2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
Immer noch Anziehungspunkt: Auch wenn seit Jahren schon kein Eschweiler Team mehr in oberen Amateurklassen spielt, zieht der lokale Fußball immer noch viele Menschen der Stadt an.
Immer noch Anziehungspunkt: Auch wenn seit Jahren schon kein Eschweiler Team mehr in oberen Amateurklassen spielt, zieht der lokale Fußball immer noch viele Menschen der Stadt an. – Foto: Thomas Heinen (Collage)
Sparkasse

Erster Schritt: FC Eschweiler. Und dann?

Dürwiß, Weisweiler und Laurenzberg stellen Weichen für gemeinsame Zukunft. Jugendabteilung für alle Vereine entscheidend.

30. Januar 2020 – dieses Datum wird auf die eine oder andere Weise ein besonderes Datum in der Eschweiler Vereins- und vor allem der Fußballlandschaft sein. Am Abend treffen die Mitglieder von Germania Dürwiß, SCB Laurenzberg und Fortuna Weisweiler zusammen, um den Fusionsverein FC Eschweiler aus der Taufe zu heben. Das postulierte Ziel des neuen Vereins ist, eine attraktive Heimat vor allem für Kinder und Jugendliche zu sein und eine angesehene Adresse im Seniorenfußball zu werden, ohne sich auf sportliche Abenteuer einzulassen. Die bevorstehende Fusion wird große Auswirkungen auf den Fußball in der gesamten Stadt haben. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten vor der entscheidenden Versammlung.

Wird die Fusion der drei Vereine von den Mitgliedern getragen?

Davon ist auszugehen. In einer ersten gemeinsamen Sitzung Ende Dezember beschlossen insgesamt 105 Mitglieder aller drei Vereine, den ersten formellen Schritt zu einer Fusion zu gehen. In der Saison 2020/21 soll der neue Verein am Ligabetrieb teilnehmen. Die Vereinsverantwortlichen betonten im Vorfeld immer wieder, dass die Fusionsgespräche sehr harmonisch verlaufen seien. Auch wenn Fusionen von Vereinen meist höchst emotional von den Mitgliedern begleitet werden, scheint es bei allen drei Vereinen die Überzeugung zu geben, gemeinsam eine bessere Zukunft zu haben.

Warum jetzt die Fusion dieser drei Vereine?

Wahrscheinlich, weil die Vereine jetzt noch groß genug sind, um ihre Fusion selbst gestalten zu können. Ob das in einigen Jahren noch so wäre, ist fraglich. Die sportliche und damit gesellschaftliche Bedeutung der Vereine sinkt. Am schmerzhaftesten dürfte das Germania Dürwiß erfahren haben. Einst sportliches Aushängeschild der Stadt sowohl im Jugend- als auch im Seniorenbereich, ist die Germania abgestürzt. Der SCB und Germania, die sich ohnehin eine Sportanlage teilen, bewegen sich nun für eine Fusion auf Augenhöhe. Fortuna Weisweiler kann mit ihrem Kreisliga-A-Team noch die höchstspielende Mannschaft im Seniorenbereich mit in die Fusion bringen. In der Jugendabteilung hat Weisweiler aber keine Perspektiven mehr, gegen die Nachbarn vom Jugendsport Wenau, Berger Preuß, Falke Bergrath und mittlerweile auch FV Eschweiler zu bestehen.

Warum ist Rhenania Lohn nicht Teil des Fusionsvereins?

Geografisch wäre es natürlich sinnvoll gewesen. Nach Auskunft von Rhenania-Geschäftsführer Nicolas Mürkens sind die Lohner auch nicht per se gegen eine Fusion, aber „der nun gesetzte Zeitrahmen war für uns nicht zu halten“. Damit spielt Mürkens auf das bevorstehende Jubiläum von Rhenania Lohn an. Der Verein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Unwahrscheinlich, dass die Mitglieder ausgerechnet in diesem Jahr einer Fusion zugestimmt hätten. Für die Zukunft sei man aber gesprächsbereit, weil der eingeschlagene Weg der drei Vereine richtig sei. „Wir spielen mit unserer ersten Mannschaft um den Aufstieg in die Bezirksliga. Das ist sehr gut. Auf der anderen Seite haben wir seit Jahren keine Jugendmannschaften. Ich glaube nicht, dass der Verein so dauerhaft überleben kann“, sagt Mürkens.

Was geschieht mit den Sportanlagen der Fusionsvereine?

Auf der Großsportanlage in Dürwiß soll einer von drei Aschenplätzen in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden. Die Mittel dafür wurden bereits in den laufenden Haushalt der Stadt Eschweiler eingestellt – unter der Voraussetzung, dass die drei Vereine tatsächlich fusionieren. Auch aus Sicht der Stadt Eschweiler ist die Fusion vorteilhaft. Denn die Großsportanlage Dürwiß ist unter heutigen Voraussetzungen nicht nur viel zu groß. Ohne Kunstrasen, aber mit drei Aschenplätzen, ist sie nicht mehr modern. Die Sportanlage in Weisweiler kann nach der Fusion verkauft werden.

Wie wichtig ist ein Kunstrasen für eine Jugendabteilung?

Sehr wichtig. Blickt man auf Eschweilers Fußballvereine, kann man festhalten, dass die Vereine mit einem Kunstrasen auch eine auffällig hohe Anzahl an Jugendmannschaft stellen. Insgesamt 32 Jugendmannschaften bringen Falke Bergrath, Berger Preuß und die Sportfreunde Hehlrath auf den Platz. Lediglich Dürwiß und Laurenzberg kommen auch ohne Kunstrasen heute noch auf nennenswerte Jugendabteilungen. Doch Vereine wie Rhenania Eschweiler haben große Probleme. „Wir haben heute noch zwei Jugendmannschaften“, sagt Rhenania-Geschäftsführer Wilfried Pütz. Ein Grund sei der fehlende Kunstrasen. „Viele Eltern nehmen heute nicht mehr in Kauf, dass sich die Kinder im Winter Schürfwunden zuziehen oder die Trainingssachen so dreckig werden“, sagt Pütz. Durch die höhere Mobilität der Familien würden die Kinder, die früher bei Rhenania gespielt hätten, heute nach Bergrath, Hastenrath oder Wenau gefahren.

Mit dem SV Nothberg und Preußen Hastenrath sind bereits zwei Vereine fusioniert. Ist die Fusion geglückt?

Ja, vor allem wenn man auf die Jugendabteilung blickt, die in der Form keiner der beiden Vereine alleine so hätte aufbauen können. Einen Leistungssprung im Seniorenbereich hat es im Fusionsverein nicht gegeben, war aber auch nie das oberste Ziel. Zur Wahrheit gehört aber gewiss auch, dass gerade aus Reihen der Nothberger einige ihren Verein kaum noch in dem neuen Fusionsverein erkennen: Unter anderem wurde ihr Platz aufgegeben.

Können Fußballvereine in der Stadt nur durch Fusionen am Leben bleiben?

Nicht unbedingt. Zwischen dem SV St. Jöris und den Sportfreunden Hehlrath gibt es eine inzwischen gewachsene Zusammenarbeit ohne Fusion. „St. Jöris hat 800 Einwohner. Da ist es unmöglich, eine große Jugendabteilung aufzubauen. Dementsprechend schicken wir unsere Kinder nach Hehlrath“, sagt St. Jöris‘ langjähriger Vorsitzender Rudolf Bittins. Beide Vereine würden die Sportanlagen miteinander teilen. „Aus meiner Sicht ergibt sich für diese beiden Vereine so eine sinnvollere Zusammenarbeit als dies bei einer Fusion der Fall wäre“, sagt Bittins.

Aufrufe: 030.1.2020, 13:00 Uhr
René Benden | AZ/ANAutor