2024-04-30T13:48:59.170Z

Querpass
Erfolgreiche Jugendarbeit ohne Lizenz? So zumindest stuft der FLB einige Nachwuchsmannschaft von Brieske/Senftenberg ein.
Erfolgreiche Jugendarbeit ohne Lizenz? So zumindest stuft der FLB einige Nachwuchsmannschaft von Brieske/Senftenberg ein. – Foto: FSV Glückauf

Fehlende Jugendlizenzen: FLB bittet Klubs zur Kasse

AKTUALISIERT: Der Fußball-Landesverband Brandenburg hat Geldstrafen verhängt, weil in den Vereinen Nachwuchsteams ohne Lizenz betreut werden. Bei den Klubs sorgt das für Unverständnis.

Ärger in den Jugendabteilungen der Brandenburger Klubs: Der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) hat diverse Klubs wegen fehlender Jugendtrainer-Lizenzen zur Kasse gebeten. Die Klubs verstehen die Welt nicht mehr. Der Verband argumentiert: „Diese Regelungen sind bewusst so, weil wir eine bestimmte Qualität im Trainings- und Spielbetrieb im Landesspielbetrieb wollen“, sagt Matthias Reer vom FLB.

Keine lizensierten Jugendtrainer bei Brieske, Brandenburg und anderswo? Zumindest sieht man das beim FLB so. Am Dienstag flatterte diversen Brandenburger Vereinen eine Zahlungsaufforderung ins Haus. 450 Euro Strafe sollen zum Beispiel Stahl Brandenburg und Brieske/Senftenberg berappen. Der Vorwurf: In den Mannschaften der jeweiligen B-, C- und E-Jugend würden Trainer die Kids coachen, die nicht über ein entsprechendes Zertifikat verfügen. "Gegen den Bescheid der B1-Jugend wurde bereits Widerspruch eingelegt", teilte Brieske mit, wo man die Welt nicht mehr versteht.

Auch in Brandenburg ist der Ärger groß. "Es ist eine Katastrophe", sagt Lars Bauer. "Sie wollen die E-Junioren-Landesliga abschaffen, weil sie es vom FLB nicht gehandelt bekommen, wir versuchen den Spielbetrieb gerade so aufrecht zu erhalten und werden dann so mit Füßen getreten".

Nicht nur die Höhe der Strafe regt den Sportlichen Leiter bei Stahl auf - 150 Euro soll der Klub für die fehlende Lizenz in der E-Jugend zahlen, bei den C-Junioren sind es sogar 300. "Das sind bei 10 Euro Monatsbeitrag die Zahlungen von 30 Kindern", rechnet er vor. "Das ist frech. Zumal unser Trainer gerade mitten in der Ausbildung zum Schein steckt. Das heißt: Zwei Wochen privat Urlaub nehmen, wer kann sich das denn allein fürs Ehrenamt leisten."

Tatsächlich hat der FLB die Strafen erhöht. Aber Mattthias Reer, Vize im Jugendausschuss des Verbands, verteidigt das Vorgehen: „Im Gegensatz zum Vorjahr wurden die Beiträge angepasst, weil wir festgestellt haben, dass die Vereine lieber die Strafe in Kauf genommen haben. Letztes Jahr lagen die Strafen bei 50 Euro und wir hatten auch Wiederholungstäter, weil es eben günstiger ist als in die Ausbildung zu investieren."

In Brieske und Brandenburg stört man sich vor allem auch die Art und Weise, mit der vom Verband agiert worden sei. "Es betrifft ja nicht alle Funktionäre, weil da auch kluge Köpfe sitzen, aber hier frage ich mich: Hätten sie nicht einmal vorher Bescheid sagen können?", sagt Lars Bauer.

Beim Verband hält man dagegen: "Sowohl in den Wettspielanweisungen als auch in den Begrüßungsschreiben der Staffelleiter wurde darauf hingewiesen. Bei den Staffeltagungen der C-, B- und A-Junioren ebenfalls." Außerdem ist in der FLB in den vorangegenen Jahren mit einer zurückhaltenderen Strategie auch nicht überall besonders erfolgreich gewesen. Einige Klubs haben schlichtweg gar nicht reagiert. So berichtet es jedenfalls der Vize-Jugendausschuss-Vorsitzende Matthias Reer: “In den vergangenen Jahren hatten wir auch Stellungnahmen von den Vereinen eingefordert. Aber bei einigen, nicht bei allen, ist dann nichts passiert. Deshalb pochen wir dieses Jahr ein wenig mehr auf die Einhaltung der Ordnungen.“

Dass der FLB auf die Wettspielanweisung verwiesen hätte, die zu Beginn der Saison verschickt wurden, findet Brandenburgs Lars Bauer nicht in Ordnung. Auch wenn darin, wie zu den Staffeltagungen und in den Begrüßungsschreiben, die Hinweise zu den Lizenzen aufgeführt worden sind. "Aber so kannst Du doch im Ehrenamt nicht agieren", findet Bauer. Einen Widerspruch werden die Brandenburger nicht einlegen. Die Chancen dafür stünden zu schlecht, ist sich der Sportliche Leiter von Stahl sicher.

Anders bei Brieske: Zwar räumt man in der Glückauf-Geschäftsstelle ein, dass der aktuelle E-Jugend-Trainer tatsächlich nicht über die notwendige Jugendlizenz verfügt, argumentiert aber ebenfalls mit der geplanten Abschaffung der Landesligen und der Kompetenz, die der Coach mitbringe: "Die Lächerlichkeit, dass bei einer vom FLB gewollten Abschaffung der E-Juniorenlandesligen erfahrene Fußballer, die mehrere Jahre im Landesmaßstab spielten und sogar schon Landesmeister mit E-Junioren wurden, nicht gelten, weil keine hunderte Euro für eine teilweise stupide Grundlagenausbildung als Übungsleiter in die Hand genommen werden soll, grenzt dabei schon an Willkür und Vorsatz", echauffiert sich der FSV. Auch der Zellendorfer SV hat bereits einen Widerspruch eingelegt. Der ZSV war vom FLB ebenfalls bestraft worden.

Das Argument der bald auslaufenden E-Junioren-Landesliga will man beim FLB nicht gelten lassen. "Es stimmt, dass wir den Landesspielbetrieb der E-Junioren einstellen. Aber der Spielbetrieb unterliegt ja den aktuellen Ordnungen und wir müssen hier auch einen Gleichbehandlungsansatz fahren und können nicht auf der einen Seite Klubs bestrafen, weil sie die B-Jugend nicht lizensiert trainieren und über andere, die das in der E-Jugend tun, hinwegsehen.“

Aufrufe: 04.10.2019, 08:37 Uhr
Marc SchützAutor