2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview

„Es macht uns brutal stolz, die Jungs im Olympiastadion zu sehen“

Ja, einen Schwachpunkt gibt es immer, doch insgesamt ist Ante Covic super zufrieden mit der Entwicklung seiner Hertha Bubis in der Spielzeit. Warum das der Fall ist und welche Herausforderungen noch warten, erzählt er im Interview

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Ante Covic, #461

Wie zufrieden kann man rückblickend betrachtet mit der Hinrunde sein, wo wurden Zähler liegen gelassen und wo gab es Überraschungserfolge?

Ich finde, es war nichts anderes zu erwarten als der Verlauf, den unsere U23 nahezu jedes Jahr hat. Aufgrund zu weniger Spiele sowohl im Männer- als auch im Jugendbereich durch Corona sind die Jungs natürlich nicht von Anfang an in Top-Form gewesen. Viel wichtiger für uns ist, dass wir eine Entwicklung innerhalb der Mannschaft sehen und die ist bei uns deutlich sichtbar. Ein Überraschungsmoment war für mich persönlich der Sieg gegen die VSG Altglienicke, der war so nicht zu erwarten. Auch die Partien gegen den BAK 07 oder den BFC Dynamo, mit welcher Dominanz wir gegen die Top-Mannschaften der Liga aufgetreten sind, gehören für mich dazu und zeichnen unsere Mannschaft aus.


Gehört eines der zuletzt genannten Spiele schon zu dem Moment der Hinrunde?

Wir sollten uns da nicht auf einen Moment beschränken, sondern vor allem darauf schauen, was wir in den Wochen vor der Winterpause geleistet und welch ein Selbstverständnis wir entwickelt haben, um Spiele zu gewinnen. Das ist schön zu beobachten.


Wir haben es schon angeschnitten, aber wie erklärt sich die deutliche Leistungssteigerung vor dem Jahreswechsel. Griffen die Mechanismen besser?

Zweifelsohne, die Arbeit fruchtet immer besser. Wir hatten uns zu Beginn der Saison noch nicht so zusammengefunden, wie wir uns das vorgestellt haben. Es sind viele neue Inhalte auf die Jungs eingeprasselt. Sowohl Körper als auch Geist brauchen eine gewisse Zeit, um sich an den neuen Rhythmus mit 38 Spieltagen zu gewöhnen und das war bei uns zu Saisonbeginn noch nicht der Fall. Voller Freude sehen wir jetzt aber, dass die Jungs das angenommen haben. Es macht richtig Spaß, ihnen beim Fußballspielen zuzuschauen. Das größte Lob, was wir derzeit bekommen, ist, dass wir die spielstärkste Mannschaft der Liga sind und genau das ist das, was Hertha BSC auszeichnen muss.

War ein Grund für den eher holprigen Start, dass auch in diesem Jahr die Talente immer wieder in der 1.Mannschaft mitspielen oder trainieren. Macht es einen Stolz, wenn die Jungs den Sprung schaffen - und auf der anderen Seite: erschwert es die Aufgabe als Trainer der Mannschaft?

Es erschwert die Arbeit in keiner Weise! Der Hauptgrund, weshalb es diese Mannschaft überhaupt gibt, ist, dass unseren Talenten noch ein bis zwei weitere Jahre im Männerbereich Zeit gegeben wird, damit sie schnellstmöglich den Weg zu den Profis finden. Es macht uns brutal stolz, die Jungs im Olympiastadion zu sehen. Es ist ja nicht nur die Arbeit unserer gesamten Akademie, sondern auch der Spieler, die sie in jedem einzelnen Training mitbegleitet haben. Deshalb schauen wir alle voller Stolz auf diejenigen, die den Sprung zu den Profis schaffen.


Corona hat den Spielplan in der Hinrunde gut durcheinander gewürfelt, einige Teams mussten mehrere englische Wochen bestreiten. Eine stetige Herausforderung oder sogar Wettbewerbsverzerrung?

Ich finde, dass es eine Herausforderung ist. Wir müssen lernen damit zu leben. Das betrifft ja nicht nur uns, sondern die gesamte Gesellschaft und die gesamte Bevölkerung. Wir Fußballer sind ein Teil davon und müssen uns, wie alle anderen auch an diese Pandemie anpassen. Dasist uns als Verein sehr gut gelungen.


Auch jetzt steigen die Zahlen, auch das Wetter könnte in den ersten Monaten nochmal ein Faktor werden. Wird die Saison trotzdem pünktlich und regulär beendet?

In der Hinrunde haben wir den Spielbetrieb innerhalb der Liga richtig gut durchgezogen. Es hat sich gezeigt, dass wir kein Infektionsherd sind und es ist wünschenswert, die Saison trotz aller Schwierigkeiten unter diesen Bedingungen zu Ende zu spielen. Das ist natürlich vor allem schwierig für Vereine, die auf die Zuschauereinnahmen angewiesen sind. Wir haben viele Traditionsvereine in der Liga, mit denen ich Mitgefühl habe. Es geht meiner Meinung nach trotzdem um den sportlichen Geist und wir sollten den Wettbewerb weiterhin Woche für Woche austragen.


Und weil es noch keine anderen Regeln gib, hat die Vorbereitung bereits gestartet. Wie sind die ersten Eindrücke?

Wir haben eine sehr gierige Mannschaft. Mit 30 Punkten unter dem Tannenbaum ließ es sich sehr viel leichter aushalten. Das Klima im Team ist sehr gelöst und trotzdem fokussiert. Wir haben viele Spieler mit auslaufenden Verträgen, was für eine U23 nicht ungewöhnlich ist. Deshalb stehen die Jungs in der Rückrunde vor einer großen Castingshow, um sich in das Schaufenster stellen zu können.


Was konnte die Mannschaft in der Hinrunde denn bereits gut umsetzen und woran muss jetzt gearbeitet werden, um die Ziele zu erreichen?

Gut war, dass wir immer versucht haben unsere Probleme fußballerisch zu lösen und gegen jeden Gegner eine gewisse Dominanz ausgestrahlt haben. Wir sind nie von unserem Spielsystem abgewichen. Mir hat außerdem sehr gut gefallen, dass wir nach ein paar Spielen die fehlende Effizienz vor dem Tor angesprochen haben und in den letzten Spieltagen vor der Winterpause die Mannschaft mit den meistgeschossenen Toren waren. Was auf jeden Fall besser werden muss, sind unsere Standardsituationen. Wir haben aus 110 geschossenen Ecken nur ein Tor erzielt – da haben wir noch viel Luft nach oben.


Mein Team beendet die Saison auf „einem einstelligen Tabellenplatz“.
Am Ende steigt „Energie Cottbus“ auf
Absteigen werden… „Dazu möchte ich nichts sagen, weil ich niemandem gönne, dass er absteigt. Das Problem in unserer Liga ist, dass wir nicht wissen, wie viele Teams absteigenwerden. Ich könnte jetzt zwei Namen nennen, aber am Ende steigen fünf oder sechs ab. Eins kann ich sagen: Wir wollen und werden nicht unter den Mannschaften sein, die nach unten gehen müssen.“


Auf was dürfen wir uns im Sportjahr 2022 bei den Amateuren von Hertha BSC besonders freuen?

Auf Topspiele und Partien, die die Fans mitreißen werden, so wie wir es schon in den Begegnungen vor der Winterpause beispielsweise gegen Tasmania Berlin gezeigt haben. Wir wollen Leistungen zeigen, nach denen die Leute der Meinung sind, dass es sich gelohnt hat, ins Stadion gegangen zu sein.

Aufrufe: 013.1.2022, 11:36 Uhr
Marcel PetersAutor