2024-04-30T08:05:46.171Z

Allgemeines
Kreisfußballwart Andreas Bernhardt (links) im Gespräch mit UA-Sportredakteur Dirk Ortmann. 	Foto: jf
Kreisfußballwart Andreas Bernhardt (links) im Gespräch mit UA-Sportredakteur Dirk Ortmann. Foto: jf

»Es muss den Jungs Spaß machen«

HOCHTAUNUS: +++ Kreisfußballwart Bernhardt blickt auf Saison 2017/18 zurück / Kreisliga C macht Probleme / Mediation hat sich bewährt +++

HOCHTAUNUS. Die Fußball-Saison 2017/18 ist Geschichte. Kreisfußballwart Andreas Bernhardt blickt zurück und spricht über Spielgemeinschaften, Jugendförderung, die Probleme in der Kreisliga C und auch die Mediation bei Strafen. Am kommenden Dienstag übrigens gibt es den Vorstandstreff des Hessischen Fußball-Verbandes im Vereinsheim Oberstedten (19.30 Uhr). Themen sind unter anderem der Spielbetrieb bei Senioren (insbesondere Kreisliga C) und Junioren. Die Vorrundenbesprechung für die Saison 2018/19 wird dann am Freitag, 13. Juli, im Rilano-Hotel in Oberursel erfolgen.

Rückblickend auf die nun beendete Saison 2017/18: Was sind für Sie kurz gefasst Plus und Minus?

Plus: Die Zusammenarbeit mit den Vereinsverantwortlichen und meinen Klassenleiter-Kollegen. Es gab keinen nachhaltigen Stress. Positiv ist zudem, dass es in vielen Ligen Spannung bis zum letzten Spieltag gab. Minusfaktoren waren, dass in der Kreisliga C drei Teams vorzeitig ausgeschieden sind und zur neuen Saison zwei Mannschaften, nämlich FC Neu-Anspach III und FC Ay-Yildizspor, ganz aus dem Spielverkehr ausscheiden.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei den Vereinen in unserem Kreis?

Am Beispiel FC Neu-Anspach III wird deutlich, dass es vielerorts an Manpower fehlt. Wegen fehlender Betreuer wird das Team nicht mehr gemeldet. Das ist ein generelles Problem. Immer weniger Menschen wollen sich engagieren. Also müssen größere Einheiten her. In der Regel weniger Vereine, die aber mit der insgesamt gleichen Anzahl von Teams, die im Kreis vertreten sind.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der sportlichen Qualität hier im Hochtaunuskreis?

Es wirkt sich aus, dass aus der Jugend weniger Spieler hochkommen. Natürlich haben wir auch einige Vereine mit Jugendteams auf Verbandsebene. Ich möchte deren Arbeit und Qualität nicht schmälern. Aber es wirkt sich auch aus, dass es hessenweit weniger Jugendteams gibt und die Chancen auf höhere Spielklassen sich dadurch verbessern. Im Seniorenbereich ist es für einen Kreis unserer Größe beachtlich, dass wir zwei Verbandsligisten und künftig sechs Gruppenligisten haben. Auf Kreisebene wirkt es sich aus, dass es weniger Teams werden. Ich gehe davon aus, dass das Spielgeschehen in diesem Bereich sich mehr breitensportlich entwickeln wird und der Leistungsgedanke in den Hintergrund treten wird. Viele wollen Fußball spielen, aber nicht mehr unbedingt mit drei Mal Training pro Woche.

Die Anzahl an Spielgemeinschaften oder neuen Vereinen wird künftig steigen, oder?

Ja! Wie vorher schon kurz angerissen, werden größere Einheiten benötigt, da es weniger engagierte Menschen gibt. Im Usinger Land ist zudem die Sportplatzerhaltung ein Thema, da dort mehr gemacht werden muss als im Vordertaunus, wo es mehr Kunstrasen gibt oder sich die Kommunen um die Plätze kümmern. Zudem ist in der Priorität vieler Sportler nicht mehr der Fußball die Nummer eins, sondern Familie, Job und vieles mehr. Ich habe aber keine Sorge, dass es extrem weniger Fußballer geben wird. Die aber spielen in größeren Einheiten. Spielgemeinschaften haben gegenüber speziellen Fußball-Vereins-Neugründungen den Vorteil, dass sie Abteilungen von Mehrsparten-Vereinen sind und zumindest in den Orten und Gemeinden im kulturellen Leben verankert sind. Dort ist die Identität der Vereine noch sehr bedeutsam.

Ist denn schon abzusehen, dass es in Kürze weitere Spielgemeinschaften im Kreis Hochtaunus geben wird?

Aktuell nicht. Eventuell finden sich noch Teams für eine Reserve-Spielgemeinschaft zusammen, was möglich ist. Das ist noch in der Schwebe, allerdings mit nicht allzu hoher Wahrscheinlichkeit.

Das Thema Rückzug von Mannschaften ist ein ganz aktuelles?

Oh ja. Man hat es ja jetzt angefangen von der Verbandsliga bis hinab in die untersten Ligen gesehen. Generell sind Rückzüge schwer zu verhindern, da gibt es kein Patentrezept. In höheren Ligen ist das kaum zu vermeiden, wenn es am Geld fehlt. Der Verband legt auch deswegen bewusst Wert auf den Unterbau und darauf, dass Vereine Jugendarbeit leisten.

Kann denn der Fußballkreis als Organisation den Vereinen helfen, Jugendliche zu akquirieren und bei der Stange zu halten?

Nur bedingt. Wichtig sind qualifizierte Übungsleiter. Das wird bei uns durch Thorsten Picha koordiniert und läuft immer besser. Es ist ein ganz wichtiger Baustein der Jugendarbeit, die Jungs und Mädels ordentlich zu trainieren. Ansonsten sind unsere Mittel natürlich beschränkt. Wir haben weder die Manpower noch die Finanzen. Fußball als solches muss sich dem stellen. Auch über Schulsport und Projekte mit Vereinen und Schulen zusammen. Im Grundschulbereich ist die Affinität gegenüber Fußball bei vielen Lehrerinnen nicht so ausgeprägt. Das ist so. Es gibt seitens des Verbandes Materialien und auch regelmäßige Lehrerfortbildungen, sei es für Kitas, Grundschulen oder die Klassen fünf bis sechs. Das Problem ist, die Lehrer-Zielgruppe zu erreichen.

Thema Kreisliga C: Drei Teams (FSG Niederlauken/Laubach II, SV Seulberg II und FC Ay-Yildizspor II) sind in der Saison 2017/18 ausgeschieden. Thorsten Crecelius, Trainer bei der FSG Weilnau/Weilrod/Steinfischbach, hat kürzlich gefordert, die C-Liga abzuschaffen. Wie denkt der Kreisfußballwart darüber?

Vorweg: Seulberg II hat für 18/19 wieder gemeldet. Aber zur eigentlichen Frage: Das Leichteste wäre, die C-Liga ganz abzuschaffen und die Mannschaften in die B-Liga zu integrieren. Aber wäre das zielführend? Nein! Wir haben vier, fünf Vereine, die mit ihrer „Ersten“ in der B-Liga spielen und der Reserve in der C-Liga. Bei unserem Zukunfts-Workshop neulich war die Quintessenz, dass die Vereine auf keinen Fall weitere Anfahrtswege haben möchten. Daher macht die C-Liga Sinn. Wir haben jetzt im Vorfeld der Spielzeit 2018/19 abgefragt, wie viele Spiele gewünscht werden. Denn ein anderer Schlüssel als in den anderen Ligen geht nicht, dann würden die Heimspieltage auseinandergerissen. Ideen sind, die Saison kompakter zu gestalten oder eine Dreier-Runde zu spielen oder eventuell zusätzlich eine Pokalrunde unter dem Mantel von Freundschaftsspielen, sodass alle Spieler einsetzbar wären. Aber das sollen die Vereinsvertreter entscheiden, die es betrifft.

Was ist mit dem „Norweger Modell“, wo neun statt elf Spieler pro Team auflaufen, um so in den untersten Ligen Spielausfälle wegen zu weniger Spieler zu vermeiden?

Vor Jahren hatten wir das ins Gespräch gebracht, doch bis auf einen Verein wollte das hier im Kreis kein Klub. Es musste nämlich fix für eine Saison so gehandhabt werden dann. Da stellte sich die Frage, warum man es nicht flexibel gestalten kann. Also neun oder elf Spieler je nach Absprache der Vereine zum Beispiel zwei Tage vor einem Spiel. Wir hatten das als Modellversuch beim Verband beantragt, doch der hatte es abgelehnt. Nun ist es beim Hessischen Fußball-Verband wieder im Gespräch. In den Durchführungsbestimmungen sind mehrere Modelle enthalten, unter anderem eines als „Modell Bernhardt“, wobei die Namensgebung nicht unbedingt hätte sein müssen. Wir werden das unseren Hochtaunus-Vereinen in der C-Liga anbieten, wobei mit neun Mann zwei Mal 40 Minuten und von Strafraumgrenze zu Strafraumgrenze gespielt werden kann dann. Die Klubs müssen darüber befinden.

Blick in die Zukunft: Werden künftig neue Organisationsstrukturen im HFV und seinen Kreisen notwendig? Drohen Kreisfusionen und wie ist der Kreis Hochtaunus positioniert?

Die aktuelle Struktur ist ok, aber dort, wo kein Spielbetrieb in vernünftigem Rahmen aufrechtzuerhalten ist, muss etwas passieren. Im Hochtaunuskreis ist es noch nicht so weit, aber wir müssen ein Auge darauf haben. Für die Vereine sind kurze Wege ganz wichtig. Beim Zukunfts-Workshop gab es seitens der anwesenden Vereinsvertreter den Wunsch, unsere Kreisoberliga zu stärken. Quantitativ ist das zu schaffen durch eine Auflösung der C-Liga und Hochtstufung auf 18 Teams. Qualitativ müssten wir uns einen Partnerkreis suchen. Das ist eine mögliche Entwicklung, die es zu überlegen gilt. Aber das ist erst mal bei den Vereinen abzuklären. Das Wichtigste ist: Das Spielgeschehen muss so sein, dass es den Jungs Spaß macht! Daher haben wir jetzt in Vorbereitung auf die kommende Saison auch abgefragt, ob möglicherweise Reserven außer Konkurrenz gewünscht werden.

Zum Thema Strafen: Hat sich die Mediation bei Strafen, sei es bezogen auf ganze Teams oder einzelne Spieler, bewährt?

Aus meiner Sicht ein klares Ja! Ich bin Bernd Moses dankbar, dass das Kreissportgericht es so anwendet. Im Verhältnis zu anderen Kreisen wird es bei uns stark angewendet. Es gibt bei Bestrafungen dadurch die Option, die Strafen zu verringern. Allein die Tatsache, dass Betroffene dadurch an sich arbeiten, ist positiv zu bewerten. Es bringt nicht in jedem Fall etwas, aber oft.



Aufrufe: 08.6.2018, 15:00 Uhr
Dirk Ortmann (Usinger Anzeiger)Autor