2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
"Genieße die Wertschätzung": Giuseppe Catanzaro (rechts) | Foto: Achim Keller
"Genieße die Wertschätzung": Giuseppe Catanzaro (rechts) | Foto: Achim Keller

Giuseppe Catanzaro: Heißsporn für die heiße Phase

Giuseppe Catanzaro glänzt seit seiner Rückkehr zum FSV Rheinfelden +++ Landesliga-Kicker mit Abstiegsduell am Sonntag

Ein Fußballer mit Explosionsgefahr. In doppelter Hinsicht. Läuft Giuseppe Catanzaro auf, steht eines fest: Der 30-jährige Vollblutstürmer brennt. Solange bis es explodiert. Und er explodiert regelmäßig. Einerseits als lodernder Vulkan, der Mitspieler, Unparteiische und Gegner mit seinem Feuer keine Ruhe lässt. Andererseits als Torjäger mit dem besonderen Riecher für die großen Möglichkeiten. „Er weiß, wo das Tor steht“, sagt Joachim Sperker, Sportchef beim FSV Rheinfelden, zur Goalgetter-Qualität seines Wintertransfers, der sich für den Fußball-Landesligisten schon jetzt voll und ganz gelohnt hat.
„Wir wussten, dass er, wenn er fit ist und sich in den Dienst der Mannschaft stellt, eine brutale Verstärkung für uns ist“, ergänzt FSV-Spielertrainer Anton Weis. In der Tat: Seit Catanzaro in der Winterpause nach Rheinfelden zurückgekehrt ist, hat er einen Lauf: Acht Tore aus sieben Spielen sprechen eine deutliche Sprache. „Seine Qualitäten setzt er sehr gut ein“, findet Sperker.

Alles frühsommerlich-gülden glänzend also am Hochrhein? Nicht wirklich. Trotz Catanzaros Lauf steckt der FSV im Abstiegskampf. Drei Spieltage vor Saisonende hängt das Team des Trainerduos Anton Weis und Marc Jilg auf dem 13. Platz fest – dem ersten möglichen Abstiegsrang. Das Auswärtsspiel am Sonntag (15 Uhr) beim FC Freiburg-St. Georgen wird vorentscheidend, der Tabellenzwölfte hat einen Zähler mehr auf dem Konto.

2015/16 war seine statistisch beste Saison: 19 Tore in 18 Landesliga-Spielen

Catanzaro ist kein aalglatter Topspieler, kein ritterlicher Held in glänzender Rüstung. Der ausgebildete Bäcker und Maurer, der derzeit als Chemikant arbeitet, polarisiert und eckt an. „Ich will eben immer gewinnen“, sagt der Deutsch-Italiener schmunzelnd. Wo Fußballkollegen eventuell um den heißen Brei reden würden, spricht Catanzaro erfrischend frei nach dem eigenen Gemüt: „Ich bin halt ein Heißsporn.“
„Das ist seine andere Seite“, findet Sperker. Und sie bricht auch im fortgeschrittenen Alter noch durch. Wie vor zwei Wochen beim 2:7 beim Freiburger FC II: Da sah der Stürmer erst Gelb, nachdem er nach einem Foul den Pfiff des Schiedsrichters verbal ausufernd moniert hatte. Doch auch im Anschluss hatte der Goalgetter noch Klärungsbedarf. „Ich wollte vom Schiedsrichter nur eine Erklärung“, beteuert Catanzaro. Der Unparteiische allerdings deutete das anders und verwies ihn mit Gelb-Rot des Platzes.

Viele Beobachter fühlten sich da an das erste FSV-Gastspiel Catanzaros erinnert. Damals galt er als Top-Stürmer, der sich selbst im Weg steht. Trauriger Höhepunkt: Im Februar 2015 wurde er nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen den Bahlinger SC II für acht Wochen gesperrt. Und das in seiner statistisch besten Saison, als er in 18 Landesliga-Spielen für Rheinfelden 19 Tore markierte.

Dies weckte Begehrlichkeiten. „Damals haben sich viele Teams mit Angeboten gemeldet, auch aus höheren Ligen“, erinnert sich der Rechtsfuß, der einst in Bad Säckingen das Fußballspielen lernte und sich unter anderem in Laufenburg, bei Concordia und dem FC Basel weiteren Schliff als Nachwuchsspieler holte. Über den FC Bad Säckingen, FC Wehr, FC Steinen-Höllstein und SV Weil landete er 2013 beim FSV. Auf der Richterwiese schnürte er bis Januar 2017 die Schuhe, ehe er zum schweizerischen Fünftligisten AS Timau Basel wechselte. Dort blieb ihm der Durchbruch allerdings verwehrt.

„Voraussetzung ist, dass er sich nie über die Mannschaft stellt.“ FSV-Trainer Anton Weis

„Dann bin ich zu meinem Bruder“, berichtet Catanzaro und erklärt: „Das Kollegiale und Freundschaftliche ist mir sehr wichtig.“ Denn Bruder Alessio lief damals für TIG Bad Säckingen auf, in der Kreisliga B. Kurzzeitig hatte der große Bruder Spaß daran, markierte in sechs Spielen 13 Treffer und sieben Vorlagen. Doch „mir war das dann zu wenig“, sagt Catanzaro, der beim 10:1 beim SV Albbruck II an allen TIG-Treffern (acht Tore, zwei Assists) beteiligt war. Im Sommer 2018 wechselte er zum Bezirksligisten SV 08 Laufenburg. „Da gab es dann aber menschliche Probleme“, sagt er. Catanzaro spielte kaum, am Ende nur noch sporadisch in der Reserve.

Und nun also wieder Rheinfelden. Unter einer Voraussetzung allerdings, die Coach Weis erläutert: „Dass er immer im Training ist und sich nie über, sondern in den Dienst der Mannschaft stellt.“ Über den Anruf Sperkers im Winter war Catanzaro sehr erfreut, „denn in Rheinfelden hatte ich meine beste Zeit“. Ob es auch im Falle eines Abstiegs beim FSV für ihn weitergeht, lässt er offen, gesteht aber: „Ich genieße die Wertschätzung, die ich hier bekomme.“ Wie pudelwohl er sich fühlt, zeigt seine Quote.
Aufrufe: 016.5.2019, 18:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor