2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Vergangenheit: Sich abklatschende Fußballer wie (v. l.) Jochen Illauer und Georg Fischer gibt es im Trikot des TSV Grafenaschau fürs Erste nicht mehr. Der Verein geht eine Spielgemeinschaft mit der Reserve des SV Ohlstadt ein.  <em>Foto: Mayr/a.</em>
Vergangenheit: Sich abklatschende Fußballer wie (v. l.) Jochen Illauer und Georg Fischer gibt es im Trikot des TSV Grafenaschau fürs Erste nicht mehr. Der Verein geht eine Spielgemeinschaft mit der Reserve des SV Ohlstadt ein.  <em>Foto: Mayr/a.</em>

Grafenaschau und Ohlstadts Reserve machen gemeinsame Sache

Zusammenschluss für das Überleben

Der Zeitgeist hat sich verändert. Ganz gewaltig sogar. Nur auf Profi-Ebene, in den Stadien der Republik und im Fernsehen, da ist Fußball weiterhin des Deutschen liebstes Kind. An der Basis hingegen ziehen nahezu allerorten dunkle Wolken auf.

Ohlstadt/Grafenaschau Längst gibt es zu wenig Nachwuchs, um wie bis vor wenigen Jahren noch jeden auch noch so kleinen Ort mit einem oder gar zwei Herrenteams auszustatten. Immer mehr geht der Trend zu Spielgemeinschaften. Ein Modell, das zumindest mittelfristig Sinn macht, kleinen Vereinen die Existenz retten kann, sportlich höher postierten Klubs zudem mehr Handlungsfreiheit bei der Kaderbestellung verschafft.

Auch im Landkreis Garmisch-Partenkirchen haben derlei Transformationen bereits eingesetzt. Nach dem FC Oberau und dem TSV Farchant schließen sich ab der kommenden Spielzeit zwei weitere Traditionsvereine im Bereich der Senioren zusammen. Zumindest teilweise. So gibt der SV Ohlstadt dem TSV Grafenaschau durch seine Bereitschaft, die verbleibenden Kicker in seiner Reserve aufzunehmen, einstweilen die Möglichkeit, in seiner Gesamtheit weiter zu bestehen. Man sei dem SVO ob dessen Angebot „sehr verbunden“, betont Stephan Schlögel, habe sich während der abgelaufenen Runde bereits „sehr schwer“ getan. „Uns sind einfach die Leute ausgegangen.“

Im Hinblick auf die aktuelle Kooperation zeigt sich Schlögel „sehr zuversichtlich“. Insgesamt und auf Sicht sieht er die Entwicklung in der Region gleichwohl pessimistisch. Ab einem gewissen Alter würden die Kinder nicht mehr so ziehen. Talente mit Potenzial würden von den Nachwuchszentren in Garmisch-Partenkirchen und Murnau angelockt. Für Talentschmieden zweifellos eine feine Sache. Für Schlögel aber auch der „Untergang des Dorffußballs“. Eine weitere Saison in Eigenverantwortung wäre in Grafenaschau fern jeder Realität gewesen. Drei Kicker aus dem aktuellen Kader hören ganz mit dem Fußball auf. Darunter auch Schlögel, der sich selbstständig macht und dessen letzte Amtshandlung der Schulterschluss mit dem SVO war. Auf „fünf bis sechs“ Fußballer schätzt er den Zirkel derjenigen, die fortan am Boschet kicken werden. Der kleinere Rest orientiert sich anderweitig.

In Ohlstadt greift man dem seit vielen Jahren befreundeten Klub nur zu gerne unter die Arme. „Es wäre nicht zwingend notwendig gewesen, ist aber von Vorteil“, ordnet Markus Weber die Dinge aus SVO-Sicht. Nach einem „extremen Jahr“ hätten sich wohl wieder gerade so viele Stammspieler und Rekonvaleszenten eingefunden, um die A-Klasse in ähnlicher Weise wie heuer bestreiten zu können. Doch ein größerer Kader schadet bekanntlich nicht. Ohlstadts Spartenchef jedenfalls findet die Lösung gut. Offiziell schaut man von Jahr zu Jahr. Grundsätzlich aber lasse man „keinen“ im Regen stehen. Weber glaubt an ein längerfristiges Projekt und verdeutlicht den Nutzen: „Der TSV verliert seinen Namen nicht, und auch das tolle Vereinsgelände liegt nicht brach. Das wäre etwas traurig gewesen.“

Wie oft in Grafenaschau trainiert und vor allem gespielt wird, soll im Detail noch vereinbart werden. Für Weber ist allerdings mit Blick auf das Ohlstädter Vereinsleben und Zuschauer-Aufkommen der traditionelle Heimspieltermin alternativlos. „Wir müssen wieder am Sonntag spielen.“ Weitere Kooperationen – zuvorderst beim Nachwuchs – schließt der 53-Jährige für die Zukunft nicht aus. Es gebe immer mal „zähe Jahrgänge“, infolge dessen man sich „gegenseitig“ helfen müsse.

Doch auch Weber blickt nur bedingt optimistisch nach vorne. Durch veränderte Schulzeiten und breiteres Freizeitangebot werde es „immer schwieriger“, Kinder auf das Großfeld zu bringen. „Da musst du schon ein 100-Prozentiger sein.“ Von daher müsse spätestens ab der D-Jugend stets eine „gewisse Bereitschaft“ zum Dialog mit Nachbar-Klubs vorhanden sein. Zunächst aber steht die Vernunftehe mit Grafenaschau im Vordergrund. Sie gilt – die Zustimmung des Fußball-Verbandes vorausgesetzt – nur für Spiele der Ohlstädter Reserve. Sollte sich ein Kicker mit TSV-Spielerpass als überqualifiziert entpuppen, darf er nicht in der Kreisliga eingesetzt werden. „Dazu muss er fest nach Ohlstadt wechseln“, stellt Stephan Schlögel klar.

Aufrufe: 013.6.2019, 11:02 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Oliver RabuserAutor