2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau
Alleine die Neuzugänge sind schon eine Top-Mannschaft (hinten v.l.): Trainer Stefan Hassler, Co-Trainer Gino Parson, Brian Mukasa, Viktor Riske, Burak Avas, Mike Bathomene, Dusan Olujic Daniel Nigbur. Vorne v.l.: Manuel Rasiejewski, Ahmet Marankoz, Sven Kusebauch, Sebastian Schäfer, Max Peter Mohr, Kevin Kaguah.	Foto: Ben.
Alleine die Neuzugänge sind schon eine Top-Mannschaft (hinten v.l.): Trainer Stefan Hassler, Co-Trainer Gino Parson, Brian Mukasa, Viktor Riske, Burak Avas, Mike Bathomene, Dusan Olujic Daniel Nigbur. Vorne v.l.: Manuel Rasiejewski, Ahmet Marankoz, Sven Kusebauch, Sebastian Schäfer, Max Peter Mohr, Kevin Kaguah. Foto: Ben.

Ganz entspannt nach Hause bringen

Elf von Stefan Hassler qualitativ und quantitativ hervorragend besetzt

GIESSEN. Stefan Hassler ist entspannt. Tiefenentspannt wäre wohl ein wenig zu dick aufgetragen. Denn dafür kribbelt es jetzt auch wieder, denn die Saison steht nach langer und intensiver Vorbereitung für den VfB 1900 Gießen vor der Tür. Ganz locker ist der Enthusiast Stefan Hassler dann doch nicht. Wer den Fußball-Lehrer kennt, der weiß, dass er normalerweise kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn etwas nicht rund läuft und auch mit Selbstkritik nicht spart. Doch dazu hat er derzeit keinen Grund.

Wo der 45-Jährige im Vorjahr noch darüber klagte, einen sehr schmalen Kader zu haben, mit ein paar etwas älteren Herren und zudem die Trainingsbeteiligung nicht immer optimal gewesen war, da sind vor dem Start in die Saison 2014/15 alle Hausaufgaben gemacht. „Wir haben im letzten Jahr eine sensationelle Saison hingelegt und mit einer charakterlich super Truppe trotz vieler Widrigkeiten vorne mitgespielt“, blickt Hassler zurück. Um nachzuschieben: „Und haben uns jetzt auf sieben Positionen individuell noch verbessert.“ Das lässt sich gut an.

Tatsächlich hat Teammanager Jörg Dechert in enger Zusammenarbeit mit Hassler und dessen Co-Trainer Gino Parson („der ist auch noch mal richtig gut drauf“) top Leute ins Waldstadion geholt. Über das Können und die (auch noch höher) erprobte Tauglichkeit von Manuel Rasiejewski, Viktor Riske, Sebastian Schäfer, Ahmet Marankoz, Sedat Aktas, Max Mohr, Sven Kusebauch, Mike Bathomene, Kevin Kaguah oder Torhüter Dusan Oljujic muss man nicht debattieren, sie alle bringen das Rüstzeug mit, das ein Verbandsliga-Spitzenteam weiter bringt. Hinzu kommt das herausragende Talent des 18-jährigen Brian Mukasa, der „sich noch ein wenig akklimatisieren muss“, aber auch schon seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat.

„Ich bin sehr zufrieden mit der Vorbereitung“, sagt denn auch Stefan Hassler, der nie weniger als 18,19 Spieler im Training hatte und - ganz im Stile eines Joachim Löw beim Nationalteam - nahezu jede Position „doppelt besetzt“ hat. Was natürlich auch Gefahren birgt, die der Trainer-Routinier nicht leugnen will: „Natürlich wird es entscheidend darauf ankommen, wie sich die Spieler verhalten, die unzufrieden sind“, erklärt Hassler, der die eine oder andere Kraft der vergangenen Runde wohl auch mal auf die Bank verbannen muss. „Ich werde allen Spielern mit Respekt begegnen“, sagt Hassler, der weiß, dass „die Qualität nur dann auch komplett abrufbar ist, wenn alle bereit sind, für die Mannschaft auch einmal persönliche Interessen hinten anzustellen.“

Das Ziel hatte Hassler schon während der vergangenen Runde definiert: „Wir wollen angreifen und um den Aufstieg mitspielen.“ An diesem Vormittag bei Cappuccino und einem Glas Wasser bekommt das Anliegen des VfB-Urgesteins noch eine andere Dimension: „Mein Fernziel war es schon, den VfB wieder nach Hause zu bringen“, sagt Hassler etwas nachdenklich. „Ich habe den VfB abgegeben, als er in der Oberliga war, und Jahre später in der Kreisoberliga übernommen. Jetzt besteht eine realistische Chance, um den Aufstieg mitzuspielen“, erläutert der Coach, dem das Engagement von Jörg Dechert, der bienenfleißig sich um die Auffrischung des Kaders kümmerte, entsprechend viel bedeutet.

Hassler, der auch ein Angebot aus höheren Gefilden hatte, will mit dem Traditionsverein den nächsten Schritt machen. „Es bringt ja keinen weiter, wenn wir jetzt sagen, wir wollen über Jahre in der Verbandsliga Fünfter werden.“

Freilich hat die Definition des Aufstiegs als Ziel („wenn wir Vierter werden, wird sich aber auch keiner beklagen“) dadurch einen besonderen Spannungsbogen erhalten, dass ein paar Kilometer weiter die Watzenborner in noch größerem Umfang eine Aufrüstungs-Industrie etablierten. Wer denn nun einen harten aber herzlichen Zweikampf zwischen den beiden Gießener Vertretern erwartet, der sollte erst einmal beim VfB-Trainer nachfragen, der die Liga aus dem Eff-Eff kennt. „Ich glaube nicht, dass eine Mannschaft abhaut und durchmarschiert wie in den vergangenen Jahren der SV Wiesbaden oder TSV Steinbach.“ Zwar habe Watzenborn von den Namen her das größte Potenzial, aber auch Waldgirmes sei sehr stark und „vor allem eingespielt“. Auch Dietkirchen habe eine „sehr gute Truppe“, Kelsterbach und Eddersheim seien immer wieder gefährlich und nicht leicht auszurechnen. Nicht zuletzt wird natürlich auch der VfB 1900 eine gute Rolle spielen, wie auch die Testspiele mit den Achtungserfolgen gegen die Hessenligisten Hadamar (1:0) und eben Steinbach (3:1) zeigen. Hasslers Fazit lautet gleichwohl: „Da geht keine Mannschaft einfach so durch - auch nicht Watzenborn.“

Vielleicht kommt es bei dieser Anzahl gleichwertig und hochkarätig besetzter Spitzenmannschaften auch auf ganz andere Qualitäten an. „Was mich sehr freut, war der Mannschaftseinstand. Das haben die Spieler alles von sich organisiert. Die haben mit 20 Mann ein Buffet in der Akropolis bestellt, waren dann im Waldsportheim und sind anschließend noch in die Ludwigstraße, alles ohne unser Zutun.“ Stefan Hassler ist begeistert, auch der Teamspirit scheint zu stimmen. Vor dem ersten Spiel in Schröck (Samstag 17 Uhr) stellen so nur die Leistenprobleme von Baunatal-Neuzugang Riske einen kleinen Wermutstropfen im Verbandsliga-Cocktail der 1900er dar. Kann aber Hassler auch nicht umhauen: „Ich freue mich richtig auf die Saison.“ Sagt er ganz entspannt.

Aufrufe: 030.7.2014, 06:30 Uhr
Rüdiger DittrichAutor