2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hörte einen vermeintlichen Pfiff: Torhüter Jens Haas. | Foto: Melanie Müller
Hörte einen vermeintlichen Pfiff: Torhüter Jens Haas. | Foto: Melanie Müller

FV Herbolzheim II mit schöner Fairplay-Geste

FV Herbolzheim lässt ohne Gegenwehr Bombacher Treffer zu

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Das Fairplay-Verständnis ist ein essentielles Gedankengut unabhängig von Sportart oder Spielklasse. Bis vor kurzem haben die Sieger der UEFA-Fairplay-Wertung einen zusätzlichen Startplatz im Europapokal erhalten. Doch man braucht nicht immer international zu denken. Manchmal reicht auch ein Blick ins beschauliche Bombach.

Echte Fußballkenner werden die Champions-League-Begegnung zwischen dem FC Nordsjælland und Schachtar Donezk vom 20. November 2012 wohl noch im Hinterkopf haben. Damals erzielte Luiz Adriano einen heftig kritisierten Treffer für die Ukrainer: Nachdem der Referee die Begegnung auf Grund einer Verletzung unterbrochen hatte, setzte er sie mit Schiedsrichterball fort. Der mittlerweile für Chelsea spielende Willian wollte den Dänen, die im Vorfeld in Ballbesitz waren, die Kugel zurückspielen, doch eben jener Luiz Adriano spritzte dazwischen, erzielte ein Tor gegen den regungslosen Torhüter und feierte seinen Treffer im gellenden Pfeifkonzert der Heimfans. Nach Wiederanpfiff ließ Donezk, auf Anweisung ihres Trainers Mircea Lucescu, Nordsjælland zunächst unbedrängt gewähren, bis Luiz Adriano seine Mitspieler aufforderte die Dänen zu attackieren, was sie letztendlich auch taten.

Dass es auch anders geht, zeigte die zweite Mannschaft des FV Herbolzheim am vergangenen Spieltag. Beim 4:1-Erfolg der Landesliga-Reserve ermöglichten die Gäste dem unterlegenen SV Bombach mit einer spontanen Fairplay-Aktion das zwischenzeitliche 1:3. Was war geschehen? In der 79. Minute meinte der Bombacher Keeper Jens Haas einen Pfiff des Schiedsrichters nach einem vermeintlichen Foulspiel gehört zu haben und spielte dem Herbolzheimer Saifu Dampha den Ball in die Füße. Referee Benjamin Stockmar (Munzingen) hatte aber gar nicht das Spiel unterbrochen und Dampha schob den Ball zur 3:0-Gästeführung lässig über die Linie. Im Glauben ein reguläres Tor erzielt zu haben, bejubelten die Gäste den Treffer, mit dem die Entscheidung wohl gefallen wäre. Im Bombacher Lager hingegen reagierten einige Spieler mit Unverständnis ob des katastrophalen Fehlpass‘ von Keeper Haas, andere mit wütenden Protesten in Herbolzheimer Richtung nach dem kuriosen Tor.

„In Sekundenschnelle kam das Team um Spielertrainer Stefan Hirzler zusammen und entschied, nach dem Anstoß einen Nichtangriffspakt zu bilden“, erklärt FVH-Pressesprecher Volker Kirn die anschließende Szene. Unbedrängt von sämtlichen Gegenspielern konnte der Bombacher Alexander Vordisch somit auf 1:3 verkürzen (80.). „Wir haben die Situation erkannt und wollten nicht unnötig für böses Blut sorgen, auch wenn kein Spieler von uns den Pfiff gehört hatte“, berichtet FVH-Coach Hirzler und ergänzt: „Wir wollten zeigen, dass wir das Spiel auch ohne umstrittenes Tor gewinnen können.“

Dies gelang den Herbolzheimern am Ende auch souverän. Nachdem der FVH in der Anfangsphase die bessere Mannschaft war und durch Tore von Thomas Wild und Jakob Stiefel mit 2:0 in Führung gingen, drückten die Gastgeber vor dem Wechsel auf den Anschlusstreffer. Die Herbolzheimer überstanden die Drangphase und brachten ihren Vorsprung in die Halbzeitpause. Im zweiten Durchgang fanden die Gäste wieder zu ihrem Spiel und ließen sich auch nicht von dem ungewöhnlichen Ereignis aus der Fassung bringen. Drei Minuten nach dem Bombacher Tor setzte Wild mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt zum 4:1-Auswärtserfolg für den Tabellenzweiten, der durch den Dreier nach Punkten mit Spitzenreiter SG Broggingen/Tutschfelden gleichzog.

Aufrufe: 04.10.2016, 16:48 Uhr
Matthias Kaufhold & Alexander Bleiziffer (BZ)Autor