2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wohin geht des Trainers Blick – nach vorne oder hinten? „Wir müssen uns in der Landesliga erst einmal stabilisieren, das wird schwierig genug“, sagt Coach Benjamin Gallmann.   | Foto: Patrick Seeger
Wohin geht des Trainers Blick – nach vorne oder hinten? „Wir müssen uns in der Landesliga erst einmal stabilisieren, das wird schwierig genug“, sagt Coach Benjamin Gallmann. | Foto: Patrick Seeger

FC Neustadt: "Eine Kampfansage wird es nicht geben"

Landesligist FC Neustadt: Trainer, Spieler und der sportliche Leiter äußern sich zum Abstieg, zur kommenden Saison und zum kommenden Fußball-Weltmeister.

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Der Ball rollt wieder beim FC Neustadt. Die Blauen lecken zwar noch ihre Wunden, die der Verbandsliga-Abstieg hinterlassen hat, aber der Heilungsprozess macht gute Fortschritte. BZ-Redakteur Jürgen Ruoff war bei der zweiten Übungseinheit im Jahnstadion dabei und hat dem Trainer Benjamin Gallmann, Co-Trainer und Spieler Florian Heitzmann, den Spielern Fabian Papa, Sascha Waldvogel, Arne Mundinger sowie dem sportlichen Leiter Rolf Eckert jeweils die fünf gleichen Fragen gestellt.
Benjamin Gallmann, Trainer
BZ: 1.) Haben Sie den Abstieg verarbeitet?
Gallmann: Ja, es schmerzt aber immer noch ein bisschen. Die Sommerpause war dafür da, auf andere Gedanken zu kommen. Jetzt muss der Blick wieder nach vorne gehen. Es tut nach wie vor weh, aber es ist abgehakt und wir schauen nach vorne.

BZ: 2.) Was nehmen Sie an Positivem mit aus der sehr bitteren Abstiegssaison?
Gallmann: Man hat gelernt mit Niederlagen umzugehen, denn es gab ja viele davon. Es war eine Saison mit viel Kummer und Leid, viel Positives kann ich dem nicht abgewinnen. Es war dennoch wichtig zu sehen auch für die Mannschaft, dass man nur erfolgreich arbeiten und spielen kann, wenn dafür die Voraussetzungen geschaffen werden. Das haben wir nicht getan. Auch eine Liga drunter wird es mit dem genau gleichen Engagement auch nicht einfacher.

BZ: 3.) Was nehmen Sie sich für die Landesligasaison vor?
Gallmann: Es geht immer darum, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Wir haben noch viele Baustellen. Wir haben taktisch noch viel Luft nach oben, bei eigenem Ballbesitz müssen wir noch stabiler werden, auch bei der Arbeit gegen den Ball. Es geht auch darum, der Mannschaft wieder eine gewisse Leichtigkeit und Spaß am Spiel zu vermitteln, positive Gefühle reinlegen. Wir haben Spieler aus der zweiten Mannschaft und von den Junioren dazubekommen. Es ist eine wichtige Aufgabe, daraus wieder eine Einheit zu formen. Darauf freue ich mich.

BZ: 4.) Wo sehen Sie die Mannschaft von ihrer Stärke her in der kommenden Landesligasaison?
Gallmann: Wer mit 15 Punkten aus der Verbandsliga absteigt, hat nicht den Anspruch zu sagen, gleich vorne wieder anzuklopfen. Es wird schwer genug, die Mannschaft in der Landesliga wieder zu stabilisieren. Es ist wichtig, dass wir mit Demut an die Aufgabe herangehen, Hochmut würde hart bestraft werden. An einen Wiederaufstieg braucht man im Moment nicht zu denken, dafür sind die Strukturen nicht gegeben.

BZ: 5.) Wer wird Fußball-Weltmeister?
Gallmann: England hat bisher überzeugt, aber ich lege mich auf Brasilien fest.

Florian Heitzmann, Co-Trainer und Mittelfeldspieler

Heitzmann zu 1.): Eigentlich ziemlich schnell. Bei mir geht es meistens so 'ne Woche, da brauche ich Abstand vom Fußball, damit alles sacken kann, aber dann hat schon wieder die Vorfreude begonnen und ich habe mir wieder Ziele gesteckt.

Heitzmann zu 2.): Vieles. Wir hatten zu viele Formschwankungen. Wir hatten mal gute Spiele, dann wieder einige schlechte. Das ist ein Indikator dafür, dass wir nicht in der Form waren, die man in der Verbandsliga braucht. Zum einen waren wir physisch nicht in der Lage, jede Woche gute Leistungen abzurufen. Zum anderen war unser Kader zu klein, aber es lag auch an jedem Einzelnen.

Heitzmann zu 3.): Schwierig, ich bin Trainer und Spieler. Als Spieler möchte ich meine Erfahrung den Spielern, die wir hochgezogen haben, weitergeben. Auch als Trainer kann ich da Einfluss nehmen. Wir müssen eine breitere fußballerische Basis aufbauen, auf die wir in den nächsten Jahren zurückgreifen können.

Heitzmann zu 4.): Wir sind nach der vergangenen Saison weit davon entfernt, der Liga irgendeine Kampfansage zu machen. So fühlen wir uns nicht. Wir haben aber weiter einen hohen Anspruch an uns selbst und die Mannschaft. Ich arbeite nicht anders, ob ich das Ziel Aufstieg habe oder den fünften oder sechsten Platz anstrebe. Ich arbeite immer gleich: im Training und im Spiel.

Heitzmann zu 5.): Ich bin ein großer Spanienfan (Anm. der Red.: Spanien ist gestern Abend ausgeschieden). Ich habe aber auch Frankreich und Kroatien auf der Rechnung.

Sascha Waldvogel, Mittelfeldspieler und Kapitän

Waldvogel zu 1.): Ja, schon. Wir haben jetzt vier Wochen Pause gehabt, jetzt kommt wieder die Lust auf die neue Runde. Der Abstieg war keine Schande, von daher war das schnell verdaut.

Waldvogel zu 2.): Dass es nicht geht, mit nur wenigen Leuten eine Saison zu überstehen. Hinten raus waren wir oft platt. Wir haben aber trotz der vielen Niederlagen viel gelernt.

Waldvogel zu 3.): Ich will wieder zu meiner alten Stärke finden, mehr Passqualität reinbekommen und der Mannschaft Stabilität geben. Ich möchte auch die Mannschaft und die jungen Spieler als Kapitän wieder mehr führen, in der Verbandsliga war ja jeder meistens mit sich selbst beschäftigt.

Waldvogel zu 4.): Kommende Saison ist das eine sehr, sehr gute Landesliga mit den Absteigern Singen und Bad Dürrheim. Es wird viele enge Spiele geben, viele Mannschaften sind auf einem ähnlichen Niveau. Die Marschroute, dass wir gleich wieder vorne mitspielen wollen, wäre allerdings vermessen.

Waldvogel zu 5.): Ich glaube Spanien, die sind am abgezocktesten. (Anm. der Redaktion: Spanien ist gestern Abend gegen Russland ausgeschieden)

Arne Mundinger, Mittelfeldspieler

Mundinger zu 1.): Ja, das auf jeden Fall. Wir konnten uns ja gefühlt seit Ende Februar, Anfang März auf den Abstieg vorbereiten. Jetzt nach den drei Wochen Pause ist sowieso alles verarbeitet.

Mundinger zu 2.): Man hat ganz klar gesehen, dass man nicht bestehen kann, wenn man nicht regelmäßig mit einem großen Kader trainiert. 60 bis 70 Prozent der Mannschaft haben bei uns schon regelmäßig trainiert, aber der Rest der Mannschaft war viel zu wenig im Training. Dann fehlt es einfach in der Breite an der Fitness. Auch in der Landesliga wird es schwer, wenn wir so weitertrainieren.

Mundinger zu 3.): Generell den Spaß einfach wiederfinden. Es ist schon deprimierend, wenn man ständig verliert. Man gibt ja ständig alles.

Mundinger zu 4.): Wenn so sang- und klanglos aus der Verbandsliga absteigt wie wir mit 15 Punkten, dann ist man weit davon entfernt, dass man sagt, man will wieder oben angreifen, zumal die Landesliga in der kommenden Saison sehr gut aufgestellt ist. Ein Ziel möchte ich nicht ausgeben, es geht darum, erst einmal wieder in der Liga anzukommen. Von allein geht es sicher nicht.

Mundinger zu 5.): Die Kroaten haben mir bisher am meisten imponiert. Die haben das beste Gesamtpaket.

Fabian Papa, Innenverteidiger

Papa zu 1.): Puuh, so hundert Prozent abgehakt würde ich noch nicht sagen, aber es ist auf dem Weg der Besserung. Ich denke, sobald es wieder um Punkte und Ergebnisse geht, kann es nur eins geben: Blick nach vorne und spätestens dann ist der Abstieg verarbeitet und abgehakt.

Papa zu 2.): Grundsätzlich muss man immer versuchen, noch was Positives aus so einer Saison rauszuziehen. Um in der Verbandsliga zu bestehen, hätte alles positiv laufen müssen. Wenn aber immer zehn oder 20 Prozent fehlen, dann endet es halt so wie bei uns.

Papa zu 3.): Ich möchte mich fußballerisch weiter verbessern. Das heißt, dass wir es schaffen, den flachen Ball hinten rauszuspielen und das Spiel aufzubauen. Ich möchte mich weiterentwickeln in Bezug auf Lösungen finden unter Gegnerdruck. Da möchte ich mich persönlich verbessern.

Papa zu 4.): Ich kann selbst nicht so richtig einordnen, wo wir stehen. Mit dem Abstieg wollen wir jedenfalls nichts zu tun haben. Ich denke, wir können es ins vordere Drittel schaffen.

Papa zu 5.): Ich würde sagen Spanien (Anm. der Red.: Spanien ist gestern Abend ausgeschieden).

Rolf Eckert, sportlicher Leiter

Eckert zu 1.): Verdauen haben wir es ja nicht müssen, da recht früh klar war, dass wir den Abstieg nicht verhindern können. Wir haben recht früh die Weichen in alle Richtungen gestellt.

Eckert zu 2.): Ich denke, wir haben alle viel gelernt. Die Klasse oben dran ist schon ein kleiner Unterschied, in allem, im sportlichen Bereich und im ganzen Drumherum. Übernehmen werden wir das, was wir auch umsetzen können.

Eckert zu 3.): Ich formuliere das mal für den Verein: Wir werden keinen unter Druck setzen, wir arbeiten weiter im Rahmen unser Strukturen und wir werden auch nicht den Trainer und die Mannschaft unter Druck setzen und den Wiederaufstieg fordern. Wir müssen uns den Erfolg jetzt einfach wieder erarbeiten und schauen, dass der Spaß zurückkommt bei den Jungs. Dann ist viel möglich.

Eckert zu 4.): Wir müssen wieder zusammenwachsen. Wir müssen schauen, dass die sportliche Geschichte wieder so läuft, dass wir alle Spaß daran haben. Ich glaube schon, dass wir die Voraussetzungen haben, im vorderen Drittel zu sein, aber das ist nicht Vorgabe des Vereins. Wir wollen einfach so gut wie möglich abschneiden.

Eckert zu 5.): Es gibt ein paar Kandidaten: Kroatien sollte man nicht unterschätzen, auch England und Frankreich können vorne dabei sein. Bei Brasilien bin ich skeptisch.
Aufrufe: 02.7.2018, 00:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor