Kochel – Mit zwei Siegen am Stück sind die Fußballer des FC Kochelsee-Schlehdorf nun in der Tabelle in der Region ihres eigenen Anspruchs angekommen. Ein wesentlicher Baustein im Team ist Florian Kammerlochner, mit 23 Jahren bereits Anführer und beim jüngsten 2:1-Erfolg in Höhenrain Doppeltorschütze. Im Interview mit unserem Mitarbeiter Oliver Rabuser äußerte sich der angehende Bautechniker über den neuen Spielstil des FCKS, seine Rolle als Kapitän und die sportlichen Ambitionen.
Herr Kammerlochner, Ihr Doppelpack war der Sockel für den ersten Auswärtserfolg. Zuvor trafen Sie schon in Wielenbach. Streben Sie nunmehr eine Karriere als Torjäger an?
(lacht) Nach einer so langen Verletzung und Corona hat das mal richtig gut getan. Den Doppelpack nehme ich gerne mit.
Sie sprechen Ihre Verletzung an. Ist da jetzt alles in Ordnung?
Naja, ich habe mir im September 2019 in Münsing das Kreuzband gerissen. Das Band wuchs nach der ersten Operation nicht fehlerfrei an, ich konnte das Knie nicht komplett durchstrecken. Bei der zweiten OP haben sie wieder einen Teil herausgenommen, sodass eigentlich zu wenig Materie im Knie ist. Jeder Pressschlag ist eine Überlegung. Momentan traue ich mich aber ganz gut dagegenzuhalten. Ich bin aktuell sehr optimistisch.
Eine Auffälligkeit im Spiel des FCKS ist die Diskrepanz zwischen optischer Überlegenheit und dem Ertrag daraus. Woran liegt´s?
In Höhenrain war es brutal. Du sprintest 20 Meter und bist total platt, so schwül war es da. Obwohl unser Fitnessstand aus meiner Sicht gut ist. Insgesamt müssen wir die finalen Zuspiele auf unsere schnellen Stürmer besser hinbekommen.
Unter Trainer Maxi Wagner spielt Ihr plötzlich eine Art Ballbesitz-Fußball. Auffällig, im Vergleich zu dem früheren Ex- und Hopp-Fußball ...
Definitiv. In den vergangenen Jahren gab es eigentlich nur eine Fünferkette hinten und bei Ballgewinn per Konter nach vorne. Wir müssen in die Köpfe bekommen, dass wir das Spiel selbst bestimmen. Viele Gegner lassen uns gar keine andere Wahl. Dazu brauchen wir noch mehr Ruhe am Ball, und auch der Kopf muss zu 100 Prozent mit dabei sein. Sonst passiert so etwas wie gegen Perchting: Fünf Minuten nicht untereinander kommuniziert, und schon fängst du zwei blöde Tore.
Wie bewerten Sie generell die Arbeit des neuen Trainers?
Er bringt uns absolut weiter. Wie man auch an der Entwicklung einiger Spieler, wie zum Beispiel des jungen Michi Schratt sieht. Klar, er war selbst ein Bomben-Kicker (2004 bis 2008 beim BCF Wolfratshausen, Anm. d. Red.). Und für seine erste Station als Cheftrainer macht er einen überragenden Job.
„Wenn du das richtig vorlebst, kannst du deine Mitspieler auch mitreißen.“
Florian Kammerlochner über seine Rolle als Kapitän
Sie sind mit nur 23 Jahren Kapitän der Mannschaft. Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?
Mir taugt diese Rolle richtig gut. Die Mannschaft braucht das auch. Einige von uns würden den Mund erst aufmachen, wenn schon alles halb abgesoffen ist (lacht). Eigentlich bin ich da so reingerutscht, aber ich komme klar damit. Wenn du das richtig vorlebst, kannst du deine Mitspieler auch mitreißen. Für mich passt’s.
Eure Mannschaft leidet seit Jahren unter einem beispiellosen Verletzungspech. Derzeit fallen mit Stefan Raffeiner und Sebastian Lautenbacher wieder Eckpfeiler des Teams über Wochen oder sogar Monate aus. Wie erleben Sie diese ständigen Rückschläge?
Es mag von Außen tatsächlich so aussehen. Aber es wird bei uns extrem viel unternommen, gerade in Sachen Verletzungsprävention. Ich glaube, dass wenige andere Klubs einen so guten Physio, wie wir ihn mit Jürgen Wagner haben. Es bleibt nur: Viel Trainieren und den Rückkehrern Zeit geben. Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir diesen Ballast endlich ablegen können.
Hat sich das Team intern Ambitionen gesetzt? Immerhin hat es vor sechs Jahren schon mal mit der Kreisliga geklappt ...
Ich persönlich schaue von Woche zu Woche und bin froh, wenn mein Knie hält. Dann warten wir mal ab, was Corona im Winter mit uns vor hat. Natürlich wollen wir schon nach vorne und angreifen. Alle bei uns haben Bock, oben mitzuspielen. Aber die richtigen Brocken kommen erst noch.