2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Leifer
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FCB-Bomber Evina: Die schüchterne Naturgewalt

Die zwei Gesichter des Angreifers

Auf dem Platz: Eine Wucht, eine Naturgewalt, die über den Gegner hereinbricht. Abseits des Platzes: Schüchtern und leise wie die Musterschülerin eines katholischen Mädcheninternats.

So in etwa lassen sich, überspitzt formuliert, die zwei Gesichter des Franck Evina beschreiben. Am Sonntag hatte der 16-jährige Mittelstürmer mit den Vorlagen zu beiden Toren maßgeblich zum 2:0-Endspielerfolg der U17 des FC Bayern gegen Werder Bremen beigetragen. Nach zehnjähriger Wartezeit konnten die Bayern damit endlich mal wieder eine Deutsche Meisterschaft im Juniorenbereich bejubeln. Als Mann des Spiels sicherte sich Evina somit auch einen kleinen Eintrag in den Annalen des Rekordmeisters.

Von Euphorie allerdings keine Spur im anschließenden Pressegespräch – seinem ersten, wie es den Anschein hat. Ob der bullige Angreifer mit den kamerunischen Wurzeln auf der abendlichen Hausparty bei Ersatztorwart Maurice König aufblühte, ist nicht überliefert, ein Feierbiest aber scheint Evina nicht zu sein. Lieber konzentriert er sich auf seine sportlichen Ambitionen. Und die sind nicht ohne: „Bundesligaspieler“ wolle er werden, ob nun in München oder anderswo. Warum auch nicht – seit der polyvalente Offensivspieler vor drei Jahren vom SV Neuperlach an die Säbener Straße kam, ist seine Entwicklung ebenso beeindruckend wie konstant. Die Frage nach seinen imposanten Muskelpaketen lächelt er verlegen weg, um dann vorsichtig zu konstatieren, „dass ich nicht der Größte bin und mich da vorne trotzdem körperlich durchsetzen muss“.

Gegen Werder bewies er, dass er es durchaus versteht, seine etwa 175 Zentimeter gewinnbringend einzusetzen. Vor Marcel Zyllas Abstaubertor zum 1:0 fünf Minuten vor dem Abpfiff hatte sich Evina zentral kraftvoll in Szene gesetzt, seinen Abschluss aus 18 Metern konnte Werder-Schlussmann Luca Plogmann nur nach vorne abklatschen. Und vor Benedict Hollerbachs Treffer zum Endstand in der Nachspielzeit nutzte er eine Nachlässigkeit in Bremens Defensive konsequent und gedankenschnell aus. Dass er, mit 22 Saisontreffern Bayerns gefährlichste Offensivwaffe, im Finale nicht als Torschütze in Erscheinung getreten war, focht ihn nicht an, „der Erfolg der Mannschaft steht im Vordergrund“.

Er habe, so Evina, „hart an mir gearbeitet“ und sei nun „erleichtert, dass es endlich mit einem Titel geklappt hat, nachdem wir davor oft nur Zweiter geworden waren“. Während er auf dem Platz vorangeht, sich vehement und leidenschaftlich in die Zweikämpfe wirft und auch für Defensivarbeit keineswegs zu schade ist, zeigt er sich anschließend in erstaunlich zurückhaltender Manier. In der Offensive fühle er sich auf allen Positionen wohl, betont Evina, am besten aber sieht er sich „schon als Neuner“.

Nach nur zweiwöchiger Sommerpause muss sich der Angreifer in der kommenden Saison bei den dann von Sebastian Hoeneß betreuten A-Junioren beweisen. Diese hatten vor drei Wochen ihr Endspiel gegen Borussia Dortmund erst im Elfmeterschießen verloren. Mit Evina und seinen Teamkollegen aber besteht die U19 des Rekordmeisters in der nächsten Spielzeit aus einer Generation, die weiß, wie man Titel gewinnt. Und Zurückhaltung abseits des Platzes ist ja schließlich kein Manko.

Aufrufe: 020.6.2017, 08:13 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Matthias HornerAutor