2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau

Herrliche Zeiten in Herschberg

So gut wie nie: Beim unbesiegten Spitzenreiter passen viele Faktoren zusammen

Herschberg. Herschberg, ein 800-Einwohnerdorf auf der Sickingerhöhe, war Sportfreunden außerhalb der Westpfalz lange nur durch das Maibächel-Pferderennen bekannt. Das Besondere an diesem 1911 erstmals veranstalteten Rennen war, dass es kein Rund- oder Ovalkurs war, sondern ein ,,Point-to-Point-Race". Die Jockeys mussten ihre Vierbeiner also auf die klassische englische Art immer nur geradeaus vom einen zum anderen Ende des Tals unterhalb des Dorfes dirigieren.

Nun, das Maibächelrennen gibt's nicht mehr, dafür machen die Fußballer des Herschberger Sportvereins von sich reden. Eineinhalb Jahre nach der Meisterschaft in der Bezirksliga Westpfalz führen sie das Klassement der Landesliga West ungeschlagen an und stehen zudem erstmals überhaupt im Verbandspokal-Viertelfinale. Der SV Herschberg ist so gut wie nie zuvor.

2012 beginnt der Höhenflug

Der Höhenflug begann 2012, als der gerade dem Abstieg in die A-Klasse entronnene SVH zwei Oberligafußballer des FK Pirmasens, Jens Mayer und Markus Lechner, als Spielertrainer-Duo für sich gewinnen konnte. Im ersten Jahr reichte es zu Platz vier in der Bezirksliga, im zweiten feierte man bereits Wochen vor Saisonende die souveräne Meisterschaft. Der im Nachbardorf Wallhalben beheimatete Florian Weber erzielte in den zwei Jahren zusammen 73 Tore - 30 im ersten, 43 im zweiten. Als er im Mai 2014 in einem Freundschaftsspiel gegen die FCK-Profis auftrumpfte und auch ein Tor schoss, nahmen ihn die Lauterer für ihr Regionalligateam unter Vertrag. Doch auf dem Fröhnerhof und auf dem Betzenberg wurde Weber nicht glücklich. Erst war er lange verletzt, und als er in der zweiten Saisonhälfte fit war, ließ ihn Trainer Konrad Fünfstück nur zweimal für einige Minuten mitspielen.

Weber, auch in seinem FCK-Jahr stets in Kontakt mit seinem alten Trainer Mayer, kehrte zurück nach Herschberg, das gerade seine erste Landesligarunde auf einem respektablen sechsten Platz abgeschlossen hatte, und schießt dort wieder eifrig Tore (14). Doch es wäre falsch, den Erfolg des SVH auf Weber zu reduzieren. Neben Weber kamen im Sommer 2015 noch drei Spieler von Verbandsligameister FK Pirmasens II, der technische starke Mittelfeldspieler Dennie Schmidt, der wohl schnellste westpfälzische Fußballer, Jascha Conzelmann, und der Sechser Nico Freiler. Top Verstärkungen!

Leuchtturm Lechner

In der Abwehrzentrale beeindruckt Lechner (361 Regional- und Oberligaspiele für Pirmasens) auch als mittlerweile 35-Jähriger noch mit Schnelligkeit und Zweikampfstärke - Eigenschaften, die er auch 2006 beim DFB-Pokal-Sensationssieg des FKP gegen Werder Bremen und insbesondere gegen Miro Klose unter Beweis stellte. Trainerpartner Mayer stellt sich mal als Rechtsverteidiger oder als Mittelfeldspieler auf. Feste Größe im Mittelfeld ist Marius Müller, der mit Hermersberg und Rodenbach schon Verbandsliga spielte. Gerade rechtzeitig zum Spitzenspiel gegen Bad Kreuznach ist auch der zuletzt verletzt pausierende Jannick Rinner (Ex-Oberligaspieler in Elversberg und Zweibrücken) wieder fit.

Herschberg geht nach elf Siegen, einem Remis und null Niederlagen selbstbewusst ins große Spiel gegen die Eintracht. Trainer Mayer kündigt ,,frühes Pressing" an und macht klar: ,,Wir werden nicht auf Unentschieden spielen." Wie aggressiv und wie schnell die Herschberger spielen, musste im Pokal-Achtelfinale auch Verbandsligist Spvgg Ingelheim bei ihrer verdienten 1:3-Niederlage erfahren. Goldene Fußball-Zeiten in Herschberg ...

Aufrufe: 022.10.2015, 18:10 Uhr
Peter BrandstetterAutor