2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Wo geht der Blick hin? Gerry Huber (mi.) wird in der Vorbereitung mit Richard (re.) und Georg Maierhofer (li.) die Köpfe zusammenstecken, ob es in eine vierte gemeinsame Saison geht.
Wo geht der Blick hin? Gerry Huber (mi.) wird in der Vorbereitung mit Richard (re.) und Georg Maierhofer (li.) die Köpfe zusammenstecken, ob es in eine vierte gemeinsame Saison geht. – Foto: Paul Hofer

Harter Konkurrenzkampf? »Spielermarkt ist begrenzt«

Wintergespräch SpVgg Hankofen-Hailing (2): Mit Trainer Gerry Huber, Tobias Beck, Teammanager Richard Maierhofer und Abteilungsleiter Georg Maierhofer

Im zweiten Teil des Wintergesprächs mit den Protagonisten der SpVgg Hankofen-Hailing sprechen wir darüber, ob es schwer ist, sich immer wieder für den Abstiegskampf zu motivieren. Zudem fühlen wir den Verantwortlichen hinsichtlich der Konkurrenz auf den Zahn.

Tobi, du bist das siebte Jahr in Hankofen. Ist die SpVgg für dich das Maß der Dinge?
Tobias Beck: Wir sind eine Fußballmannschaft, aber auch untereinander brutal gut befreundet. Ich glaube, das gibt es auf diesem Niveau nicht mehr oft. Zudem stammt mein Papa aus Hankofen, ich wohne in Mengkofen. Im Moment ist es zwar noch ein wenig knifflig, weil ich in München bei BMW arbeite, verändere mich aber beruflich in Richtung Dingolfing, das hat sich dann zum Glück auch erledigt. Deshalb ist die Konstellation einfach ideal für mich.

In Hankofen heißt die Losung jedes Jahr Kampf gegen den Abstieg. Wie motivierst du dich immer wieder aufs Neue?
Tobias Beck: Das ist tatsächlich nicht leicht, jedes Jahr gegen den Abstieg zu spielen. Das zehrt, weil mir verdammt viel an dem Verein liegt. Aber ich sag` immer so: Wer sich für ein Bayernliga-Spiel nicht motivieren kann, ist bei uns fehl am Platz.
Einer der Anführer in Hankofen: Tobias Beck.
Einer der Anführer in Hankofen: Tobias Beck. – Foto: Florian Würthele


Wie geht`s dir damit Gerry, mental ist das schon auch unglaublich anstrengend oder?
Gerald Huber: In erster Linie mache ich das ja alles, weil ich Spaß an der Sache habe. Ich würde am liebsten noch selber spielen, geht halt aber leider nicht mehr. (grinst) Mir gefällt das einfach, in solchen Ligen zu spielen, das versuche ich rüberzubringen.

Die Bayernliga als Nonplusultra sozusagen.
Wenn du als Trainer nach Hankofen gehst, dann weißt du, dass du nicht unbedingt um den Aufstieg spielst. Es gibt ein paar wenige Spitzenteams, die um die Meisterschaft spielen, der große Rest peilt den Klassenerhalt an. Ich bin dahingehend eigentlich relativ entspannt. Sicher ärgert man sich über jede Niederlage, weil wir alle den Ehrgeiz haben, weiter nach vorne zu kommen. Unser großes Ziel ist es, dass wir aus der SpVgg Hankofen eine gestandene Bayernliga-Truppe machen, bei der man vor der Saison sagt, die kann einen einstelligen Tabellenplatz belegen. Dafür möchte ich mit meiner Arbeit die Basis legen.
Unter Strom: Gerry Huber braucht nicht selten gute Nerven.
Unter Strom: Gerry Huber braucht nicht selten gute Nerven. – Foto: Paul Hofer


Hast du in den drei Jahren deine Herangehensweise geändert? Setzt du neue Impulse, zum Beispiel bei der Ansprache?
Gerald Huber: Der große Ansprachen-Typ bin ich ohnehin nicht. Es ist jetzt definitiv nicht so, dass ich vor einem Spiel stundenlang quatsche. Ich sehe mein Betätigungsfeld dann doch ganz klar auf dem Platz. Ich versuche, immer wieder neue Sachen einzubauen, Spielformen umzugestalten, oder schwieriger zu machen, damit die Mannschaft gefordert ist. Ich versuche, die Jungs permanent weiterzuentwickeln.

Du bist also nicht der Typ, der vor Spielen in der Kabine Motivationsvideos zeigt?
Gerald Huber: Nein, da gibt`s kurze, knackige Ansagen. (schmunzelt)

Tobias Beck: Das reicht ja auch - wenn ich jetzt für mich spreche. Ich sitze in der Kabine und wenn da jetzt ein Trainer vorne wäre, der 45 Minuten einen Vortrag halte würde, könnte ich höchstens zehn Minuten davon aufnehmen. Weil ich dann irgendwann in meinem Tunnel drin bin und mich auf das Spiel konzentriere. Klar, ein paar taktische Anweisungen, das muss sein. Aber ich bin kein Fan von langen Ansprachen.

Huber: »Wie es bezüglich der kommenden Saison ausschaut, kann ich aber derzeit noch nicht sagen.«

Wie ist denn der Stand, gehen der Coach und die SpVgg Hankofen in ein viertes gemeinsames Jahr?
Richard Maierhofer: Wir werden uns in Kürze zusammensetzen und besprechen, wie es im Sommer weitergehen wird.

Gerald Huber: Mir gefällt`s super hier in Hankofen. Wie es bezüglich der kommenden Saison ausschaut, kann ich aber derzeit noch nicht sagen.

Auch in der Offensive drückt euch der Schuh. Florian Sommersberger ist mit vier Treffern nominell der stärkste Stürmer. Bräuchtet ihr nicht einen Knipser an vorderster Front?
Gerald Huber: Chris Liefke wäre eigentlich immer ein Kandidat für 10 bis 15 Tore in der Bayernliga, zuletzt hatte er aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Flo Sommersberger hatte ein wenig mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, kurz vorm Winter hat er aber angedeutet, dass er seine Dinger machen kann. Er wird seinen Weg machen. Deswegen glaube ich nicht, dass wir vorne ein Problem haben. Und wo bitteschön gibt`s denn die Stürmer, die dir 15 Tore pro Saison in der Bayernliga garantieren? Orhan Akkurt fällt mir da ein, der war so ein Knipser. Aber es ist nicht unser Spiel, alles auf einen Akteur zuzuschneiden. Unser Ziel ist es, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. So wollen wir auch schwerer auszurechnen sein.

Matthias Loibl hat in der Herbstrunde seinen Nimbus als unangefochtener Stammtorhüter eingebüßt. Zeichnet sich zwischen den Pfosten in der Vorbereitung ein Zweikampf um die Nummer eins ab?
Gerald Huber: Die Nummer eins wird Matthias Loibl sein. Er war im Urlaub, den er auch gebraucht hat und anschließend gab es zunächst keinen Grund, Sebastian Maier wieder rauszunehmen. Matthias ist aber vertraut mit dem Kampf um den Klassenerhalt und schon in jungen Jahren eine Menge Bayernliga-Erfahrung gesammelt. Aber wenn Sebastian wieder mal rein muss, können wir uns auch auf ihn verlassen. Genau so soll`s sein.

Standortvorteil Hankofen: »Wo gibt`s denn sowas?«

Wen nehmt ihr im Moment als euren Hauptkonkurrenten wahr? Ist es noch der TSV Bogen, oder doch der VfB Straubing? Auch in Hinsicht auf potentielle Neuzugänge.
Richard Maierhofer: Im Umkreis von 40 Kilometern bin ich viel unterwegs und suche nach guten Kickern - Bezirksliga, Landesliga, Bayernliga, aber auch A-Junioren, das spielt keine Rolle. Ist sehr zeitaufwändig, aber mir macht das ja auch Spaß, junge Spieler zu entdecken und zu fördern. Aber den VfB Straubing, den TSV Bogen oder den FC Dingolfing als Konkurrenten zu bezeichnen, das würde ich jetzt nicht so sehen. Jeder versucht auf seine Weise erfolgreich zu sein. Mehr Derbys in der Bayernliga haben natürlich einen Reiz, was man auch an den Zuschauerzahlen bei Vilzing gegen Cham sehen kann.

Georg Maierhofer: Ich glaube, Bogen verfolgt nicht mehr die Philosophie, die sie schon einmal hatten: Spieler aus dem höherklassigen Bereich zu verpflichten und dann glauben, das funktioniert schon irgendwie von alleine. Bogen hat jetzt sehr viele Spieler aus der JFG dabei oder auch generell junge Kicker. Ich denke, das ist der richtige Weg, den der TSV einschlägt. Und der VfB? Ja mei, der Spielermarkt in Niederbayern ist eben begrenzt und man muss damit leben, wenn sich ein Spieler anderweitig entscheidet.

Fürchtet ihr, dass euch der VfB Straubing Spieler wegschnappt, die ihr gerne hättet oder bei euch sind?
Georg Maierhofer: Die Bayernliga zieht. Und wenn ein 18- oder 19-jähriger Spieler zum VfB geht, muss er das für sich entscheiden, ob das für seine sportliche Zukunft von Vorteil ist, dann hilft`s halt nicht. Anderes Beispiel: David Vogl oder Samuel Pex, wenn die etwa nach Donaustauf gehen würden, würden sie sicher nicht so zum Zug kommen wie hier in Hankofen. Bei uns können sich die jungen Spieler weiterentwickeln und präsentieren - und das vor vielen Zuschauern. Bei uns sind allein 150 Fans auf der Pressekonferenz. Wo gibt`s denn sowas?

Gerald Huber: Viele Spieler gibt`s, die wechseln doch wegen des Geldes und werden unglücklich. Intelligente Spieler schauen auf die Liga, wie sind die anderen Spieler charakterlich drauf, schauen sich eine Partie mal an und sprechen mit den Verantwortlichen. Und ich kenne hier keinen Spieler, der gesagt hätte, nach Hankofen zu kommen wäre keine gute Entscheidung gewesen. Wenn du als junger Spieler bei uns in der Region ehrgeizig bist und Bayernliga spielen möchtest, dann gibt`s nur eine Adresse.

Das Gespräch führte Mathias Willmerdinger. Hier geht`s zum ersten Teil!

Aufrufe: 01.2.2020, 11:20 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor