2024-05-08T14:46:11.570Z

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– Foto: Tobias Dinkelborg

Giuseppe Montalto: „Ich vermisse die Zeit definitiv“

Fünf Jahre lang hat Giuseppe Montalto den TV Kalkum-Wittlaer trainiert und ihn in die Oberliga geführt. Trotz eines etwas unrühmlichen Endes blickt er wehmütig auf diese Zeit zurück. In der ersten Reihe ist der 51-Jährige nie wieder aufgetaucht.

Die Erinnerung an den Moment seines wohl größten Erfolgs bewahrt Giuseppe Montalto zu Hause in seinem Büro auf. „Irgendwo auf meinem Schreibtisch“, sagt er und fängt an zu kramen, „habe ich den ausgeschnittenen Zeitungsbericht von damals liegen.“ Ein großes Bild zeigt den ehemaligen Trainer des TV Kalkum-Wittlaer mit seiner Mannschaft kurz nach dem 1:0-Sieg beim SC Velbert, der den sensationellen Aufstieg in die Oberliga besiegelt hat. Fast sieben Jahre sind seitdem vergangen.

„Das war eine grandiose Zeit“, betont Montalto, „das Schönste, was ich in meiner Laufbahn als Trainer miterlebt habe. Wir hatten ein richtiges Team, waren fast schon eine Familie. Ich denke echt gerne daran zurück.“ Ein wenig Wehmut schleicht sich hörbar in seine Stimme ein. Auch, wenn er sich an das etwas unrühmliche Ende seiner erfolgreichen, fünfjährigen Tätigkeit am Grenzweg erinnert. „In der Oberliga-Rückrunde hat nicht mehr alles so funktioniert, wie man sich das vorstellt“, erzählt der 51-Jährige. „Vielleicht war auch die Erwartungshaltung bei dem ein oder anderen zu groß.“

Sein Amt in Wittlaer hatte Montalto im Sommer 2011 angetreten, vor dem Beginn der dritten Bezirksliga-Saison. Anschließend ging es steil bergauf: Zunächst verpassten die Rot-Gelben den Aufstieg knapp, marschierten danach aber in die Oberliga durch, standen im Viertelfinale des Niederrheinpokals und verdienten sich viel Respekt weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Das Erfolgsrezept: eine stabile Defensive, ein überfallartiges Umschaltspiel und eine beeindruckende Trefferquote. Mindestens genauso wichtig wie die sportlichen Aspekte war jedoch ein anderer Faktor. „Wir hatten in all den Jahren einen großen Zusammenhalt und waren ein eingeschworener Haufen, den es in Düsseldorf zu der Zeit nirgendwo gab“, sagt Montalto.

Nach dem Abstieg aus der Oberliga verließ er den Verein, für den er sich ein halbes Jahrzehnt lang aufgerieben hatte. In die erste Reihe kehrte er seitdem nie zurück. „Am Anfang“, berichtet Montalto, „wollte ich erstmal eine Pause machen, weil ich komplett ausgelaugt war. Ich habe fünf Jahre lang Vollgas gegeben, vieles selber gemacht, war Trainer und sportlicher Leiter in einem. Dann habe ich entschieden, dass die Freizeit und das Privatleben im Vordergrund stehen sollen – und mich bewusst ein bisschen zurückgezogen.“

Stattdessen wollte er sich beruflich weiterentwickeln. Mit Erfolg: Inzwischen arbeitet Montalto bei einem Mobilfunkanbieter als IT-Manager in verantwortlicher Position. Langeweile kommt da nicht auf. „Ich bin sehr gut eingespannt und in der glücklichen Lage, dass sich trotz der Corona-Lage kaum etwas geändert hat. Es gibt eher mehr zu tun als vorher“, sagt er.

Dem Fußball hielt der gebürtige Düsseldorfer trotzdem die Stange. Seit längerem begleitet Montalto einige seiner ehemaligen Spieler; unter anderem Merveil Tekadiomona, der inzwischen beim 1. FC Monheim in der Oberliga unter Vertrag steht. „Ich bin aber kein klassischer Berater, sondern eher ein Unterstützer“, erläutert er. „Ich zeige den Jungs einen möglichen Weg auf und knüpfe Kontakte für sie durch mein Netzwerk. Es gibt einige, die das verdient haben. Und die unterstütze ich gerne.“

Montalto verfolgt seinen Ex-Klub

Zugleich verfolgt er weiterhin die Entwicklung des TV Kalkum-Wittlaer, der mittlerweile in der Bezirksliga spielt und dort wieder gegen den Abstieg kämpft. „Den plötzlichen und schnellen Zerfall zu sehen, war nicht schön. Das tat mir vor allem für den Verein leid“, sagt der 51-Jährige. „Ich habe versucht, über Jahre hinweg etwas zu entwickeln. Aber dann müssen auch alle an einem Strang ziehen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, tritt dieser Effekt ein.“

Vor wenigen Monaten wechselten die Wittlaerer den Trainer. Der ehemalige Jugendcoach Navid Fazeli steht nun in der Verantwortung – aus Montaltos Sicht eine gute Wahl. „Ich habe damals schon gesagt, dass Navid einer der engagiertesten und fähigsten Leute ist, die wir im Verein haben“, betont er. „Mit ihm habe ich sehr gerne zusammengearbeitet. Er war immer aufnahmebereit und ist besonders für die jungen Leute ein guter Ankerpunkt.“

Die Verbundenheit zwischen Montalto und seinem Ex-Klub wird auf ihre eigene Art indes immer erhalten bleiben. „Ich vermisse die Zeit definitiv“, sagt er abschließend. „Ich habe in Wittlaer nicht nur eine Mannschaft trainiert, sondern auch Freunde gefunden.“

Aufrufe: 016.3.2022, 10:40 Uhr
Tobias DinkelborgAutor