Ihlas Bebou oder Shinta Appelkamp von der Fortuna, Mathias Niederberger von der DEG – Düsseldorfs Sportvereine haben immer wieder Spieler hervorgebracht, die es weit geschafft haben. So wurde Niederberger mit den Eisbären Berlin Meister, stand am Samstag mit der Nationalmannschaft im Halbfinale der Eishockey-WM.
Im Nachwuchs der hiesigen Spitzenvereine finden sich aber bei weitem nicht nur Düsseldorfer Kinder und Jugendliche, auch Fortuna und DEG schicken ihre Späher auf Reisen, gerade in den höheren Altersklassen kommen die Talente von überall her, teilweise aus dem Ausland. Die lebten dann im Fliedner-Internat der Diakonie. Dort ist die Unterbringung künftig jedoch nicht mehr möglich, und so haben sich die beiden Klubs, das Sport- und das Jugendamt sowie der Jugendhilfeverein Trotzdem e.V. etwas Neues überlegt: Düsseldorfs Spitzennachwuchs soll bei Gastfamilien unterkommen.
Die werden nun gesucht. Bewerben können sich Familien, Paare wie Einzelpersonen, mit oder ohne weitere Kinder, mit Wohnungen oder Häusern. Wichtig ist nur, dass die jungen Sportler dort ein eigenes Zimmer bekommen. Und natürlich soll ihnen ein Umfeld geschaffen werden, das sich nicht negativ auf ihre Leistungen auswirkt, im Sport wie in der Schule. „Es geht darum, ihnen mehr Familiengefühl zu geben“, sagt Michael Staade, Vorsitzender des DEG-Stammvereins, der formal von den Profis getrennt ist und sich um die Jugend kümmert. Zwischen fünf und zehn Spieler von außerhalb hat die DEG jede Saison in ihrer U17 und der U20. Für die konnte Staade grundsätzlich auch mit der Internatslösung leben, „aber das ist immer auch ein bisschen wie im Hotel. Wir hoffen, dass sie jetzt ein richtiges Zuhause finden, gerade für Minderjährige ist das wichtig“.
Fortuna handhabt das Thema etwas anders. „Unsere Philosophie ist und bleibt, in erster Linie mit Talenten aus der Region zu arbeiten“, sagt Frank Schaefer, der Direktor des Nachwuchsleistungszentrums. „Aber es wird immer auch punktuell Ausnahmen geben, und für diese ist dieses Projekt angedacht, weil es unsere Optionen erweitert.“ Drei junge Fußballer waren im Fliedner-Internat untergebracht, in Zukunft können es ein paar externe Talente mehr werden, doch der Schwerpunkt soll weiter bei Spielern aus der Region liegen.
Selbst für diese könnten Gastfamilien aber ein Thema werden. „Es gibt ja Jugendspieler, die vielleicht nur 60 Kilometer entfernt wohnen, aber dreimal umsteigen müssen, um mit dem Bus zum Training zu kommen“, erklärt Schaefer. „Dabei verlieren die Jungs viel Zeit. Durch die Aufnahme bei einer Gastfamilie könnte man Schule und Fußball besser zeitlich komprimieren. Dies werden aber immer Einzelfallentscheidungen sein.“
Im Idealfall favorisiert die Fortuna ein Modell, in dem die Spieler bei vereinsnahen Personen untergebracht werden, zum Beispiel Klubmitarbeiter, Gremien- oder Vereinsmitglieder. Schaefer: „Aber auch ein externer Interessentenkreis kann sich gerne melden. Wir haben mit der Kommunikation begonnen und werden diese weiter forcieren.“
Die Kosten bekommen die Gastfamilien erstattet, teilweise von den leiblichen Eltern, teilweise über das Projekt. Das umfasst auch Sozialarbeiter, denn es soll vor allem um die Entwicklung der Jugendlichen gehen – auch in der Schule, aber natürlich auch um den Sport.
Info Wer Interesse daran hat, ein Talent bei sich einziehen zu lassen, kann sich beim Trägerverein Trotzdem e.V. melden, bei Jan van der Koelen; E-Mail jan.van-der-koelen@trotzdem-ev.de oder telefonisch unter der 0163/4880813.