2024-06-13T13:28:56.339Z

Pokal
Untrschiedliche Meinungen zum Pokalmodus: Jörg Piana (Kaller SC, links oben), Achim Züll (Nierfeld, oben rechts), Timo Eschweiler (Ülpenich, unten rechts)
Untrschiedliche Meinungen zum Pokalmodus: Jörg Piana (Kaller SC, links oben), Achim Züll (Nierfeld, oben rechts), Timo Eschweiler (Ülpenich, unten rechts)

Haben ungleiche Duelle einen Sinn?

Nicht alle Vereine haben im Pokal Lust auf die "Kleinen"

Die erste Runde im Bitburger-Kreispokal ist ausgelost. Am 19. Juli kämpfen 64 Teams um den Titel. In diesem Jahr sind es aber nur 59 Mannschaften, die tatsächlich in der ersten Runde auflaufen. Mit dem ETSC, Nierfeld, Erftstadt-Lechenich, Kall und Stotzheim haben die fünf Teams, die in der abgelaufenen Saison auf Verbandsebene kickten, spielfrei.

Geplant war dieser Vorteil nicht. „Da aber verhältnismäßig wenig Mannschaften gemeldet haben, wurde dieser Schritt nötig. Wir haben uns dann bewusst für die höherklassigen Teams entschieden“, so der Spielausschuss-Vorsitzende des Fußballkreises, Peter Dierichsweiler.

Zur Regel soll das aber nicht werden. „Wir haben in uns in den vergangenen Jahren in den verschiedensten Sitzungen für diesen Modus ausgesprochen und finden es gut, dass es keine gesetzten Mannschaften gibt. Ich kann die Kritik der Spitzenteams verstehen, aber ein Spiel eines C-Ligisten gegen beispielsweise den ETSC ist eben für den C-Ligisten ein absoluter Höhepunkt“, so Dierichsweiler.

Damit macht sich der Spielausschuss-Vorsitzende nicht überall Freunde. Nierfelds Trainer Achim Züll macht sich schon seit Jahren dafür stark, dass die Mannschaften, die auf Verbandsebene spielen, im Kreispokal gesetzt werden und erst später in den Wettbewerb einsteigen.

Auch Kalls Trainer Jörg Piana kann dem Modus des Pokalwettbewerbs in der derzeitigen Form nicht viel abgewinnen. „Warum werden die höherklassigen Teams nicht gesetzt und greifen erst ab der dritten Runde in den Wettbewerb ein?“, fragt Piana: „Ich möchte einem Kreisliga C- oder B-Verein nicht zu nahe treten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er viel davon hat, gegen den ETSC ran zu müssen. Vom nicht vorhandenen Nutzen für den ETSC mal ganz abgesehen.“

Die ganze Vorbereitung auf die neue Saison sei nach dem derzeitigen Modus nicht planbar. Da die guten Teams meist lange im Wettbewerb vertreten seien, sei es schwierig, gute Testspielgegner zu finden, wenn man doch früh die Segel streichen müsste.

Das ist aber nicht Pianas einziges Argument. „Es sind nur drei Wechsel möglich. Der Rest der Spieler dreht Runden um den Sportplatz. Experimentieren oder Erholungsphasen ist da schwierig. Und ein Endspiel eine Woche vor dem Saisonstart ist auch suboptimal. Andere Kreise lösen so etwas besser“, sagt Piana, der auch für einen späteren Beginn ist. Zudem sei der Rhythmus Mittwoch, Sonntag, Mittwoch alles andere als gut in der Vorbereitung, in der auch noch Urlaubszeit sei.

Im Rhein-Erft-Kreis spielen die unterklassigen Mannschaften im Pokal zunächst unter sich. Erst in der zweiten Runde steigen die Kreisliga A-Teams mit ein. Titelverteidiger und Mittelrheinliga-Aufsteiger Wesseling-Urfeld hat bis zur dritten Pokalrunde frei und kann an den Wochenenden zum Beispiel an hochklassigen Turnieren teilnehmen oder bei Testspielen allen Spielern Einsatzzeiten geben. Fürsprecher für eine Reform des Pokalmodus’ findet man aber nicht nur bei den höherklassig spielenden Teams.

Auch Oliver Bosbach, Trainer von Kreisliga A-Aufsteiger Vernich, zweifelt an der Sinnhaftigkeit von einem Duell gegen den ETSC. Bosbach spricht aus Erfahrung: Im vergangenen Jahr traf Vernich im Viertelfinale auf den ETSC und verlor deutlich. „Natürlich ist es für so kleine Vereine ein Highlight gegen Vereine aus der Landes- oder Mittelrheinliga zu spielen. Dann kommen mal 200 oder 300 Zuschauer, was für den Verein auch schön ist. Aber in der ersten Runde auf solch einen Gegner zu treffen, bringt meiner Meinung nach rein gar nichts“, so der Coach: „Direkt auf einen übermächtigen Gegner zu treffen, der einen vorführt, ist für die Moral nicht förderlich. Ich finde, dass die ersten zwei Runden ohne die ambitionierten Mannschaften, also die auf Verbandsebene spielen, ausgetragen werden sollen.“

Einen ganz anderen Weg würde hingegen Timo Eschweiler gehen. Der Trainer des TuS Ülpenich würde befürworten, dass die höherklassigen Vereine zwangsläufig ab der zweiten Runde aufeinandertreffen.
„Damit wäre der Wettbewerb auch für die kleineren Teams eine interessante Sache. Für gute Kreisliga-Mannschaften wäre dann das Halbfinale realistisch. Auch kleinere Teams könnten je nach Losglück und Tagesform für Überraschungen sorgen und bis ins Halbfinale vorstoßen. In der jetzigen Form ist es doch so, dass die guten Teams fast immer die ersten Plätze unter sich ausmachen“, so Eschweiler.
Wie es der Zufall will, steht bereits fest, dass im Pokal-Wettbewerb ein „Großer“ bereits in Runde zwei die Segel streichen muss. Dann trifft Stotzheim auf Kall.

Aufrufe: 014.7.2015, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tom SteinickeAutor