2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Toni Lempke setzt bei Ballverlusten speziell auf ein konsequentes Gegenpressing.F: Voigt/Selleng
Toni Lempke setzt bei Ballverlusten speziell auf ein konsequentes Gegenpressing.F: Voigt/Selleng

"Fußball ist einfach mein Ding"

Krieschows Neu-Trainer Toni Lempke im Gespräch mit FuPa Brandenburg

Er ist gerade einmal 32 Jahre alt und dennoch schon Cheftrainer einer Brandenburgligamannschaft. Nachdem am 02. März das bisherige Trainerteam Fandrich/Besser beim VfB Krieschow zurückgetreten war, übernahm Toni Lempke kurzfristig die Aufgabe des "Feuerwehrmanns". Mit FuPa Brandenburg sprach er nun über die Mission Klassenerhalt, die Arbeit mit jungen Spielern und seine Vorliebe für aggressives Gegenpressing.
Bereits zu Beginn des Gesprächs ist dem 32-jährigen ehemaligen Spieler von Energie Cottbus, der alle Nachwuchsmannschaften bis hoch zu den Profis durchlief, das Feuer für die neue Aufgabe spürbar anzumerken. Das Treffen findet in einer Hotelbar statt - nebenbei läuft das Champions-League-Spiel zwischen Zenit St. Petersburg und Benfica Lissabon. Ohne großen Anlauf analysiert der Neu-Chefcoach die Spielzüge eben jener Achtelfinalpartie bis ins kleinste Detail und überrascht dabei mit einer äußerst vielseitigen Kenntnis über verschiedenste taktische Systeme. Und das obwohl Toni Lempke aktuell keinen Trainerschein besitzt. "Es ist richtig, dass ich die notwendige Lizenz erst noch abschließen muss. Eine Anmeldung für die B-Lizenz ist jedoch bereits beim Landesverband eingereicht", so der ehemalige Mittelfeldspieler, der unter anderem auch für die SpVgg Bayreuth, die SG Blau-Gelb Laubsdorf und den BSV Guben Nord aktiv war.

Dennoch scheint der "Feuerwehrmann", der kurzfristig die zurückgetretenen Holger Fandrich und Olaf Besser ersetzen musste, einen handfesten Plan für die Mission Klassenerhalt in der Tasche zu haben. So gibt Lempke im weiteren Verlauf des Gesprächs einen detaillierten Einblick in die Spielphilosophie, die er seinen Schützlingen umgehend einzuimpfen versucht. Dabei steht ein aggressives Gegenpressing im speziellen Fokus des Neu-Trainers. "Es ist einfach Fakt, dass eine Balleroberung tief in der gegnerischen Spielhälfte unmittelbar zu Torchancen führt. Das sieht man äußerst gut an den großen erfolgreichen Teams in Europa. Mit ihrem aggressiven Verhalten unmittelbar nach einem Ballverlust lassen sie dem Gegner kaum eine Chance zur Entfaltung und provozieren somit Fehler. Daran versuche ich mich zu orientieren. Denn ich glaube auf diese Weise haben wir langfristig die größten Erfolgschancen.", so Lempke in Bezug auf seine favorisierte Spielweise.

Zeitgleich räumt der 32- Jährige jedoch auch ein, dass das Gegenpressing nicht als alleiniges Helmittel für die Situation der Krieschower angesehen werden kann. Vielmehr sei es wichtig auch an der Spieleröffnung zu arbeiten und taktische Kenntnisse weiter zu vertiefen.
Und die Veränderungen Lempkes scheinen durchaus erste Früchte zu tragen. Immerhin wurde der Amtsantritt gleich mit einem 3:1-Erfolg in Eisenhüttenstadt vergoldet, den der hauptberufliche Spielerberater wie folgt kommentierte: "Da ich bisher noch nicht so viel Zeit mit dem Team hatte, haben wir natürlich noch einige Dinge vor uns. Kurzfristig habe ich mit den Jungs deshalb hauptsächlich an der Taktiktafel gearbeitet und ein bisschen an unserem Aufbauspiel gefeilt. Glücklicherweise hat das gegen Hütte gleich gepasst, wobei ich natürlich nicht so blauäugig bin und glaube, dass wir nun aus dem Gröbsten raus sind. Denn mit Waltersdorf steht bereits der nächste harte Gegner in den Startlöchern".

Selbst gegen Ende des Gesprächs - mittlerweile sind etwas mehr als zwei Stunden vergangen - wirkt der neue VfB-Coach noch hellwach und scheint noch stundenlang weiter über die schönste Nebensache der Welt philosophieren zu können."Fußball ist einfach mein Ding", begründet Lempke diesen geschilderten Eindruck lachend. Dennoch ist nicht sicher, ob der 32-Jährige auch über den Sommer hinaus auf dem Krieschower Chefsessel Platz nehmen wird. So gab Lempke diesbezüglich zu Protokoll: "Ich bin jetzt erst einmal eingesprungen, da nach dem Rücktritt von Holger Fandrich und Olaf Besser kurzfristig kein adäquater Ersatz verfügbar war. Zwar kursierten ein paar Namen im Raum, jedoch gab es am Ende keine passende Lösung. Ob ich die mir übertragene Aufgabe auch über den Sommer hinaus wahrnehme oder nicht, wird sich zeigen. Fakt ist, dass ich gern mit jungen Spielern arbeite und diese weiterentwickeln will. Die Fortsetzung meiner Trainerlaufbahn kann ich mir also auch langfristig äußerst gut vorstellen."

Mit Toni Lempke sprach Tobias Voigt


Aufrufe: 010.3.2016, 22:30 Uhr
Tobias VoigtAutor