2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
F: Misterfutsal
F: Misterfutsal

Futsal-Skandal: Hohenstein ließ ukrainische Stars einfliegen

Die Spieler Tmenov, Shcherysia und Melnyk des VfL 05 Hohenstein-Ernstthal spielen normalerweise in einer osteuropäischen Profiliga

Verlinkte Inhalte

Vor rund einem Monat schied der MCH Sennestadt im Viertelfinale der Deutschen Futsal-Meisterschaften gegen den VfL 05 Hohenstein-Ernstthal aus. Schon damals wunderte sich FuPa Ostwestfalen über die Spieler des VfL Hohenstein – kaum einer war im System zu finden – und spekulierte über hinzugekaufte ausländische Futsaler. Wie das Branchenportal Misterfutal jetzt bestätigt, hatte FuPa Ostwestfalen Recht: Die ukrainischen Akteure sind im geregelten ukrainischen Futsal-Spielbetrieb aktiv und wurden nur für das Viertelfinale eingeflogen. Misterfutsal liegen interne Informationen und Dokumente aus dem Schriftverkehr zwischen dem MCH Futsal Club Sennestadt, der Kommission Futsal des DFB, des Landesverbandes Westfalen und des Landesverbandes Sachsen vor, die diesen Vorgang bestätigen. Die Einzelheiten des Skandals:

Nach Recherchen von Misterfutsal handelt es sich um die folgenden Spieler: Mykyta Tmenov (ukrainisch/kyrillisch: Никита Тменов), Yurii Shcheryisia (ukrainisch/kyrillisch: Юрий Щерица) sowie Jurii Melnyk (ukrainisch/kyrillisch: Юрий Мельник) spielen aktuell (Spielberichtsbogen vom 11. März 2017) nachweislich im ukrainischen Futsal in der Superliga KFL 2016/17 des Kiewer Verbandes bei der Mannschaft „Epizentrum К2“ (Эпицентр К2). Außerdem gebe es ein Highlight-Video vom Spiel gegen Chumazkij Schljah-Academica (ЧША).

In diesem Video seien die Futsaler Tmenov, Shcherysia und Melnyk eindeutig zu erkennen. Besonders kurios: Parallel zum Viertelfinale der Deutschen Futsal-Meisterschaft 2017 wurde in einem Spielbericht zum zeitgleichen Spieltag der ukrainischen Superliga KFL am 25. März 2017 in Bezug auf den Tabellenführer und neuen Meister „Epizentrum К2“ (Эпицентр К2) darauf hingewiesen, dass sich deren wichtigsten Stammspieler auf „Reisen“ befanden. Klingt unglaublich? Ist es auch. Die „Urlauber“ Tmenov, Melnyk und Shcheryisia spielten nämlich stattdessen im Dress des VFL 05 Hohenstein-Ernstthal in Bielefeld gegen den MCH Sennestadt.

Auch der Präsident des ukrainischen Futsal-Verbandes, Sergey Velichko, bestätigte dies am Telefon. „Die von Ihnen genannten Futsaler sind bei uns bekannte Spieler und aktuell die besten der Liga. Ein Spieler der KFL ist nur in seinem Verein spielberechtigt und insoweit an diesen gebunden, dass er keine parallelen Verträge bei anderen ukrainischen Vereinen unterschreiben darf. Es ist mir jedoch bekannt, dass einige unserer Spieler nebenbei im Ausland spielen, um Geld zu verdienen. Wir sehen das natürlich nicht gerne, aber bei der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Ukraine ist den Spielern kein Vorwurf zu machen und als Verband kann man ihnen Aktivitäten außerhalb der Ukraine nicht verbieten. Für ein mögliches Verbot sind die Regularien der Verbände zuständig, in welchen unsere Spieler parallel spielen. Wenn ein Verband aktive Spieler aus dem Ausland erlaubt, dürfen unsere Futsaler teilnehmen, wenn nicht – dann nicht.“

Stellt sich automatisch die Frage, was dazu in den DFB-Regularien steht. Dort heißt es eindeutig: „Spieler, die eine Futsal-Spielberechtigung für einen Verein im Ausland besitzen, sind nicht spielberechtigt. Außerdem ist der Einsatz von Spielern, die nach dem 31. Januar des jeweiligen Jahres in Qualifikations-Wettbewerben der Landes- und Regionalverbände für die Deutsche Futsal-Meisterschaft bereits für andere Mannschaften zum Einsatz gekommen sind, nicht zulässig.“

Clever wie der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal aber war, hatten Mittelsmänner bereits für alle ukrainischen Spieler am 9. November 2016 den Passantrag beim sächsischen Fußballverband eingereicht. Knapp eine Woche später, am 17., wurden alle Anträge mit den entsprechenden Spielerpässen versehen. Damit hatte Hohenstein alle DFB Regularien erfüllt. Das bestätigte der DFB auch gegenüber FuPa Ostwestfalen. „Durch die uns vorliegenden Unterlagen können wir beim gegenwärtigen Sachstand nur feststellen, dass alle genannten Spieler eine gültige Futsal-Spielerlaubnis für den Verein VfL 05 Hohenstein-Ernstthal besitzen.“

Damit ist die Geschichte für den Deutschen Fußball Bund durch. Für alle Futsal-Fans bestimmt aber noch lange nicht. Schließlich wünschen sich alle nichts mehr, als einen ehrlichen und vor allem fairen Sport. Der Verein VfL 05 Hohenstein-Ernstthal ist ein abschreckendes Beispiel. So darf der Futsal in Deutschland nicht verkommen. Oder wie Misterfutsal es treffend formuliert – „sonst könnte es das Tschernobyl des Futsals werden.“

Aufrufe: 016.4.2017, 20:10 Uhr
FuPaAutor