2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Großkreutz auf dem Abstellgleis

Der Weltmeister von 2014 gehörte zuletzt nicht dem Kader des KFC Uerdingen an. Der 31 Jahre alte Verteidiger dürfte es schwer haben, einen Platz in der Mannschaft zurück zu erobern. Sein Vertrag läuft noch eine Saison.

Es war ein Paukenschlag, für den der KFC Uerdingen im Sommer 2018 sorgte. Die Verpflichtung von Kevin Großkreutz war eine kleine Sensation. Dem damaligen Aufsteiger in die Dritte Liga war es gelungen, einen Weltmeister von 2014 zu holen.

Und doch schien dieser schillernde Typ, der nicht nur durch sportliche Leistungen auf dem Platz für Schlagzeilen gesorgt hatte, irgendwie zum neuen, aufstrebenden, nicht so stromlinienförmigen KFC zu passen.

Eineinhalb Jahre später ist die Liaison zwischen Uerdingen und Großkreutz einer großen Belastungsprobe ausgesetzt, oder sie droht womöglich zu enden – vielleicht, um im Bild zu bleiben, weil der Blondschopf mit dem Herzen noch bei seiner ersten großen Liebe Borussia Dortmund ist, von der er einfach nicht los kommt.

Sportlich betrachtet ist die Situation deutlich, weist die Statistik doch eindeutig den Weg: War Großkreutz in der vergangenen Saison noch Stammspieler, der nur wenige Minuten versäumte, so ist er in dieser Spielzeit nur in acht von bislang 22 Begegnungen zum Einsatz gekommen, wobei ihn zwischenzeitlich auch eine Sperre und eine Hüftverletzung außer Gefecht setzten.

Doch nach der Winterpause hat sich die Situation von Großkreutz weiter verschlechtert. Hatte er in der Hinrunde seinen Platz als rechter Verteidiger an den kampfstarken, bissigen Alexander Bittroff verloren, so konnte der ehemalige Nationalspieler den Platz nun selbst dann nicht mehr zurück erobern, als Bittroff wegen eines Faserrisses in der Wade passen musste. Teamchef Stefan Reisinger und Trainer Daniel Steuernagel gaben nicht nur Boubacar Barry den Vorzug, sondern strichen Großkreutz kurzerhand aus dem Kader für das Spiel in Unterhaching. „Er war nach der letzten Woche nicht 100 Prozent einsatzbereit“, erklärte Reisinger. Der Teamchef eiert nicht rum, sucht keine Ausrede (Verletzung), sondern sagt, dass er mit den Leistungen – in Spiel und Training – unzufrieden ist. Damit sendet er auch ein klares Signal an die Mannschaft: Nur Leistung zählt.

Erschwerend für Großkreutz kommt nun hinzu, dass Barry in Unterhaching eine gute Leistung gezeigt hat. Der 23 Jahre alte, ehemalige U20-Nationalspieler, der von Werder Bremen ausgeliehen ist, überzeugte aufgrund seiner Schnelligkeit und Lauffreude. Reisinger erklärt den Rückzug des zuvor offensiven Mittelfeldspielers so: „Ich sehe ihn eher hinten, vorne hatte er keine Quote.“ Tatsächlich hatte Barry in 18 Spielen kein Tor erzielt und auch keins vorbereitet – zu wenig für den erfolgsorientierten Teamchef.

In Unterhaching gelang es Barry, seinen Gegenspieler mit Hilfe der Geschwindigkeit immer wieder zu stellen. Er sorgt für das notwendige Tempo, das in der Viererkette ansonsten vielleicht unterrepräsentiert ist. Und mit seinen Vorstößen setzte er auch Akzente. Hinzu kommt, dass er ein so genannter Perspektivspieler ist, einer, dem die Zukunft gehört.

Das ist Großkreutz sicher nicht, dessen mit Höhepunkten und Erfolgen gespickte Laufbahn eher ausklingt. Ob das beim KFC Uerdingen sein wird, ist ungewiss.

Aufrufe: 03.2.2020, 20:54 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor