2024-06-14T14:12:32.331Z

Aufreger der Woche
Es ist Zeit etwas zu ändern im Umgang mit den Schiedsrichtern, auch in Brandenburg kam es zu Vorfällen.
Es ist Zeit etwas zu ändern im Umgang mit den Schiedsrichtern, auch in Brandenburg kam es zu Vorfällen. – Foto: Alexander Rabe

Flitzpiepe – ok oder nicht ?; Schiedsrichter bedroht

Schiedsrichter wurde beim A- Jugend Spiel zwischen Basdorf und Preussen Eberswalde von Fans bedroht, was gilt als Schiedsrichterbeleidigung?

Gleich zweimal rückten Schiedsrichter am vergangenen Wochenende im Barnim in den Fokus eines Fußballspiels. Schiedsrichter Jeremy Menschner fühlte sich im Spiel der A-Junioren der SpG Basdorf/Wandlitz gegen Preussen Eberswalde von alkoholisierten Fans dermaßen bedroht, dass er nach Spielende in die Kabine der Gastmannschaft flüchtete und die Polizei alarmierte.

Zum Glück harmloser war der zweite Vorfall beim Brandenburgliga-Spiel zwischen dem FSV Bernau und Union Klosterfelde. Unions Alexander Kraatz beschwerte sich bei Linienrichter René Müller über eine fragwürdige Einwurf-Entscheidung. "Was pfeifst du denn da, du Flitzpiepe?", rief er Müller zu. Schiedsrichter Max Stramke schickte Kraatz mit glatt Rot zum Duschen – 30 Sekunden vor Spielschluss. Richtig oder kleinlich?

"Flitzpiepe ist doch keine Beleidigung, da lache ich doch drüber", findet einer der Zuschauer. Das sieht Michael Reichert anders. Der Vorsitzende des Fußballkreises war selbst lange Chef-Schiedsrichter und sagt: "Ich hätte auch Rot gezogen." Wie das Schimpfwort genau lautet, sei keine Maßgabe. "Wer will denn entscheiden, welches Wort beleidigend ist und welches nicht?" Auch wenn Michael Reichert zugibt. "Natürlich müssen wir auch nicht immer alles hören."

Mal drüber hinweghören, das hätte sich wohl auch Union-Trainer Gerd Pröger in der Situation vom Linienrichter gewünscht. "Natürlich müssen Spieler vernünftig mit dem Schiedsrichter umgehen. Aber manchmal rutscht einem als Spieler eben etwas raus." Grundsätzlich wünscht sich Pröger ein besseres Miteinander auf dem Platz. "Von beiden Seiten", wie er betont.

Was ihn ärgert: "Oft wird so eine verbale Attacke härter bestraft als grobes Tackling, womit es ja gerade im Amateurfußball oftmals richtig zur Sache geht. Da wünsche ich mir manchmal, dass die Schiris da härter durchgreifen."

Sich öfter mal in die Lage des anderen hinein zu versetzen, empfiehlt Robert Reinhardt, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses. "Ein Referee sagt ja auch nicht zu einem Spieler, der einen Elfmeter verschossen hat: Meine Güte, was bist du für eine Flitzpiepe, dass du den jetzt verschossen hast. Wie würde da wohl der Spieler reagieren?"

Situation gab es noch nie

Eine Situation, dass ein Unparteiischer die Polizei rufen musste, weil er sich massiv bedroht fühlte, daran können sich beide Schiri-Experten allerdings nicht erinnern. "Ich habe den Kollegen danach direkt angerufen. Wir betreuen unsere Schiedsrichter in solchen Situationen natürlich", so Reichert. Robert Reinhardt bedauert auch die negativen Auswirkungen. "Das führt natürlich nicht dazu, dass jemand sagt: Ich will jetzt unbedingt Schiedsrichter werden." Dabei sei man auf einem guten Weg. "Auf einem Lehrgang haben wir gerade 15 neue Sportfreunde gewinnen können." Etwas mehr Respekt von beiden Seiten, da sind sich alle einig, würde weiterhelfen. "Den Spielern spricht der Trainer Mut zu, wenn sie einen Fehler gemacht haben, aber den Schiedsrichter darf man beleidigen. Das sollte so nicht sein", findet Robert Reinhardt.


Zum ausführlichen Bericht auf FuPa zum Vorfall beim A- Jugendspiel zwischen Wandlitz und Preussen: https://www.fupa.net/berichte/fsv-basdorf-polizeieinsatz-ich-hatte-echte-angst-um-mein-leb-2552469.html

Aufrufe: 01.11.2019, 08:00 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor