2024-05-24T11:28:31.627Z

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Freiburgs Erstliga-Fußballerinnen scheitern im DFB-Pokal

SC-Frauen verlieren 0:1 in Essen +++ Zum dritten Mal platzt der Traum vom Finale +++ "Ich bin wahnsinnig enttäuscht", sagt SC-Managerin Birgit Bauer

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Currywurst - sensationell. Berge von Currywurst schwimmen in einem roten Meer auf den Platten der Verpflegungsmeile im VIP-Raum des Stadions Essen. Wer den Ruhrpott nicht kennt, könnte vielleicht auf den Gedanken kommen, die Gastgeber des Halbfinales im DFB-Pokal wollten ihren Besuchern ganz bewusst Rot-Weiß als Mahlzeit auftischen - jene Farben also, aus denen traditionell auch die Trikots der Erstliga-Fußballerinnen beim SC Freiburg bestehen.
Doch es ist nur Zufall, dass die Köche an der Hafenstraße just Rot-Weiß servieren. Currywurst ist so eine Art Nationalgericht in den einstigen Stahlkocher-Metropolen an Rhein und Ruhr. Erst isst man sich also satt, und dann sieht man sich satt an einem Spiel, von dem sowohl SGS-Trainer Magnus Högner als auch SC-Coach Dietmar Sehrig hinterher unisono erklären werden, es sei "Werbung für den Frauenfußball" gewesen. Die Partie bezieht ihren Reiz aus der Tatsache, dass sich da zwei Teams auf Augenhöhe treffen - und dass beide schon zum dritten Mal in ihrer Geschichte den Versuch unternehmen, ein Halbfinale im Pokalwettbewerb für sich zu entscheiden. Nie zuvor war die Chance für die Freiburgerinnen dabei so groß wie an diesem Samstag. Im Jahr 2005 unterlagen sie dem Über-Gegner 1. FFC Frankfurt mit 0:1, in der Saison 2012/2013 scheiterten sie mit 0:5 am VfL Wolfsburg - auch das eine Liga-Größe.

Sandra Starke hätte nur noch einschieben müssen

Die SGS Essen indes scheint nun endlich einmal ein schlagbares Gegenüber zu sein. Wäre da nicht der zwölfte Mann - oder auch die zwölfte Frau, wenn man so will. Die 2312 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion Essen schreien und jubeln ihr Team 120 Minuten lang nach vorn während der dahin wichtigsten Partie in der Vereinsgeschichte der SGS. "Ich bedanke mich bei diesem großartigen Publikum", erklärt Essens Coach Högner am Ende, und auch Dietmar Sehrig sagt, jener "zwölfte Mann" auf den Tribünen habe am Ende womöglich den Unterschied ausgemacht.

Dabei müssen sich die Essener Fans lange, sehr lange gedulden, bevor sie die erste echte Torchance zu sehen bekommen. Die beiden Teams beginnen so nervös, dass sie zumeist gar nicht erst übers Mittelfeld hinaus kommen. Ein Ballverlust folgt dem anderen, und als die Freiburgerin Sylvia Arnold in der 13. Minute erstmals eine reelle Chance zum Abschluss bekommt, segelt ihr Distanzschuss von halbrechts doch deutlich am Tor vorbei. Nickligkeiten häufen sich, und Schiedsrichterin Marina Wozniak sieht, da sie die Bedeutung des Spiels für beide Seiten kennt, großzügig über die eine oder andere Unsportlichkeit hinweg.

Mit einem 0:0 geht es in die Kabinen, und auch in der zweiten Halbzeit will das Runde einfach nicht ins Eckige. SC-Stürmerin Sandra Starke etwa müsste eigentlich nur noch einschieben neun Minuten nach dem Wiederanpfiff. Vollkommen frei läuft sie auf Essens Torfrau Lisa Weiß zu, eine Riesen-Chance bietet sich ihr, doch dann versagen ihr die Nerven. Ihr Schüsschen kullert nach links ins Aus. Der SC agiert im Anschluss deutlich souveräner auf dem Platz, hat auch viel Ballbesitz, doch die Zeit verrinnt, und die Essenerinnen scheinen die größeren Energiereserven mit auf den Platz gebracht zu haben. "Vielleicht waren wir nach hinten raus, nach 80 oder 90 Minuten, etwas stärker", formuliert es SGS-Coach Högner. 0:0 heißt es allerdings auch nach der zweiten Halbzeit, das Spiel geht in die Verlängerung. Gerade eine Minute ist gespielt, da muss Freiburgs Torhüterin Laura Benkarth mit einer Klasse-Parade gegen die in der 60. Minute eingewechselte Isabelle Wolf retten. Nach dem Seitenwechsel ist es dann die in der 101. Minute ebenfalls neu ins Spiel gekommene SGS-Abwehrspezialistin Sarah Freutel, die die Essener Fans mit dem Tor des Tages erlöst. Die 21-Jährige profitiert dabei von einer Fehleinschätzung der SC-Defensivabteilung. Die Freiburgerinnen spekulieren auf Abseits, doch Referee Wozniak lässt weiterspielen. Freutel läuft frei auf Benkarth zu, und der bleibt keine Chance.

SC-Coach Dietmar Sehrig gratuliert der SGS Essen

Das war's, die Essenerinnen liegen sich minutenlang in den Armen, stürmen nach dem Duschen die VIP-Räume, fallen über die Currywurstplatten her, singen, lachen, jubeln, während die Freiburgerinnen sehr still ihre Heimreise antreten. "Ich bin wahnsinnig enttäuscht", sagt SC-Managerin Birgit Bauer. "Wir haben all das, was wir uns vorgenommen haben, nicht umsetzen können." Ihr Team sei nie so ins Spiel gekommen, wie es sich das erhofft hatte. "Vielleicht waren wir auch ein bisschen zu nervös." SC-Coach Sehrig spricht von einem "intensiven Spiel", das mit einem einzigen Tor entschieden worden sei: "Gratulation nach Essen."

Die SGS trifft nun im Endspiel am 17. Mai in Köln auf Frankfurt. Der 1. FFC hat sich im zweiten Halbfinale mit 2:0 (1:0) gegen den badischen Zweitliga-Tabellenführer SC Sand durchgesetzt. Freiburgs Traum vom Finale platzt nun schon zum dritten Mal. Doch so spielstark, wie sich der SCF in Essen phasenweise präsentiert hat, sollte er in dieser Saison nun wenigstens sicher die Klasse halten. Das Auswärtsspiel am Samstag in Duisburg kann in dieser Hinsicht fast schon letzte Gewissheit bringen.

Der SC spielte mit: Benkarth, Hegenauer, Clark, Abbè, Savin (107. Störzel), Igwe, Leupolz (100. Krüger), Arnold, Maier (76. O'Sullivan), Däbritz, Starke.

Aufrufe: 013.4.2014, 22:00 Uhr
Andreas Strepenick (BZ)Autor