2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Ekrem Emirosmanoglu, hier noch im Trikot des SV Türkgücü Ippesheim, soll die SG Weinsheim zum Klassenerhalt schießen.
Ekrem Emirosmanoglu, hier noch im Trikot des SV Türkgücü Ippesheim, soll die SG Weinsheim zum Klassenerhalt schießen. – Foto: Thies Meyer/Gökhan Bariskan

Försters "Achse der Routinierten"

SAMMELVORSCHAU BEZIRKSLIGA NAHE +++ SG Weinsheim vor dem vorentscheidenden Bezirksliga-Kellerduell gegen TuS Hackenheim +++ Mit Endres, Thiel, Kurz und Emirosmanoglu

Weinsheim. An einem warmen Sonntag, es war der 1. September 2019, spulte der gelernte Stürmer nochmal alle Arbeitsroutinen ab. Im gekachelten Keller des Winzenheimer Sportheims schnürte Ekrem Emirosmanoglu (31) die Schuhe, sprach zu seiner Elf wie immer, und auf dem heißen Plastikrasen machte er ein paar Minuten später das, was sie bei Türkgücü von ihm erwarteten: Tore. Mit einem Doppelpack schoss Coach Emirosmanoglu, heute seit einem halben Jahr ohne Pflichtspiel, die Ippesheimer zu einem 4:2 über die SG Veldenzland – zwei Wochen später war Schicht. Und Emirosmanoglu weg. „Eine Leistung hängt nie an nur ein, zwei Spielern. Man braucht die ganze Mannschaft“, gibt sich einer der erlesenen Techniker der Region drei Tage vor dem Comeback im Trikot der SG Weinsheim bescheiden. Ja, demütig.

Der FuPa-Newsletter für unterwegs: Meldet euch jetzt über das Widget an und lasst euch die Top-News direkt auf euer Smartphone schicken. Über die Messenger Notify und Telegram erhaltet ihr die Neuigkeiten direkt über die Push-Funktion. Ihr wollt lieber über WhatsApp informiert werden? Kein Problem: Einfach die Nummer abspeichern und uns täglich den Befehl ‚#news im Chat an uns senden.

Im September beendete Emirosmanoglu ein Engagement bei Türkgücü, das über sechs Jahre hielt. Mitten in der Saison. Nach 149 Liga-Vorstellungen, geschmückt mit, Wahnsinn, 124 Treffern. Vor Weihnachten sagte er einer SGW zu, die, Stand heute, mit elf mageren Punkten nur auf ein Wunder hoffen kann. Die Quote des Neuen: Anlass zum Glauben. „Er hat eine brutale Erfahrung, er zieht die Leute mit. Die Jungen raffen sich an ihm hoch. Da legt man, unbewusst, eine Schippe drauf“, sagt Weinsheims Trainer Marc Förster (46), jener Motivator, der einem Team, das nicht trifft, ständig Mut zu proklamieren hat.

An 13 Spieltagen müssen am Palmstein zehn Punkte aufgeholt werden. Aufgeholt, nicht geholt! Utopie eigentlich. Doch Förster greift tief in die Trickkiste. Nicht nur Emirosmanoglu baut er ein – sondern er drapiert die gesamte SG-Formation mit einer Achse der Routine: im Kasten Andreas Endres, davor Oli Kurz, angehängt der neue Türke und Co-Trainer Steven Thiel. Das Ü30-Quartett, 134 Jahre Lebenserfahrung. Weit genug, um die Tricks und Tücken der Branche zu erkennen. „Klar, mit einer Einzelaktion kannst du ein Spiel entscheiden. In der 90. Davor aber muss die ganze Mannschaft die Null halten“, versucht Emirosmanoglu einer grünen Truppe einzutrichtern, „das heißt für alle, dass man sich nicht auf zwei, drei Leute verlässt“.

Nur aufs Kollektiv. Welches eben getragen wird von den Vieren, allen voran von der Tormaschine mit Oberliga-Erfahrung. Existieren da realistische Hoffnungen? Sie müssen. „Man kann so viele Punkte aufholen. Das haben die Jungs vor zwei Jahren gezeigt. Oder Karadeniz letzte Saison“, zementiert Förster. „Dafür gibt es ab jetzt aber kein Unentschieden mehr.“ Nur noch: Siege, Siege, Siege.

Mit dem Rücken steht die SGW zur Wand – am Sonntag (15 Uhr) das Schicksalsspiel beim TuS Hackenheim, dem Vorletzten. Nicht punkten verboten, der Kellerkracher mutet an als letzter Strohhalm. In einer Klasse, in der wirklich alles machbar ist, scheint das auf dem Papier kein Problem. Wäre da nicht immer die Sache mit dem Abwärtsstrudel…

„Man braucht den Lauf von vier, fünf Dreiern in Serie. Wenn du jetzt sechsmal Remis spielst, kannst du dich natürlich auf die A-Klasse vorbereiten“, weiß Förster. Emirosmanoglu bedient die naturgemäßen Durchhalteparolen: „Du musst jedem klarmachen, um was es geht. 100 Prozent müssen kommen. Es heißt nicht umsonst: Abstiegskampf.“ Bei sicheren drei, eventuell gar vier Pechvögeln, die in die A-Klasse sacken, läuten am Palmstein die Alarmglocken. Und die Hackenheimer, obendrein, gehen ins Spiel mit der Praxis aus zwei Anläufen im Jahr 2020. Einer endete am Mittwoch mit einem Punkt in Planig. „Wenn du da gewinnst, hast du eine breite Brust. Wenn du verlierst, musst du wieder alle aufbauen“, betont Förster die Endspiel-Atmosphäre.

Die Sache kann man drehen, wie man will. Weinsheim braucht den Sieg, unbedingt. Dafür schleuste es Emirosmanoglu ein. Den erfahrenen Mann, auf dem ziemlich viele Hoffnungen ruhen.



Drei Duelle, die es in sich haben

SG Veldenzland – Türkgücü Ippesheim: Es geht um nicht weniger als die Frage, wer die Chancen auf den Aufstieg wahrt- Auch wenn das, so die offiziellen Klubstatements, keiner von beiden ernsthaft vorhat. Beim 4:1 über Hackenheim sah Coach Savas Kaya eine „hoch effiziente“ Türkgücü-Elf, die SGV hangelte sich im Friedrich-Moebus-Stadion zu einem spektakulären 3:3 gegen die Eintracht. Wenn Ippesheim verliert, ist es raus aus dem Rennen. Vorteil Veldenzland.

Karadeniz Bad Kreuznach – SG Guldenbachtal: „Wir haben zwei Eigentore geschenkt“, war das ernüchterte Fazit von Beytullah Kurtoglu nach dem 2:2 gegen Birkenfeld. Im Kampf um die Relegation warf das seine spielstarke Truppe nur etwas zurück – Guldenbachtal verlor dagegen vor zwei Wochen das Nachholspiel gegen den SCB. Allerdings zeigte die Formkurve der SG vor Weihnachten wieder nach oben. Nach sechs sieglosen Spieltagen in Folge.

SG Alsenztal – SG Hüffelsheim: Das Testprogramm lässt hoffen. Gegen die Bezirksliga-Vertreter aus dem Donnersbergkreis fuhren Maxi Bauers Alsenztaler in der Vorbereitung starke Resultate ein – bekanntlich bringen die aber nichts, bis auf ein gutes Gefühl. Ins neue Jahr startet die SGA gleich mit der härtesten Bewährungsprobe, die es in der Klasse geben kann. Mit dem Spitzenreiter, der die Meisterkrone anpeilt. Auch die Hüffelsheimer sind 2020 noch ohne Pflichteinsatz.

Aufrufe: 06.3.2020, 09:04 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor