keinen Sieg mehr. „Die vier Unentschieden waren sicherlich der letzte Knackpunkt. Hier kommt für mich aber noch ein weiteres Element für den Abstieg hinzu, denn nahezu jede enge Szene wurde in diesen Partien gegen uns ausgelegt. Selbst wenn die Schiedsrichter nichts für unseren Abstieg können, wir hatten auch da oft kein Glück. Diese ganzen Elemente führen halt irgendwann zu einer negativen Spirale, aus der wir nicht mehr herauskamen“, sagt Schmidt.

Oft frustrierend: Der Hövelhofer SV, hier gibt Philipp Meier einen Fingerzeig, war nicht mit jeder Schiedsrichterentscheidung zufrieden. F: Kreutzer

Was bleibt nun nach dieser verkorksten Saison, an deren Ende ein vermeidbarer Abstieg steht? Die Erkenntnis, dass der HSV zwar am Boden liegt, aber noch lange nicht am Ende ist.

Der Kader bleibt nahezu zusammen

Der Neuzugang Maxi Kaspar vom Regionalligisten SC Verl zeigt, dass mit dem Hövelhofer SV in der Bezirksliga zu rechnen ist. „Der Kader bleibt nahezu zusammen und will den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Das ist nicht üblich und ist ein Beleg dafür, dass es im Team absolut stimmt und auch immer gestimmt hat. Für den Gesamtverein gilt vielleicht, dass ein Schritt zurück in der Folgezeit auch zwei Schritte nach vorne bedeuten kann. Selbst, wenn diese Erfahrung für solch eine Erkenntnis sicher nicht nötig gewesen wäre.“ Spätestens am 3. Juli sind dann auch die Gründe für den Abstieg egal. Dann beginnt der HSV mit der Sommervorbereitung.

Saisonstatistik Hövehofer SV

Einsatz (Gesamt/Ein-/Auswechselungen): Dominik Meyer (27/0/1), Jonas Drees (6/1/0), Michael Mantasl (30/1/3), Maik Peters (29/4/4), Willi Lemke (24/8/9), Marcel Kranzioch (21/5/5), Lars Knitter (15/3/2), Chris Malena (14/1/2), Thomas Lang (11/3/4), Hendrik Schäfers (1/0/1), Oliver Kasprzik (1/1/0), Marian Max Münker (1/1/0), Azad Dogan (2/2/0), Oliver Brocke (2/2/0), Kevin Malena (12/0/1), Christian Dobrott (13/0/4), Manuel Mückenhaupt (17/2/8), Philipp Meier (19/0/8), André Kleine (24/9/7), Moritz Zimmermann (25/1/3), Bastian Gaube (26/13/5), Oliver Werner (27/6/3), Tim Dirkes (30/7/8), Frank Seltrecht (29/2/6), Sebastian Laigle (15/5/3), Samuel De Mello (14/9/3), Jan Eikel (10/7/3). Daniel Brökelmann (1/1/0).

Torschützen: Frank Seltrecht (13), Oliver Werner (7), Michael Mantasl (4), Tim Dirkes, Sebastian Laigle (je 3), Thomas Lang, André Kleine, Manuel Mückenhaupt (je 2), Maik Peters, Bastian Gaube, Philipp Meier, Christian Dobrott, Kevin Malena (je 1), ein Eigentor.

Gelb-Rote-Karten: Manuel Mückenhaupt, Marcel Kranzioch, Moritz Zimmermann

Rote Karten: Willi Lemke, Philipp Meier

Aufrufe: 031.5.2017, 10:00 Uhr
Mark HeinemannAutor