Den unangenehmsten Teil der Englischen Woche hat Oberligist 1. FC Monheim hinter sich gebracht: Am Dienstagabend gab es in der zweiten Runde des Niederrheinpokals einen 3:0 (0:0)-Sieg beim A-Ligisten SV St. Tönis.
Die Bedingungen waren für den klassenhöheren Gast alles andere als optimal: Anpfiff 20 Uhr an einem Dienstag, der nass und kalt war, dazu eine 70 Kilometer lange Anreise inklusive Verkehrschaos – und dann ein Ascheplatz. „Wir hatten tatsächlich zwei Spieler, die das noch gar nicht kannten“, berichtete FCM-Trainer Dennis Ruess und ergänzte: „Dimitrios Touratzidis aus Holland und Tim Galleski, der bei Hertha BSC Berlin ausgebildet wurde, hatten noch nie auf Asche gespielt. Die haben ein bisschen sparsam geguckt, als sie das erfahren haben. Allerdings hatten wir auch einige Spieler, die gesagt haben: Cool, darauf haben wir mal mit dem Fußballspielen angefangen.“
So stand dann für die Monheimer auch folgendes Motto im Vordergrund: den Platz anzunehmen. „Die Jungs hatten eine halbe Stunde Warm-Up mit dem Co-Trainer auf Asche, um ein Gefühl dafür zu entwickeln. Außerdem habe ich ihnen gesagt, dass sie die ersten zehn Minuten des Spiels haben, um sich daran zu gewöhnen und sich anzusehen, was der Gegner ihnen anbietet“, erklärte Ruess, der den A-Ligisten zwar wie jeden anderen Gegner respektvoll ernst nahm und sich auch über ihn erkundigt hatte, aber: „Das geht natürlich nicht in einem Umfang, wie es in der Oberliga üblich ist. Wir haben halt fast keine Berührungspunkte mit der Kreisliga A Kempen-Krefeld.“
Die Eingewöhnungszeit seiner Startelf, die Ruess im Vergleich zum Oberligaspiel vom vergangenen Sonntag auf neun Positionen verändert hatte, dauerte allerdings noch etwas länger als besagte zehn Minuten. „Die Jungs haben schon lange gebraucht, um den Ball unter Kontrolle zu bekommen. Der titscht halt auf Asche auch ganz anders auf als auf Kunst- oder Naturrasen“, sagte Ruess und bemängelte: „Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu umständlich gespielt, zu viele Kontakte gebraucht, die Außen standen zu hoch. Damit kannst du einen Gegner, der wie beim Handball um den eigenen Strafraum rumsteht, nicht wirklich in Verlegenheit bringen. Darüber waren wir nicht so glücklich. Wir hatten schon erwartet, dass wir das ein bisschen reifer spielen.“
Auch deshalb nahm Ruess zur Pause einen Doppelwechsel vor, brachte Sebastian Spinrath in die Abwehr und Touratzidis in den Sturm. „Basti ist natürlich technisch extrem beschlagen. Er hat mehr als 200 Regionalligaspiele gemacht und musste jetzt auf Asche ran, aber er hat das total angenommen. Wenn du es einfach kannst, hast du keine Probleme – dann kannst du auch auf einem Parkplatz spielen“, illustrierte Ruess, der ein ähnliches Lob an Tobias Lippold verteilte, der das Spiel auf Asche „komplett gelebt hat von A bis Z. Der ist marschiert, das war einfach gut“, befand der FCM-Trainer.
Der durfte sich bald nach dem ersten Doppelwechsel über das 1:0 freuen, das Spinrath mit einleitete. In der Folge setzte sich Merveil Tekadiomona über außen durch, brachte den Ball scharf nach innen vor das Tor, wo ihn Philipp Hombach am zweiten Pfosten ins Netz nagelte (48. Minute). Nur fünf Minuten später zog Touratzidis aus 16 Metern an, der gegnerische Torwart musste den Schuss einmal mehr abklatschen lassen, Benjamin Schütz war zur Stelle und staubte ab. „Damit war das Spiel gefühlt auch irgendwie zu Ende“, fand Ruess, der in der zweiten Halbzeit nur eine „Situation“ von St. Tönis registriert hatte, als der FCM nach einem unnötigen Dribbling einen Konter-Versuch per Foul stoppen musste und Torwart Tayfun Altin den Kopfball nach dem Freistoß entschärfte.
Ruess nahm dann einen zweiten Doppelwechsel vor, brachte unter anderem Yannick Raufeiser für Tekadiomona, und der Joker schlug kurz darauf die Ecke, die Touratzidis zum Endstand einköpfte. „Die zweite Halbzeit war in Ordnung von uns“, befand Ruess. „Du kannst als Oberligist in so einem Spiel nicht glänzen, sondern musst abliefern, mehr kannst du da nicht machen. Es ist gut, dass wir zu Null eine Runde weitergekommen sind und sich keiner verletzt hat.“
Den Gegnern bescheinigte der FCM-Trainer ein aufopferungsvolles Spiel und lobte darüber hinaus: „Die waren wahnsinnig gastfreundlich, die Kabine war echt großzügig und der Ascheplatz sauber abgezogen.“ Und so ist jetzt auch der eingewechselte Touratzidis um die Erfahrung reicher, wie es sich auf einem Ascheplatz so anfühlt, noch dazu an einem nassen und kalten Dienstagabend.