2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche

"Es macht einfach keinen Spaß mehr"

Nachspielzeit mit Angelo Casa +++ Trainer des 1. FC Nackenheim hat die fußballfreie Zeit satt +++ Hauptaugenmerk auf einer stabilen Defensive

Nackenheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Angelo Casa (42). Der Trainer des 1. FC Nackenheim spricht über die Rückkehr zu seinem Heimatverein, die schwere fußballlose Zeit und die bislang gespielte Runde.

Angelo, das neue Jahr hat begonnen, doch an Fußball ist leider immer noch nicht zu denken. Wie kommst du durch diese Zeit?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das alles schon extrem vermisse. Dieser komplette Stillstand ist schon sehr schwierig und es fehlt einfach, wieder auf dem Platz zu sein liebstes Hobby auszuleben. Außer Arbeiten gehen und zu Hause bei der Familie sein, ist derzeit nicht viel möglich. Gerade die Gemeinschaft und der Austausch im Verein fehlen mir sehr und ich hoffe, dass wir bald wieder auf den Platz dürfen.

Neben der ersten Mannschaft trainierst du in Nackenheim auch die F-Junioren. Was fehlt dir mehr?

Ich vermisse beides gleich. Obwohl es manchmal sehr anstrengend ist, fehlt es einem extrem. Aber ich mache beides sehr gerne und deshalb ist es schon eine große Leere, die durch Corona entstanden ist. Fußball ist mein Ausgleich und ich liebe diesen Sport. Dazu kommt, dass ich generell ein Mensch bin, der gerne draußen und unter Leuten ist. Dass wir schon so lange nicht mehr auf dem Platz sein dürfen, um zu trainieren und uns zu sehen, fällt uns allen sehr schwer.

Seit November ruht der Trainingsbetrieb wieder komplett. Wie seid ihr durch diese Zeit gekommen?

Im November hatten wir noch eine Laufchallenge ausgerufen, doch seit Dezember ruht alles. Offiziell ist ja nun auch noch Winterpause und wir warten einfach darauf, bis die Politik das Training wieder erlaubt. Bis dahin halten sich alle individuell fit. Zum Jahresabschluss haben wir eine kurze Online-Weihnachtsfeier gemacht, so haben wir uns im alten Jahr wenigsten nochmal alle gehört und gesehen. Aber mit einer normalen Weihnachtsfeier zu vergleichen war das natürlich nicht. Quasi nur ein offizieller Teil, wie ihn alle von ihren Feiern im Verein kennen.

Sind über den Winter den irgendwelche Neuzugänge zu erwarten?

Nein wir werden den Kader im Winter nicht gezielt verstärken. Die letzten Wochen, in denen wir spielen durften, war ein positiver Trend zu beobachten. Da hat man gesehen, welches Potenzial die Mannschaft hat. Natürlich gibt es immer ein paar Spieler, die wir gerne wieder zu uns holen würden. Das wird aber nicht im Winter passieren. Es ist ja so, dass kein Verein im Winter Spieler abgeben möchte. Der Wunsch, dass der ein oder andere wieder zu uns zurück kommt, ist nach wie vor da, das ist aber dann eher etwas für den Sommer.

Auch du bist im Sommer quasi von Oppenheim nach Nackenheim zurückgekehrt. Wie kam es dazu?

Es ist einfach so, dass man zu seinem Heimatverein eine besondere Verbundenheit hat. Das war auch bei mir der Grund, warum ich zurück gekommen bin. Ich bin so gestrickt, dass diese Verbindung für mich mehr zählt, wie eine oder zwei Klassen höher zu spielen oder zu trainieren. Wenn ein junger Spieler die Chance und das Talent hat, höher zu spielen, ist das schön und gut. Aber man darf auch nicht vergessen, wo man her kommt und wo seine Wurzeln sind.

Klingt als wollt ihr vor allem junge Spieler wieder nach Nackenheim zurückholen?

Auf jeden Fall. Es kommen immer wieder ein paar talentierte Jungs aus dem Jugendbereich raus. Das wollen wir aber noch mehr forcieren. Früher hatten wir das Glück, dass innerhalb weniger Jahre immer wieder extrem starke Jahrgänge rausgekommen sind. Von denen hat der Verein zu Bezirksligazeiten auch sehr profitiert. Heute ist es deutlich schwerer geworden, es so aufzubauen, dass Jahr für Jahr sechs, sieben fertige Spieler rauskommen, die man direkt in die erste Mannschaft einbauen kann. Das ist das, wo wir wieder hin wollen und müssen, denn die eigene Jugend war in Nackenheim schon immer die Basis für den Erfolg der Aktiven.

Was hat sich denn in den acht Jahren bis zu deiner Rückkehr in Nackenheim verändert?

Ich muss sagen, dass ich die ganze Zeit über immer noch mit Spielern und Verantwortlichen im Verein Kontakt hatte. Deshalb habe ich die meisten Dinge direkt mitbekommen. So viel hat sich für mich also nicht verändert. Auch von der Philosophie und der Struktur her ist der Verein nach wie vor sehr gut aufgestellt.

Wie siehst du die Entwicklung der Mannschaft, die du ja gemeinsam mit Joachim Blaum trainierst?

Nackenheim war in den vergangenen Jahren ja schon dafür bekannt, dass man viele Tore schießt, aber eben auch viele Tore kassiert. Unser Ansatz war es natürlich, vor allem die Defensive zu stabilisieren. Wir haben versucht, kompakt zu stehen und über das Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen. Das neue Spielsystem, was wir eingeführt haben, hat aber seine Zeit gebraucht und wird auch weiterhin Zeit brauchen. Wir sind noch nicht dort, wo wir gerne wären. Dennoch waren wir vor dem Lockdown auf einem guten Weg. Wir befinden uns nach wie vor in einer Entwicklung, aber man hat gesehen, dass es langsam besser wird. Dann kam der erneute Abbruch und wahrscheinlich fangen wir dann bald wieder bei Null an.

Worauf liegt zum Trainingsstart, wann auch immer dieser sein wird, euer Schwerpunkt?

Das Hauptaugenmerk liegt weiter ganz klar auf einer stabilen Defensive. Natürlich schießen wir auch gerne Tore und wollen gewinnen, aber die Grundlage dafür wird eben oft in der Abwehr gelegt. Das ist mittlerweile sicher auch ein Ruf, den ich mir erarbeitet habe. Dass meine Mannschaften defensiv spielen. Darauf arbeiten wir hin und diesen Plan werden wir auch weiter so durchziehen.

Und wann geht es zurück auf den Platz?

Wir hoffen natürlich, dass wir noch im Februar wieder loslegen dürfen. Ohne Fußball macht es einfach keinen Spaß mehr. Ich brauche das und ich kann auch nicht verstehen, wie die Leute jetzt ohne Fußball klarkommen. Mir fehlt das wirklich extrem, deshalb freue ich mich, wenn wir möglichst bald wieder trainieren dürfen.

Aufrufe: 07.1.2021, 10:00 Uhr
Martin ImruckAutor