2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nach zehn Jahren für den VfL Frohnlach: Kevin Hartmann wechselt im Sommer zum FC Coburg.
Nach zehn Jahren für den VfL Frohnlach: Kevin Hartmann wechselt im Sommer zum FC Coburg. – Foto: Gunther Czepera

Hartmann: »Die Pandemie war für den VfL der endgültige Todesstoß«

Im Sommer wechselt der langjährige Frohnlacher zum FC Coburg

Insgesamt zehn Jahre kickte Mittelfeldakteur Kevin Hartmann für den VfL Frohnlach. Im Sommer endet seinen Zeit beim oberfränkischen Traditionsklub unfreiwillig. Der 28-Jährige wechselt zum benachbarten FC Coburg. Inmitten der Verbandsentscheidung über den konkreten Ablauf eines Saisonabbruchs trifft sich FuPa mit dem Coburger Neuzugang zum Telefoninterview. Darin geht es neben dem Einfluss seines WG-Mitbewohners und neuen Teamkollegen Rene Knie auch um die neue Herausforderung in Coburg und um den Absturz seines Ex-Vereins.

Seit gestern Nachmittag ist es amtlich: Die Spielzeit 2019/2021 kann aufgrund der erneuten Lockdown-Verlängerung nicht auf dem Rasen, sondern nur am grünen Tisch zu Ende gebracht werden. Der Bayerische Fußball-Verband muss nun eine Lösung finden, wie der Saisonabbruch abgewickelt wird. Wie hast Du diese Meldung als leidenschaftlicher Fußballer aufgenommen, Kevin?

Kevin Hartmann (28): Ich habe immer gehofft, dass die Politik doch noch irgendwann den Startschuss gibt, sodass wenigstens ein Trainingsbetrieb oder eventuell sogar einen Fortsetzung der Spielzeit möglich ist. Aber dadurch, dass sich die Nachrichtenlage während Pandemie teilweise wöchentlich verändert, hatte ich die Hoffnung auf einen Re-Start bereits aufgegeben. Ich denke, es ist vernünftig die Saison nun mit einheitlichen und vor allem verbindlichen Regelungen abzubrechen. Ohne Klarheit können die Vereine nicht in die Zukunft planen.

Hat das ewige Warten auf eine Wideraufnahme des Spielbetriebs sowie die Ungewissheit über die Pandemieentwicklung Deine Lust auf Fußball in den vergangenen Monaten beeinflusst?

Ja, definitiv. Ich habe mir immer wieder neue Hoffnungen gemacht, sobald die Politik aktuelle Beschlüsse veröffentlicht hat. Ich habe daran gedacht, endlich wieder mit den Jungs auf dem Platz zu trainieren. Das Gefühl fehlt mir extrem. Aber dadurch, dass in den vergangenen Wochen kaum positive Nachrichten über den Amateurfußball vermeldet wurden, ist es unglaublich schwierig sich zu motivieren. Dafür fehlt das gemeinsames Ziel vor Augen.

Über den Wechsel nach Coburg: »Ich begebe mich nicht in ein komplett neues Umfeld«

Trotz alledem wagen wir einen Blick in die Zukunft. Du wechselst im kommenden Sommer zum FC Coburg. In der Saison 2010/11 bist Du bereits für den DVV Coburg aufgelaufen, dessen Spieler und Lizenz vom im Jahr 2011 neugegründeten FC Coburg übernommen wurden. Fühlt es sich für Dich wie eine Rückkehr an die Wirkungsstätte an?

Nein, dafür ist mein dortiges Engagement einfach zu lange her. Ich sehe den Wechsel als neue sportliche Herausforderung an. Dennoch begebe ich mich nicht in ein komplett neues Umfeld. Ich kenne den Verein aus den Landesligapartien mit dem VfL Frohnlach sowie einen Großteil der Spieler und der Leute aus dem Umfeld.

Kam dadurch auch der Kontakt zum FC Coburg zustande?

Ich hatte bereits vor der Pandemie schon einmal Kontakt zum Verein. Dabei ging es lediglich um eine erste Anfrage. Der Verein hat mir sein Interesse signalisiert und mich gefragt, ob ich mir einen Wechsel vorstellen könnte. Mit Rene Knie, der ebenfalls in Coburg spielt, wohne ich außerdem in einer WG.

Welche Einfluss hatte Dein Mitbewohner Rene letztendlich auf Deine Entscheidung?

Er war der Initiator und hat das Ganze in die Wege geleitet. Über ihn ist der Kontakt überhaupt zustande gekommen. Dadurch, dass auch viele meiner ehemaligen Teamkollegen aus Frohnlach nun in Coburg spielen, habe ich mich letztendlich für den Schritt entschieden.

Coburger Vergangenheit: Kevin Hartmann ging bereits in der Saison 2010/11 für den DVV Coburg auf Torejagd, ehe der Klub in den damals neu gegründeten FC Coburg integriert wurde.
Coburger Vergangenheit: Kevin Hartmann ging bereits in der Saison 2010/11 für den DVV Coburg auf Torejagd, ehe der Klub in den damals neu gegründeten FC Coburg integriert wurde. – Foto: gelöscht gelöscht

Dein neuer Trainer Lars Müller bezeichnete Dich als einen Spieler „mit fußballerischen Top-Qualitäten“. Ehrt Dich das?

Auf jeden Fall. Wir haben vor dem Wechsel mehrmals miteinander telefoniert. Der Austausch mit ihm verlief sehr positiv. Er hat mir gesagt, dass er mich gerne haben möchte, und ich der Mannschaft direkt weiterhelfen kann. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

Inmitten der Pandemie ist es nur bedingt möglich seine neuen Teamkollegen kennenzulernen. Hast Du dennoch schon erste Eindrücke sammeln können?

Ich habe bereits zweimal mittrainiert. Wir hatten die Möglichkeit aufgrund der zeitweise niedrigen Inzidenzwerte in Zehnergruppen zu trainieren. Dort habe ich mit einem Teil der Jungs einen ersten Kontakt herstellen können, auch wenn es durch die Hygiene- und Schutzmaßnahmen sehr schwer gewesen ist. Zudem finden auch regelmäßig virtuelle Kraft- und Stabilisationseinheiten über Zoom statt. Dort konnte ich mich auch schon mit dem ein oder anderen Kollegen unterhalten.

Über die Lage in Frohnlach: »In der aktuellen Saison ist der Abgang doppelt bitter«

Mit dem VfL Frohnlach hast Du binnen zehn Jahren alles erlebt, was es im Amateurfußball zu erleben gibt. Du hast in der Bezirksliga gekickt, aber auch in der Regionalliga Bayern (Saison 2012/13). Welche Erfahrungen nimmst Du mit nach Coburg?

(überlegt) Das ist eine extrem schwierige Frage. Wenn der VfL den Spielbetrieb aufrechterhalten hätte, wäre der Wechsel so nicht zustande gekommen. Ich habe in Frohnlach immer alles gehabt, was ich als Fußballer gebraucht habe. Was ich mitnehme, sind viele Eindrücke in den verschiedensten Ligen bis hin zur höchsten Spielklasse Bayerns, die mich fußballerisch weitergebracht haben. Zudem werde ich das einzigartige Umfeld mit den vereinstreuen Menschen und dem Stadion sowie die vielen geilen Erlebnisse mit dem Team - sowohl auf aber auch neben dem Platz – in Erinnerung behalten.

Zum Beispiel?

(lacht) Der Aufstieg mit der zweiten Mannschaft in der Saison 2013/14 in die Landesliga ist eines meiner absoluten VfL-Highlights gewesen. Da sind wir mit einer jungen Truppe, in der keiner älter als 22 Jahre war, über die Relegation aufgestiegen. Daran erinnere ich mich heute noch gerne zurück.

 »Das ist einfach traurig«: Kevin Hartmann blickt mit einem weinenden Auge auf die sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen beim VfL Frohnlach.
»Das ist einfach traurig«: Kevin Hartmann blickt mit einem weinenden Auge auf die sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen beim VfL Frohnlach. – Foto: Andreas Roith

Zur kommenden Saison gehen in Frohnlach allmählich die Lichter aus. Somit endet nach zehn Jahren nicht nur für Dich ein sportliches Kapitel, sondern auch die Ära eines großen Traditionsklubs…

… Das ist einfach traurig. Der VfL ist seit Jahrzehnten ein Aushängeschild für den oberfränkischen Amateurfußball gewesen. Ich habe dort immer sehr gerne gespielt. Wenn ich die Entwicklung der vergangenen Jahre betrachte, ist deutlich zu erkennen, dass sich der Verein Jahr für Jahr rückläufig weiterentwickelt hat. Die Pandemie war für den VfL der endgültige Todesstoß. Dass der Verein in der kommenden Saison nicht mehr in der Landesliga unterwegs sein kann, ist für mich noch gar vorstellbar. Vor allem in der aktuellen Situation ist der Abgang doppelt bitter. Wenn es blöd läuft, mache ich kein Spiel mehr für Frohnlach.

Es wäre ein Ende, dass Dir und dem Verein keinesfalls gerecht werden würde…

Wir haben als Team gesagt, dass wir die Saison anständig zu Ende bringen. Unser letztes Ziel für den Verein war es, den Klassenerhalt zu schaffen. Jetzt wird die Saison voraussichtlich abgebrochen, das heißt wir stehen womöglich kein einziges Mal mehr als Frohnlacher Mannschaft auf dem Platz. Das ist ein komisches Gefühl.

Das Interview führte Niklas Korzendorfer

Aufrufe: 017.4.2021, 10:00 Uhr
Niklas KorzendorferAutor