2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Dieter Dünnbier Foto: FLB
Dieter Dünnbier Foto: FLB

"Fair-Play soll nicht als erfolgshemmend gesehen werden"

Heißt, auf den spielentscheidenenden Strafstoß verzichten, auch fürs Leben lernen? Vier Fragen an Brandenburgs Fairness-Beauftragten Dieter Dünnbier.

Jede Woche gibt es sie, die Schlagzeilen über Ausraster im Amateurfußball - in Brandenburg und anderswo. Von der Schiedsrichterbeleidigung bis zum Nasenbeinbruch ist regelmäßig alles dabei. Meldungen über Fair-Play sind eher selten. Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat nicht zuletzt deshalb die Aktion "Fair ist mehr" ins Leben gerufen. Auch der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) hat einen Fair-Play-Beauftragten. Vier Fragen an Dieter Dünnbier.

Unter dem Motto „Fair ist mehr“ haben der DFB und seine Verbände eine Fair-Play-Aktion ins Leben gerufen: Fairness gilt dabei als unverzichtbarer Bestandteil des Fußballs. Wie lässt sich das mit einem ergebnisorientierten Sport vereinbaren?

Der Fußball als Mannschaftssportart prägt die Entwicklung junger Menschen – dessen sollten sich Trainer und Mannschaftsverantwortliche bewusst sein. Man kann lernen, die ethischen Werte des Spiels nicht dem kurzfristigen Erfolg zu opfern.

Das heißt, wer auf einen spielentscheidenden Strafstoß verzichtet, der lernt für's Leben?

Genau. Das ist ein gutes Beispiel. Fairplay soll nicht als erfolgshemmendes Element gesehen, sondern positiv bewertet werden und es soll eben nicht nur „nebenbei“ abgetan, sondern immer im Sinne des gegenseitigen Respekts verstanden werden.

Im ersten Halbjahr der Saison 2017/18 kann sich der FLB nicht über mangelnde Fair-Play-Meldungen gerade dieser Art beschweren.

Das ist richtig. Ich freue mich über E-Mails, Zeitungsartikel oder Beiträge in den Sozialen Medien, die uns erreichen. Und über eben solche positiven Vorkommnisse berichten. Hut ab vor Spielern oder auch Funktionären, die im Sinne des Fair Play auch gegen ihre eigene Mannschaft entscheiden und sicher mit so manchem Gegenwind rechnen. Auch deshalb sollten positive Beispiele in Sachen Fair Play viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

In unregelmäßigen Abständen werden solche Fair-Play-Gesten mit einem Abdruck im monatlich erscheinenden Verbandsmagazin gewürdigt. Gibt es noch einen weiteren Anreiz?

Definitiv. Denn der DFB prämiert jährlich die Meldungen der Landesverbände. Ich erinnere mich an den Hauptpreis, den der Nachwuchsfußballer Janne Weinreich im Jahr 2016 erhalten hat. Oder an solche Aktionen erinnert wie die von Christoph Lehmann aus Züllsdorf, der als Linienrichter auch unfaires Verhalten von Spielern seiner eigenen Mannschaft anzeigte. An die von Andreas Choschzick, der als Trainer der Frauen des FC Energie Cottbus nicht kampflos Punkte vom Sportgericht zugesprochen bekommen wollte, sondern den gegnerischen Mannschaften anbot, die jeweiligen Spiele nachzuholen. Und da sei auch noch Dennis Kanter vom Kolkwitzer SV genannt, der eine Schiri-Entscheidung korrigierte und so ein Elfmeter zugunsten der Kolkwitzer wieder zurückgenommen wurde.


Die Fragen stellte Silke Wentingmann-Kovarik

Aufrufe: 01.3.2018, 15:27 Uhr
Silke Wentingmann-Kovarik / FuPa-RedaktionAutor