2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Da gehts lang: "MH" hat Spaß beim Bezirksliga-Training. Michael Hannemann ist seit Saisonbeginn Coach bei den Sportfreunden Bühlerzell.
Da gehts lang: "MH" hat Spaß beim Bezirksliga-Training. Michael Hannemann ist seit Saisonbeginn Coach bei den Sportfreunden Bühlerzell.
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"Es gibt bei uns derzeit keine Unruhe"

Bühlerzeller haben trotz der schwierigen Tabellensituation hohe Trainingsbeteiligung

Seit Beginn dieser Saison ist Michael Hannemann Trainer des Bezirksligisten Bühlerzell. Dem 33-jährigen ehemaligen Jugendnationalspieler ist der Spaß deutlich anzumerken - trotz des derzeitigen letzten Platzes.

Herr Hannemann, im Sommer übernahmen Sie das Traineramt von Manfred Faust. Nun sind etwas mehr als 100 Tage vergangen. Wie fällt Ihr Fazit allgemein aus?

MICHAEL HANNEMANN: Gut. Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe sehr viel Freude daran, mit der Mannschaft zusammen zu arbeiten. Lediglich die tabellarische Situation ist nicht schön.

Die Sportfreunde Bühlerzell rangieren auf dem letzten Platz. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

Man muss das etwas langfristiger betrachten. Schon in den letzten Spielzeiten war der Klassenerhalt phasenweise in Gefahr. Natürlich spielen die Abgänge eine Rolle. Michael Egetenmeyr spielt regelmäßig in Neuler, Matthias Gronbach in Crailsheim. Auch Benjamin Weinberger kommt bei den Sportfreunden Schwäbisch Hall zu Einsätzen - alle in höheren Ligen. Solche Spieler würden uns natürlich gut zu Gesicht stehen. Zudem haben wir viele Langzeitverletzte. Das machts nicht einfacher.

Betrachtet man die Spiele, waren nur wenige dabei, die in die Kategorie "grottig" fallen.

(überlegt) Als Trainer sieht man das immer ein Stück weit anders. Gegen den TSV Hessental wars in jedem Fall so. 0:4 zur Halbzeit sagt alles. Und gegen die SGM Taubertal/Röttingen haben wir nicht entsprechend der Situation - Abstiegskampf - gespielt und prompt mit 0:2 verloren.

Bei manchen Vereinen in einer solchen Situation hat das auch mit mangelnder Trainingsbeteiligung zu tun . . .

(unterbricht) Oh nein, nicht hier. Wir haben eine überragende Quote. Da gibt es von mir nicht mal den Ansatz eines Vorwurfs. In der Regel trainiere ich mit 14 bis 18 Mann - die meisten aus der ersten Mannschaft. (zeigt auf sein Smartphone) Auch jetzt habe ich keinen Anruf erhalten, dass einer kurzfristig absagt. (Das Gespräch findet kurz vor dem Dienstagstraining statt, Anm. d. Red.). Es ist so, wie es bei jeder anderen Mannschaft ist, die unten steht: Hat man sportlich wenig Erfolg, fehlt in manchen Situationen der Mut und das Selbstvertrauen. Was das ausmacht, sieht man bei der SGM Taubertal. Zu Beginn der Saison hat sie alles verloren, jetzt steht sie auf einmal im Tabellenmittelfeld.

Am Sonntag spielen die Sportfreunde in Dünsbach. Es ist das Duell Vorletzter gegen Letzter. Beide Teams haben erst sechs Punkte.

Es ist kein Endspiel. In dieser Partie wird nicht der Abstieg entschieden, aber einen gewissen Fingerzeig für die kommenden Wochen gibt es. Der Sieger hat den Anschluss ans untere Mittelfeld geschafft - und ich bin überzeugt, dass wir das sein werden.

Wie überraschend kommt für Sie diese Entwicklung, schließlich haben Sie vor der Saison das Ziel "Klassenerhalt" genannt?

Anfangs waren wir 12. oder 13., dann sind wir peu à peu hinten reingerutscht. Aber die Lage war allen Verantwortlichen vor der Saison bewusst. Der Klassenerhalt als Ziel war kein Understatement. Das habe ich auch nicht alleine entschieden und ausgegeben. In diesen Prozess waren viele eingebunden. Abteilungsleiter, Trainerteam, Mannschaftskreis - alle haben es so gesehen. Deshalb gibt es jetzt nach zehn Spielen auch keine Unruhe.

In den vergangenen Spielzeiten marschierte in der Bezirksliga meist ein Team vorneweg. Wie schätzen Sie in dieser Saison die Liga ein?

Das ist schwer zu beantworten. Die ersten drei haben sich momentan etwas abgesetzt. Dann folgt eine breite Mitte. Im Verlauf der Runde wird sicher die eine oder andere Mannschaft noch nach hinten abfallen. Es liegt dennoch vieles nah beieinander. Gegen den Zweiten Öhringen beispielsweise haben wir 50 Minuten lang bis auf einen Elfmeter nichts zugelassen. Auch wenns am Ende 1:4 stand und die TSG in den letzten Minuten noch mehr Tore hätte erzielen können - so klar wie es das Ergebnis aussagt, war es nicht.

Sie haben früher in der Jugend des VfB Stuttgart gespielt. Was sagen Sie zur aktuellen Situation - Sportdirektor Fredi Bobic ist weg, der Verein ist in Abstiegsgefahr.

(lacht) Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich habe zwar beim VfB gespielt, bin aber Fan von Borussia Mönchengladbach. Und da schaut es derzeit sehr gut aus. Mein bester Freund Andy allerdings ist VfB-Fan - und er leidet. Er hat am heutigen Samstag Geburtstag. Auf diesem Weg: Alles Gute, Andy!

Die Fragen stellte Hartmut Ruffer.

Aufrufe: 018.10.2014, 00:00 Uhr
Südwest Presse | SWPAutor