2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Felix Hoffmann ist dem 1. SV Lok Calau treu.
Felix Hoffmann ist dem 1. SV Lok Calau treu. – Foto: FG

"Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher"

Felix Hoffmann vom 1. SV Lok Calau im Interview.

In unserer Interview-Serie geht es um Torjäger, katzenartige Schnapper, verrückte Typen und bekannte Gesichter. Heute: Felix Hoffmann vom 1. SV Lok Calau.
Warum gerade der 1. SV Lok Calau?
Ich bin in Calau aufgewachsen. Mein Bruder hat schon bei Lok gespielt, deshalb war es natürlich klar, dass ich auch zu Lok gehe und nicht zum anderen Verein am Bahnhof. Stehe ich nicht gerade selbst auf dem Platz, supporte ich Energie Cottbus. Auch wenn ich in meinem Leben mehr Abstiege als Aufstiege und auch nicht viel von den rosigen Zeiten hatte, gibt’s nur den einen Verein. Support your local clubs!

Wie läuft es für dich persönlich und wie bei deiner Mannschaft in dieser Saison?
Ich spiele bei unserer Zweeten. Wir stehen aktuell auf Platz sechs und schielen eher nach oben als nach unten. Ich denke, wir können uns nicht beschweren, wenn man bedenkt, dass wir letzte Saison fast aus der Kreisliga Nord abgestiegen wären. Für mich persönlich lief die Saison auch ganz gut. Drei Tore und zwei Torvorlagen stehen mir bisher zu Buche. Als Kapitän habe ich auch debütiert und das Vertrauen direkt mit nem Doppelpack zurückgezahlt. Könnte schlechter laufen, würde ich meinen.

Können die gesteckten Ziele noch erreicht werden?
Ich denke, wir als Mannschaft können zufrieden sein und ich persönlich bin es auch. Ziel für den Rest der Saison ist natürlich, so viele Punkte wie möglich zu holen. Aber wenn man mal die Phrasen außen vorlässt, ist natürlich das Hauptziel, in der Rückrunde auf heimischen Geläuf das Stadtderby zu gewinnen und den Jungs vom Bahnhof zu beweisen, dass es in der Stadt nur einen Verein gibt.

Was machst du/die Mannschaft während der Corona-Pause? Habt ihr Aufgaben bekommen?
Ich denke, speziell unsere Mannschaft hält sich mit Bier trinken fit. Es gibt einige wenige, die eifrig an ihrer Kondition arbeiten und Kilometer abspulen, aber die breite Masse unterstützt eher die Bierbrauereien.

Wie sollte für dich die Saison weiterlaufen, wenn weitergespielt werden kann?
Ich hoffe natürlich, dass es im März wieder normal weitergehen kann. Aktuell sind bei uns vier Spiele ausgefallen. Ist jetzt auch nicht zwingend mehr als sonst, wenn man das schlechte Wetter und die Unbespielbarkeit der Plätze zu der Jahreszeit mit einberechnet. Von daher denke ich, dass man die Spiele auch nachholen und die Saison normal zu Ende spielen kann. Falls dies nicht möglich ist, würde ich die Hinrunde zu Ende spielen lassen und dann ein Play-off-Format, ähnlich wie in den USA, für Auf- und Abstieg vorschlagen. Es würde auf jeden Fall viel Spannung garantieren und die Spiele wären viel intensiver, weil die Karten neu gemischt werden.

Welches war die schönste/beste Saison deiner Laufbahn?
Die schönste Saison zu bestimmen ist schwierig. Aber ich würde sagen es war die Saison 2017/2018. Wir haben mit der Zweeten lange Zeit schlechten Fußball gespielt, was sich jedoch nach und nach änderte. Wir wurden starker Zweiter und sind am Ende auch in Kreisliga aufgestiegen. Natürlich sind Aufstiege immer schön, aber dieser bedeutete, dass es wieder viele Derbys für uns geben sollte und der Höhepunkt war natürlich das Stadtderby gegen SV Calau.

Gibt es ein oder mehrere Spiele, die du nie vergessen wirst?
Am 1. Mai 2014 war das geilste Spiel, was ich jemals miterleben durfte. Wir waren zu Gast bei der SG Lübben zum Pokal-Halbfinale. Wir waren krasser Außenseiter. In der Liga haben wir zwei Mal 1:7 auf die Mappe gekriegt. Ich würde behaupten, dass die Vorzeichen nicht so rosig waren. Es hieß also David gegen Goliath. Die Lübbener, natürlich bis in die Haarspitzen motiviert, mit dem Wissen, dass das Finale bei ihnen auf dem Platz stattfindet. Aber jeder weiß, dass der Pokal seine eigenen Gesetze schreibt und so war es auch dieses Mal. Ich konnte leider selbst nicht mitspielen, da ich mir das Kreuzband angerissen hatte. Ich hatte gerade mal den Spielbericht rausgekramt und kriegte direkt wieder Gänsehaut. Wir waren gut besetzt, unser Trainer Toni Kasper hatte die Truppe gut eingestellt. Von Anfang an waren wir gut im Spiel und es war zu spüren, dass was ging. Wir gingen in der 17. Minute in Führung, bekamen jedoch noch vor der Halbzeit den Ausgleich. Das kannten wir so schon aus der Liga. Letztes Mal gab es nach der Halbzeit noch sechs Hütten. Auch dieses Mal ging es denkbar schlecht los, wir haben Mitte der Halbzeit zwei Tore gefressen und lagen in der 76. Minute 1:3 hinten. Meine Mannschaft bewies jedoch Moral und machte eine Minute nach dem 1:3 den Anschlusstreffer. In der 83 Minute konnten wir sogar per Strafstoß ausgleichen. Alle wussten, es lag was in der Luft und dann passierte es. Wir gingen drei Minuten später in Führung und führten 4:3. Ich war heiser vom ganzen Rumschreien, konnte es nicht glauben. Vier Minuten plus x und wir wären durch. In der 89. Minute gab es jedoch den Nackenschlag, 4:4. Kurz darauf war fürs Erste Schluss, Verlängerung. War das der psychologisch wichtige Treffer zu diesem Zeitpunkt?
Die Verlängerung begann denkbar schlecht, wir kriegten das 4:5. Aber wenn man unserer Truppe an diesem Tag nichts absprechen konnte, dann war es die Moral. Kurz darauf glichen wir aus. In der 99. Minute zog der Schiri dann zum zweiten Mal gelb für Lübben, so dass wir in Überzahl spielten. Aber man kennt es ja, es ist oft schwerer gegen eine Mannschaft in Überzahl zu spielen. Folgerichtig kassierten wir natürlich kurz vor dem Seitenwechsel das 5:6. So mies die erste Hälfte der Verlängerung aufhörte, fing die zweite an. In der ersten Minute der zweiten Hälfte der Verlängerung kassierten wir das 5:7. Sollte das Märchen vom "Goliath-Bezwinger" David doch enden? Es war ja noch Zeit und wir waren in Überzahl. Außerdem waren wir an diesem Tag die Mentalitätsmonster schlechthin, sodass Sky-Experte Lothar stolz auf uns wäre. In der 106. Minute war es dann soweit, wir bekamen wieder einen Strafstoß zu gesprochen. Axel Dienel, damals der begnadetste Stürmer den ich kannte, verwandelte ihn natürlich sicher und machte am heutigen Tag sein gefühlt zehnte Tor.
Der Anschluss war hergestellt. Wir waren da, griffig in jeder Aktion. Fünf Minuten vor Schluss machten wir das wichtige 7:7. Die Emotionen kochten hoch, es war an Spannung nicht zu überbieten. Es roch nach Elfmeterschießen. Es Lief die letzte Minute und wir gingen durch ein Eigentor in Führung. 8:7 hieß es also und kurz darauf war Schluss. Ekstase pur auf dem Feld und in der Kabine.
Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher, in dem sicherlich Fritz von Thurn und Taxis öfter "Huiiiiiiiiiii" gesagt hätte, als Spieler auf dem Platz standen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen haben wir das Finale souverän mit 4:1 gewonnen und das dritte Mal hintereinander den Pokal nach Calau geholt.

Gibt es Plätze/Stadien, wo du immer wieder gerne spielst?
Ich spiele gerne in Lubolz bei Blau-Weiß. Die Spiele sind immer griffig, der Platz ist relativ klein, aber gut gepflegt. In den letzten beiden Spielen habe ich getroffen und wir haben beide Spiele gewonnen. Man könnte meinen, dass es mein Lieblingsgegner ist.

Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
Ich spiele per Zweitspielrecht ja auch in Osnabrück, jedoch kann man sagen, dass der Goldene Westen mit meinen Erlebnissen bei Lok nicht mithalten kann. Es waren so viele geile, aber auch scheiß Spiele, die ich erlebt habe. Die Truppe ist eingeschworen und trinkfest, was will man mehr.

Was war die beste Mannschaftsparty, die du je erlebt hast?
Kann ich so pauschal gar nicht sagen. Mannschaftspartys auf unserem Loksportplatz sind immer wild.

Wer ist/war dein Lieblingsgegenspieler und warum?
Mein Lieblingsgegenspieler ist Richard Prinz von der SG Gießmannsdorf. Man muss dazu sagen, dass Gießmannsdorf von Toni Kasper, Urcalauer, trainiert wird. Die Partien sind immer griffig und ziemlich hitzig. Richi und ich pushen uns immer gegenseitig auf und treiben uns im Spiel immer zu Höchstleistungen an. Auch wenn der Fokus auf dem Spiel liegt, kann man sich oft genug auch dumme Sprüche drücken. So soll es doch sein, deshalb ist er mein Favorit.

Was war die größte Enttäuschung deiner Karriere?
Das ist wohl die Tatsache, dass ich beim legendären 7:8 im Pokalhalbfinale damals verletzungsbedingt nicht mitspielen konnte.

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt?
Definitiv in Hörlitz. Klassischer Dorfverein, der mit Spielermangel zu kämpfen hat. Die Spielweise hatte wenig mit Tiki-Taka zu tun und der Platz glich eher einem Acker als einem Fußballplatz. Michael Manousakis von Morlock Motors würde sagen, der Platz ist eine Katastrophe.

Hast du einen Lieblings-Fußballschuh?
Ich habe oft zwischen Nike und Adidas gewechselt, bin jedoch mittlerweile bei Adidas hängengeblieben. Mein Lieblingsschuh ist deshalb auch der Adipure, den Querpass-Toni auch gern getragen hat.

Wer war der beste Trainer, den du hattest?
Thomas Strangfeld, mein jetziger Trainer. Er ist einer der besten Trainer bei uns in der Region, hat so einen großen Fußballsachverstand und schafft es immer die Truppe zu begeistern und anzutreiben.

Bist du eher der Sommer- oder Winter-Trainingstyp?
Absoluter Sommer-Fußballer. Ich bin wohl der Schönwette-Fußballer schlechthin. Wahrscheinlich auch dem geschuldet, dass ich im Sommer immer auf dem Bau schindern bin.

Wer zahlt bei euch die meisten Strafen und warum?
Ich denke, dass ich weit vorn dabei bin, da ich es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehme.

Was sind deine Stärken/Schwächen auf dem Fußballplatz?
Schwächen sind auf jeden Fall mein linker Fuß. Den habe ich wirklich nur zum Stehen. Sonstige Schwächen sind an schlechten Tagen wahrscheinlich überall. Meine Stärken sehe ich im Passspiel und in meiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Toni Kroos würde sich teilweise bei der Genauigkeit der Bälle die Finger lecken. Meine größte Stärke sind wohl die Elfmeter. Ich habe in meiner ganzen fußballerischen Karriere noch keinen verschossen.

Wer ist/war der beste Kicker, mit dem du jemals zusammengespielt hast?
Ganz klar, Markus Weise alias Mark Way. Top Mann. Wenn er will, spielt er jeden schwindelig.

Was läuft bei euch in der Kabine für Musik?
Da wir einige DJ's im Team haben, gibt es oft gemixte Musik. Mittlerweile gibt es aber eine Playlist mit allen Wünschen. Von Schlager bis Tekke.

Welche ist die schönste und welche die schlechteste Sportanlage?
Die schlechteste Sportanlange steht für mich in Hörlitz. Einfach weil der Platz eine Katastrophe ist. Eine der besten Sportanlagen, die ich gesehen habe steht für mich in Schwarzheide.

Welche Note gibst du eurer Sportanlage und euren Umkleiden?
In den letzten Jahren ist viel bei uns passiert. Mittlerweile haben wir einen richtig guten Platz und neue sanitäre Anlagen, deshalb gibt es eine stabile zwei.

Spielst du lieber auf Kunst- oder Naturrasen?
Das Feeling ist natürlich auf einem Naturrasenplatz viel geiler, aber die besseren Pässe spielt man definitiv auf Kunstrasen.

Was nervt dich am Amateurfußball?
Mich nervt die Tatsache, dass man teilweise keine Linienrichter oder parteiische Vereinsmitglieder an der Seite hat.

Wer führt die härtesten Zweikämpfe in eurem Kader?
Unser Kapitän Martin Nischke. Ich bin froh, dass er bei mir spielt. Manchmal werden die Zweikämpfe ohne Sinn und Verstand geführt. Da will man nicht der Gegenspieler sein.

Wer ist das größte Feierbiest in eurem Kader?
Robert Hartmann ist für mich das größte Feierbiest. Er spielt zwar nicht mehr, aber kein Mensch auf der Welt kann so lautstark "UFTA" anstimmen, wie dieser Kerl. Und nebenbei gesagt, trinken kann er auch. Pfundskerl.

Wie sieht bei euch ein idealer Mannschaftsabend aus?
Es legen unsere hauseigenen DJ's mit Schallplatten auf und es wird ohne Ende getrunken und gefeiert.

Wann hast du zum ersten Mal FuPa entdeckt und wie bist du drauf gekommen?
Ich nutze FuPa schon sehr lange. Ich denke, dass ich das erste Mal durch meine Mitspieler darauf gekommen bin.

Wen würdest du gerne in einem Interview bei FuPa sehen? Wer sollte nominiert werden? Welche Frage würdest du ihnen stellen?
Ich würde gern Richard Prinz im Interview sehen, weil er einige Vereine hinter sich hat und ein geiler Kicker ist.

Zum Profil: Felix Hoffmann

Zum Verein: 1. SV Lok Calau

Aufrufe: 07.1.2021, 06:00 Uhr
Mitsch RieckmannAutor