2024-05-02T16:12:49.858Z

Relegation
Die B-Liga-Meisterschaft ist perfekt: Ober-Mockstadts Kapitän Maximilian Jakob schultert seinen Kollegen Daniel Schreiber. 	 Foto: erg
Die B-Liga-Meisterschaft ist perfekt: Ober-Mockstadts Kapitän Maximilian Jakob schultert seinen Kollegen Daniel Schreiber. Foto: erg

Familiäre Einheit ganz nahe am Elf-Freunde-Ideal

RELEGATION ZUR KLA BÜDINGEN: +++ SG Eintracht Ober-Mockstadt blickt erwartungsfroh Richtung Kreisliga A +++

ober-Mockstadt (flo). Die Fußballer der SG Eintracht Ober-Mockstadt haben das große Ziel erreicht: Den direkten Wiederaufstieg in die Kreisliga A Büdingen. Ein Triumph, der sogar eine historische Note hat. Für den kleinen Club aus dem Ranstädter Ortsteil bedeutet der Titelgewinn in der B-Liga die erste Meisterschaft seit sage und schreibe 64 Jahren.

Als Ober-Mockstadt am letzten Spieltag mit einem 7:1-Heimerfolg gegen den VfR Wenings II den Aufstieg perfekt macht, ist es fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass auf dem idyllischen Waldsportplatz nach dem Abstieg die große Tristesse herrschte. Drei Tage Bedenkzeit benötigte Kai Möller danach. Drei Tage des Überlegens, wie es weitergehen soll. Dann stand sein Entschluss fest, das Projekt Wiederaufstieg anzugehen. Dafür sind sie dem 41-Jährigen in Ober-Mockstadt dankbar. „Es war ein Stück weit eine Herzensangelegenheit, wir wollten die Scharte wieder auswetzen, den Betriebsunfall reparieren“, sagt der Aufstiegstrainer, der die SGE nun in Richtung des Kreisoberligisten KSV Eschenrod verlassen wird.

Mit der Gewissheit, seinem Nachfolger Ralf Eberhardt einen A-Ligisten zu hinterlassen. „Für uns ist das sehr wichtig. Wir haben in der A-Klasse mehr Spiele, die Qualität ist etwas besser, da lernen unsere jungen Leute noch mehr dazu“, erklärt Ober-Mockstadts Vorsitzender Ralf Grauling. Der sich über eines besonders freut: „Wir haben es mit unseren eigenen Leuten und unserer Gemeinschaft gerockt.“ Keine Zweifel: Die Uhren im 780-Einwohner-Dorf ticken noch etwas anders. Geld oder Aufwandsentschädigungen gibt es nicht. Weil die handelnden Personen vor über zwei Jahrzenten miterleben mussten, wie ihr Club an einer solchen Strategie beinahe zugrunde gegangen wäre. „Damals“, erinnert sich Grauling, „hatten wir auswärtige Spieler, das hat ein, zwei Jahre gutgetan, aber zum Schluss war der Verein fast kaputt.“ Aus jener Mannschaft, die den Spielbetrieb seinerzeit mit Ach und Krach aufrechterhielt, setzt sich der Vorstand auch heute noch größtenteils zusammen. Grauling etwa steht der SGE bereits seit 17 Jahren vor.

Die Philosophie: „Das Gemeinschaftliche steht im Vordergrund und wir leben als große Familie. Die jungen Leute spielen, die älteren machen die Dienste“, schildert Grauling. Die Spieler kommen allesamt aus Ober-Mockstadt oder umliegenden Dörfern, „sie können sich mit dem Verein identifizieren“, betont der Vorsitzende. Selbst nach dem Abstieg blieben alle Akteure an Bord. Sie bilden eine verschworene Einheit, kommen dem Elf-Freunde-Ideal sehr nahe. Das sieht auch Trainer Möller so: „Wir haben viele, die sich schon ewig kennen, da wird auch außerhalb des Fußballs viel zusammen gemacht. Jeder kann mit jedem, es gibt keine Grüppchenbildung, sondern das ist eine geschlossene Gemeinschaft.“ Der im zentralen Mittelfeld agierende Kapitän Max Jakob stellt klar: „Wir konnten unser Ziel nur erreichen, weil jeder alles reingehauen hat und der Zusammenhalt einfach richtig geil ist.“

Auch auf dem grünen Rasen besticht die SG Eintracht als Kollektiv. Einen herausragenden Torjäger gibt es nicht, das macht die Mannschaft schwer ausrechenbar. Mit Jakob (14 Tore) sowie den Offensivkräften Marvin Kern, Robin Mickel (beide 12) und Luca Foltes (10) haben gleich vier Spieler zweistellig getroffen. Obendrein kassierte Ober-Mockstadt in 26 Partien nur 24 Gegentore – der mit Abstand beste Wert der B-Liga. Auch dank Torwart Dennis Hentzel, ebenfalls ein Eigengewächs. „Für diese Liga ist er ein Top-Spieler, er hat eine super Saison gespielt“, lobt Möller den 19-Jährigen.

Trotz allem blieb es bis zum allerletzten Spieltag eng. Der BV Rinderbügen saß Ober-Mockstadt bis zum Schluss im Nacken, zuvor war auch Teutonia Kohden lange im Rennen gewesen. Ein Schlüsselmoment für die Wetterauer: Dass man nach der Last-Minute-Heimniederlage gegen Hartmannsheim/Herchenhain/Burkhards sofort wieder in die Spur fand. „Danach haben wir uns wieder gut gefangen“, sagt Möller, dessen Mannschaft alle verbleibenden sieben Begegnungen erfolgreich gestaltete. „Wir haben in der Rückrunde keinen Hurra-Fußball mehr, sondern eher ergebnisorientiert gespielt“, konstatiert der Trainer. „Da waren auch ein paar Spiele dabei, in denen ich mit der Leistung nicht einverstanden war.“ Was aber freilich spätestens bei den Feierlichkeiten vergessen war.

Nun also wieder Kreisliga A, dort will sich der Club etablieren. Abgänge gibt es nicht, vier A-Jugendliche rücken mit der Chance, sich für die Erstvertretung zu empfehlen, auf. „Die A-Klasse ist ein sehr gutes Pflaster für uns“, sagt SGE-Chef Grauling. „Wenn wir schön im Mittelfeld landen würden, wären wir sehr zufrieden.“



Aufrufe: 031.5.2019, 19:30 Uhr
Kreis-AnzeigerAutor