2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Gutes Team: Trainer Mirko Dickhaut und sein Co-Trainer Christoph Müller (r.) fanden oft die richtigen Lösungen für die U23 des SC Paderborn 07. F: Marc Köppelmann
Gutes Team: Trainer Mirko Dickhaut und sein Co-Trainer Christoph Müller (r.) fanden oft die richtigen Lösungen für die U23 des SC Paderborn 07. F: Marc Köppelmann

Es war ein steiniger Weg bis zum Klassenerhalt

Die U23 des SC Paderborn 07 sichert sich am letzten Spieltag den Verbleib in der Oberliga Westfalen und muss dabei unruhige Zeiten überstehen. Eine Umstellung in der Winterpause zeigt Wirkung.

Die deutsche Hip-Hop-Gruppe ‚Die Fantastischen Vier‘ fasst die Saison 2015/2016 der U23 des SC Paderborn 07 treffend in ihrem Lied ‚Einfach sein“ zusammen. Dort heißt es im Refrain „Es könnte alles so einfach sein. Ist es aber nicht.“ Ist es ganz und gar nicht.

Einfach sein könnt es, wenn der Saisonrückblick einfach lauten würde, Mission erfüllt. Das Trainer- und Betreuerteam Mirko Dickhaut, Christoph Müller, Robert Wezorke und Christoph Hachmeier sollte die im Sommer in die Oberliga aufgestiegene U23 in der Klasse halten. Mit einem 2:0-Heimsieg über den SV Lippstadt wurde die Vorgabe am letzten Spieltag erfüllt. So einfach ist es aber eben nicht. Natürlich ging das sportlich schwere Jahr für den Gesamtverein SC Paderborn 07 mit dem Abstieg der Profis in die dritte Liga auch an der U23 nicht spurlos vorbei. Bis Mitte Mai stand nicht einmal fest, ob es zur neuen Saison überhaupt eine Profireserve geben würde.

Die Zukunft der U23 stand auf wackeligen Beinen. Das hatte Folgen

Einige Spieler aus dem Stammkader suchten sich frühzeitig neue Vereine. Trainer Dickhaut verkündete ebenso, dass er ab Sommer nicht mehr zur Verfügung stünde, nachdem er seit der Winterpause auf Signale des Vereins zur weiteren sportlichen Ausrichtung der U23 gewartet hatte. „Unter dem Strich könnte ich mir in Paderborn auch eine längere Arbeit vorstellen und in ruhigeren Zeiten wäre das auch so gekommen“, ist sich Dickhaut sicher und gibt zu, dass „ich auch mit viel Wehmut gehe, denn ich denke, dass noch sehr viel positives Entwicklungspotenzial da ist. Zudem hatte ich mit Christoph, Robert und Hachi ein Team um mich herum, dass richtig super funktioniert und mir auch sehr geholfen hat. Aber irgendwann musste ich eine Entscheidung treffen.“ Dem 45-jährigen Ex-Profi ist es dabei wichtig, zu betonen, dass „der Verein und ich in Freundschaft auseinandergehen. Alles ist geklärt. Der Kontakt bleibt bestehen und man soll eh niemals nie sagen.“ Mittlerweile verdichten sich die Vorzeichen, dass aus der U23 zur neuen Spielzeit eine U21 wird und Florian Fulland neben der Leitung des Nachwuchsleistungszentrums auch den vakanten Trainerposten der Profireserve übernimmt. „Eine U21 ist der richtige Weg, auch wenn es dadurch natürlich noch einmal schwieriger wird, die Klasse zu halten. Das braucht viel Geduld und Verständnis. Mehr hänge ich mich aber nicht mehr rein“, so Dickhaut, der vielmehr über die vergangene Spielzeit sprechen möchte.

Dämpfer nach der Vorbereitung

Die begann nach einer ordentlichen Vorbereitung gleich mit einigen Dämpfern. Erst am sechsten Spieltag konnten die Paderborner durch einen 2:1-Heimsieg gegen den späteren Regionalligaaufsteiger SpVgg Erkenschwick den ersten Saisonsieg einfahren. Das trotz Unterzahl nach einer Roten Karte gegen Profileihgabe Khaled Narey in der ersten Hälfte. Es folgten vier Niederlagen in Folge. Die U23 hatte den Tabellenkeller fest gebucht. Dann allerdings schlug die Profireserve am 11. Spieltag die U23 von Arminia Bielefeld mit 3:2 und gewann eine Woche später auch das zweite Derby beim FC Gütersloh mit 2:0. In der Tabelle hieß das Tabellenplatz Elf und Kontakt zum Mittelfeld der Liga. Hatte sich das Team stabilisiert? War der Aufsteiger in der Oberliga angekommen?


Erster Saisonsieg: Gegen den späteren Aufsteiger SpVgg Erkenschwick konnte die U23 um Angreifer Marcel Rump erstmalig einen Dreifacherfolg feiern. F: Heinemann

Leider nein. Vom 12. bis zum 19. Spieltag holten die Paderborner keinen Sieg mehr und aus den genannten acht Spielen nur vier Punkte. „Das war eine Phase, in der ganz klar die Leistungsschwankungen einer U23 deutlich geworden sind. Damit muss sich jede Profireserve auseinandersetzen. Einerseits wird bei Verstärkung von oben immer wieder rotiert, was normal und so gewollt ist. Andererseits fehlt es den jungen Leuten an Erfahrung und Cleverness. Sie spielen teilweise ihr erstes Seniorenjahr und treten gegen 30-Jährige, abgebrühte Spieler an“, erklärt Dickhaut.

Führungen reichen nicht. Die Grundtugenden müssen her

Das führte zu einem Phänomen, ohne das die Paderborner die Klasse schon deutlich eher hätten sichern können. Die U23 brachte einen Vorsprung nicht mehr über die Zeit. Gegen die Sportfreunde Siegen reichten eine starke Leistung und eine 1:0-Führung am 12. Spieltag nur zu einem 1:1. Am 15. sowie am 16. Spieltag gab die U23 gar einen Zwei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand. Gegen die Hammer Spielvereinigung und den FC Eintracht Rheine stand es am Ende 2:2-Unentschieden. Gegen den späteren Absteiger SV Zweckel (2:3) und den ASC Dortmund (1:2) reichten Führungen nicht mal zu einem Zähler. „Das sind die frustrierenden Momente, durch die wir in der Saison gehen mussten“, meinte Dickhaut. Spätestens mit Beginn der Wintervorbereitung hinterfragte er gemeinsam mit seinem Trainerteam die selbst gesteckten Ziele. „Wir wollten die Spieler in jeder Trainingseinheit entwickeln und haben in der Phase vielleicht zu viele neue Dinge gemacht“, überlegt Dickhaut. Danach „sind wir umgeschwenkt und haben dem Team einfache Handlungsmuster, einen roten Faden vorgegeben und an den Grunddingen des Fußballs gearbeitet.“ Wo es früher auch verstärkt um spielerische und knifflige Elemente ging, welche die Spieler auf ihre Art zu lösen hatten, gehörten von nun an Zweikämpfe, das robuste Auftreten, das richtige Anlaufen und defensive Grundordnungen zentraler als festes Rahmenprogramm zu jeder Trainingseinheit. Die Grundtugenden eben, dann kann der Fußball auch einfach sein. Es war der richtige Weg, wie sich exemplarisch an der Entwicklung von zwei Spielern ablesen lässt. Igor Safonov und Fatih Üstün spielten in der Hinrunde überhaupt keine Rolle im Kader.


Durchgebissen: Der Linksverteidiger Igor Safonov (r.) ist einer der Gewinner der Rückrunde. F: Heinemann

In der Rückserie steigerten sie sich deutlich und bekamen Einsatzzeiten. Safonov gehörte auf der Linksverteidigerposition als einer der jüngsten Spieler im Kader zum Saisonende sogar zu den Leistungsträgern im Team. „Beide haben verstanden, was ihre Aufgaben sind und dass sie sich erst einmal nur darauf konzentrierten müssen, diese zu erledigen. Diese Entwicklungen stehen beispielhaft für einige Spieler“, bestätigt Dickhaut.

Der Glaube an die eigene Stärke wächst

Der Erfolg kam nicht direkt, aber schleichend. So legten die Paderborner ab dem 20. Spieltag eine Miniserie hin und holten fünf Punkte aus drei Partien. Der Glaube daran, in der nächst höheren Klasse mithalten und auch Rückschläge wegstecken zu können, nahm zu und schweißte das Team immer weiter zusammen. „Natürlich gibt es da noch Luft nach oben. Aber ohne eine positive Stimmung und Teamgeist hätten wir die Klasse nicht gehalten“, betont Dickhaut. In den restlichen 12 Saisonspielen konnte Paderborn immerhin aus fünf Partien etwas Zählbares mitnehmen. Vier dieser Spiele wurden gewonnen. Das macht unter dem Strich 36 Punkte und Tabellenplatz 16. „Mit dem Sieg gegen Lippstadt im altehrwürdigen Hermann-Löns-Stadion haben wir einen positiven letzten Eindruck hinterlassen. Von daher können wir mit dem Ergebnis der Saison zufrieden sein“, fasst Dickhaut zusammen. Die Umstände der Spielzeit hätten sich alle Beteiligten deutlich ruhiger gewünscht. Es hätte einfacher sein können, war es aber nicht. Dadurch ist der Klassenerhalt der U23 aber auch noch höher zu bewerten. Selbstverständlich ist er für eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 21,06 Jahren ohnehin nicht. „Wir hatten Höhen, wir hatten Tiefen, Frusterlebnisse und richtig gute Phasen. Am Ende bleibt, dass jeder den Klassenerhalt in der Oberliga auf seiner Visitenkarte stehen hat. Das zählt und deshalb bin ich zufrieden“, hat Dickhaut auch für sich persönlich einen positiven Abschluss einer alles andere als einfachen Saison gefunden.

Die Saisonstatistik des SC Paderborn 07 II

Einsätze (Gesamt/Ein-/Auswechslungen): Jonas Brammen (19/0/0), Till Brinkmann (15/1/0), Ahmet Aydincan (31/0/0), Hendrik Brauer (20/4/4), Nils Köhler (19/0/0), Hendrik Müller (17/1/5), Till Neumann (15/4/1), Florian Ruck (12/0/1), Igor Safonov (12/1/1), Safet Abaz (6/1/2), Emanuel Yanik (5/3/2), Khaled Narey (4/0/0), Aykut Soyak (34/0/3), Marcel Salokat (32/1/4), Sefkan Kaynak (31/11/12), Anton Safonov (30/5/11), Sergio Pinto (29/18/7), Mustafa Dogan (22/11/7), Mirnes Pepic (13/0/3), Fatih Üstün (8/2/0), Cagatay Karaca (7/7/0), Sebastian Schonlau (6/0/1), Christian Bickel (2/0/0), Thomas Bertels (2/0/1), Malte Bandowski (2/2/0), Bastian Gaube (1/0/1), Marcel Rump (28/12/5), Admir Saric (26/7/14), Marc Brasnic (13/0/7), Mahir Saglik (3/0/0), Manfredas Ruzgis (1/1/0).

Tore: Marc Brasnic (8), Marcel Rump (7), Sefkan Kaynak, Aykut Soyak (je 6), Marcel Salokat (5), Admir Saric (4), Anton Safonov, Ahmet Aydincan, Mirnes Pepic, Till Neumann, Khaled Narey (je 2), Sebastian Schonlau, Cagatay Karaca, Mustafa Dogan (je 1).


Profileihgabe: Marc Brasnic (l.) traf achtmal für die Reserve des SC Paderborn 07. F: Heinemann

Gelb-Rote Karten: Nils Köhler, Ahmet Aydincan

Rote Karten: Jonas Brammen, Khaled Narey
Aufrufe: 01.6.2016, 10:00 Uhr
Mark HeinemannAutor