2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Daniel Reiche , Foto: Rainer Dahmen
Daniel Reiche , Foto: Rainer Dahmen
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"Es hat ordentlich gescheppert"

Viktoria-Spieler Daniel Reiche spricht im Interview über seinen Trainingsunfall und die daraus resultierende schwere Kopfverletzung. „Es ist schon schwer für mich, still zu sitzen und nichts Richtiges tun zu dürfen. Damit muss ich mich eben abfinden.”

Herr Reiche, am 21. November haben Sie im Training einen schweren Unfall erlitten, als Sie und Ihr Mitspieler Henrik Giese im Zweikampf mit den Köpfen zusammengestoßen sind. Wie geht es Ihnen?

DANIEL REICHE: Bisher eigentlich ganz gut. Die Neurochirurgen sagen, dass der Heilungsverlauf optimal ist. Ich darf ja sogar schon wieder ein bisschen Fahrradfahren.

Können Sie sich noch an den Zusammenprall erinnern und was war Ihr erster Gedanke unmittelbar danach?

REICHE: Na ja, es hat schon ordentlich gescheppert, an etwas Schlimmes habe ich zunächst aber nicht gedacht. Mein erster Gedanke war: Oh Mann, jetzt ist der Kiefer gebrochen und ich kann nur Suppe essen — und das in der Weihnachtszeit.

Es hat sich dann herausgestellt, dass Sie sich eine Schläfenknochenfraktur zugezogen haben, die mit Einblutungen im Gehirn einherging. Wie haben Sie reagiert als Sie erfahren haben, wie dramatisch es wirklich um Sie steht?

REICHE: Eigentlich gar nicht einmal panisch, weil ich mir gar nicht bewusst darüber war, wie schlimm die Diagnose wirklich ist. Ich war ja zu jeder Zeit bei vollem Bewusstsein.

Kurzzeitig schwebten Sie sogar in Lebensgefahr.

REICHE: Das Risiko war schon da, dass sich mein Zustand ziemlich schnell hätte verschlechtern können. Ich habe mich bei den Ärzten in der Klinik aber stets in guten Händen gefühlt und immer positiv gedacht. So bin ich halt.

Wie geht ein Fußballer damit um, dass er voraussichtlich sechs Monate seinem Sport nicht nachgehen kann?

REICHE: Das Seltsame an meiner Geschichte ist ja, dass die Ärzte gar nicht genau sagen können, wann ich wieder auf den Platz zurück darf. Das ist ja nicht wie bei einem Kreuzbandriss, wo du genau weißt, dass du nach sechs Monaten wieder fit bist. Mein Körper alleine ist dafür verantwortlich mir zu signalisieren, zu welchem Zeitpunkt ich wieder spielen kann.

Haben Ihnen die Ärzte erlaubt, wenigstens etwas Sport zu treiben?

REICHE: Etwas laufen darf ich schon, natürlich nicht am Limit. Es ist schon schwer für mich, still zu sitzen und nichts Richtiges tun zu dürfen. Damit muss ich mich eben abfinden.

Glauben Sie, dass Sie aufgrund Ihrer Verletzung später Angst haben werden, wieder Kopfballduelle zu bestreiten?

REICHE: Vielleicht bin ich am Anfang schon noch etwas vorsichtig, aber das ist man ja nach jeder längeren Verletzung. Mit der Zeit kommt die Sicherheit zurück. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht.

Wie haben Ihre Teamkollegen, insbesondere Henrik Giese, reagiert, als Sie von Ihrem kritischen Zustand erfahren haben?

REICHE: Das Wichtigste für mich war, dass sich keiner Sorgen machen muss. Henrik habe ich aufgefordert, dass er sich reinhauen soll, wenn er spielt. Ihm mache ich auch überhaupt keinen Vorwurf. So etwas passiert halt im Fußball. Wenn ich gegen den Pfosten gerannt wäre, wäre vielleicht das gleiche geschehen.

Was, außer gesund zu werden, haben Sie sich für 2014 vorgenommen?

REICHE: Gesundheit ist immer das höchste aller Ziele, das reicht ja erst einmal vollkommen aus. Es wäre doch vermessen, wenn ich mir mehr wünschen würde.

Das Gespräch führte Oliver Löer

Zur Person: Daniel Reiche (25), geboren in Braunschweig, absolvierte für den VfL Wolfsburg in der Saison 2008/2009 ein Spiel in der Fußball-Bundesliga. Der 1,86 Meter große Innenverteidiger wechselte anschließend zum MSV Duisburg und spielte dort 17 Mal in der Zweiten Liga. Vom Drittligisten SV Babelsberg zog es Daniel Reiche zu Saisonbeginn zum Regionalligisten FC Viktoria Köln, bei dem er einen Vertrag bis Juni 2015 unterschrieben hat. (ol)

Aufrufe: 027.12.2013, 18:30 Uhr
Kölner Stadt-AnzeigerAutor