2024-06-13T13:28:56.339Z

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Die Stimmung war ausgelassen nach dem 3:1 im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth. F: Zink
Die Stimmung war ausgelassen nach dem 3:1 im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth. F: Zink

Hercher: Gegen Fürth ein Stück motivierter

Der Nachwuchs des 1. FC Nürnberg schlägt im Derby die Spielvereinigung Greuther Fürth, dabei gelingen dem 20-Jährigen drei Tore +++ Keine Club-Zukunft für Prinzen?

Auch die zweite Mannschaft bereitet dem 1. FC Nürnberg große Freude: Im Nachbarschaftsduell mit der Reserve der Spielvereinigung Greuther Fürth durfte man beim Club ein 3:1 (2:1) beju­beln, vor allem einer hatte große Freu­de am kleinen Derby gefunden.

Das Wetter passt in diesen Tagen natürlich ausgezeichnet zur Gemüts­lage rund um den Valznerweiher. Auf Sonnenschein folgt Schneeregen, manchmal ist auch beides gleichzeitig am Himmel über Nürnberg zu entde­cken. Während die Profis kurz vor dem Saisonende bereits beachtliche Erfolge vorweisen können, machen die Finanzen den Verantwortlichen mal wieder große Sorgen. Selbst wenn es mit dem Bundesliga-Aufstieg klap­pen sollte und die Gelder etwas um­fangreicher fließen, wird man beim 1. FC Nürnberg keine allzu großen Sprünge machen können. Für den Nachwuchs ist das eine große Chance.

Verstärkungen aus der eigenen Ju­gend sind im Normalfall im Unterhalt deutlich günstiger und falls sie sich bei den Profis bewähren, eine gute Möglichkeit, den Kontostand zu ver­bessern. Zuletzt dienten immer wie­der Niklas Stark und Patrick Erras als Musterbeispiele, aber die müssen ja nicht die letzten Belege für eine gelun­gene Nachwuchsarbeit und ein über­zeugendes Geschäftsmodell sein.

Beim Derby zwischen den zweiten Mannschaften des 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Greuther Fürth war es vor allem Philipp Her­cher, der den Beobachtern nahelegte, sich bald einmal in die, nunja, Liste einzureihen. Wie schon im Hinspiel, als die Club-Reserve den Nachbarn mit 5:0 abfertigte, erzielte der junge Flügelstürmer drei Treffer. Das Klee­blatt scheint ihm zu liegen.

Lediglich 441 Zuschauer hatten sich ins Frankenstadion verirrt, am Himmel machte der Schneeregen für 90 Minuten Pause, auch die Sonne schien nicht sonderlich kräftig und trotzdem strahlte ein Fußballer an die­sem wechselhaften Abend hell. „Es lief gut für mich“, stellte Hercher hin­terher fest, „gerade gegen Fürth lässt sich unser Torverhältnis sehen“.

Bereits nach drei Minuten durfte sich Hercher das erste Mal ausgelas­sen freuen. Der 20-Jährige erlief sich einen verunglückten Querpass der Defensive, mit etwas Glück fand sein Schuss den Weg ins Tor. Eine halbe Stunde später (33.) servierten ihm die Kollegen den Ball in den Strafraum, Hercher zog direkt ab und brachte das Tornetz der Spielvereinigung erneut zum Wackeln. Im Gegensatz zu die­sem Traumtor war sein dritter Treffer (54.) eine eher einfache Übung – die Kombination von Mike Ott und dem starken Cedric Teuchert musste Her­cher nur noch über die Linie drücken. Dass Ilir Azemi, der weiter an seiner Rückkehr in den Profi-Fußball arbei­tet, den zwischenzeitlichen Ausgleich (9.) besorgte, verkam zur Randnotiz. 3:1, den Vorsprung auf den Tabellen­dritten Burghausen ausgebaut – für die Club-Reserve läuft es ordentlich, nach dem erfolgreichen Nachbar­schaftsduell und dem 1:0 gegen die zweite Mannschaft von Bayern Mün­chen durften die Anhänger zum zwei­ten Mal innerhalb von zwei Wochen ein zaghaftes „Derbysieger“ in das weite leere Oval rufen.

„Wir wollen bis zum letzten Spieltag um die Meis­terschaft mitspielen“, sagt Trainer Ro­ger Prinzen, aufsteigen wollen sie al­lerdings nicht, die Regionalliga reicht ihnen beim Club, um die Reserve Wett­kampfpraxis sammeln zu lassen.

Über diese Option freut sich natür­lich auch Hercher, der zwar mit den Profis trainiert, regelmäßig zum Auf­gebot gehört, dort aber erst ein einzi­ges Mal zum Einsatz kam. Zwei Minu­ten plus Nachspielzeit durfte er gegen den FC St. Pauli ran, seine Bilanz in der Regionalliga ist da schon auffälli­ger: Zehn Tore hat er in dieser Spiel­zeit schon erzielt, vor allem die Bilanz gegen das Kleeblatt lässt sich sehen. „Na klar ist man gegen Fürth noch ein Stück mehr motivierter“, sagt er. Mit seinem ersten Jahr unter echten Män­nern ist er „sehr zufrieden“, in der nächsten Saison will er sich dann „noch mehr Einsatzzeit erkämpfen“.

Prinzen: "Bislang hat niemand mit mir geredet"

Wenn er so weiter macht, ist das viel­leicht nicht nur eine schöne Hoffnung. „Man merkt ihm das Training mit den Profis an“, sagt Prinzen, der mit Her­cher immer wieder einen Stürmer ge­liehen bekommt, der bei jedem Be­such noch ein wenig mutiger, präsen­ter auftritt. In der zweiten Mann­schaft mache man es den Teilzeitkräf­ten aber auch einfach, findet der Trai­ner. „Wir haben einen richtig guten Kern“, sagt Prinzen über sein Team, „da tun sich diejenigen, die nur selten mit uns trainieren, leichter“.

Herchers Fortschritte sind Prinzen aufgefallen, „er wird seinen Weg auf jeden Fall machen“, glaubt der Trai­ner, dessen künftiger Weg aber noch ungewiss ist. Ins Nachwuchsleistungs­zentrum ist zuletzt viel Bewegung gekommen, der Vertrag mit Rainer Zietsch wurde nicht verlängert und auch Prinzen glaubt nicht, dass er in der kommenden Saison noch den Club-Nachwuchs voranbringen darf. „Bis­lang hat noch niemand mit mir gere­det“, sagt er, „daraus habe ich meine Schlüsse gezogen“. Licht und Schat­ten liegen beim 1. FC Nürnberg weiter eng beieinander.

Aufrufe: 026.4.2016, 13:20 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor