Die meisten Fotos, auf denen Erich Hock am Spielfeldrand zu sehen ist, zeigen ihn mit Kopfbedeckung. Der ASV-Trainer trägt, je nach Jahreszeit und Witterung, eine Kappe oder ein Stirnband. Nicht selten pafft der 72-Jährige an der Seitenlinie eine Zigarette. Es gab diese eine Woche im Oktober, da sah es so aus, als könnte Erich Hock für den Rest der Saison diese Lässigkeit beibehalten. Seine Mannschaft siegte einmal gegen Hollfeld und ein weiteres Mal gegen Memmelsdorf. Kriegt der ASV noch die Kurve? Diese Frage schien gestattet. Heute wissen wir: Nein, kriegt er nicht.
Genau diesen Zeitpunkt benennt Bernhard Karg als Beginn der Gespräche. Gespräche über einen möglichen Rücktritt. Bernhard Karg ist deshalb ein kompetenter Ansprechpartner in Sachen Erich Hock, weil er beim ASV mehr Trainer hat kommen und gehen sehen als jeder andere. Seit über 50 Jahren ist er Mitglied im Verein. Noch beeindruckender ist die Zahl 700; eben so viele Spiele hat der heute 65-Jährige während seiner aktiven Zeit (die 70er Jahre) als Fußballer im Trikot des ASV absolviert. Vereinsrekord.
Fragt man Karg nach den Charakterzügen des Erich Hock, weiß er zunächst einmal „überhaupt nichts Negatives“ zu berichten. Fast täglich hätten er und Hock telefoniert, man habe sich immer „sehr gut verstanden“. Fragt man weiter, erzählt Karg außerdem, dass Hock seine gesamte Zeit der Mannschaft geopfert habe. Stunden vor dem Training war er da, Samstag und Sonntag sowieso. „Ich kenne keinen Besesseneren“, sagt Karg.
Bernhard Karg (rechts) hatte seine Sternstunden beim ASV in den 1970er Jahren. Mit Trainer Erich Hock stand der ASV-Veteran täglich in Kontakt. (F.: NN).
Den Abstiegsplatz will er dem Trainer nicht zum Vorwurf machen. „Der Erich ist ein hundertprozentiger Fachmann“, betont er. Trennen müsse man sich trotzdem. Die Tabelle und die Besucherzahlen auf der Sportanlage am Deiniger Weg sprächen Bände. „In den 70er Jahren hatten im Durchschnitt 1500 Zuschauer“, schwärmt Karg von vergangenen Tagen. Davon ist der ASV heute weit entfernt, etwa 150 Fans kommen noch ins Stadion.
„Wenn man so schlecht spielt, bleibt nur der Trainerwechsel“, glaubt Bernhard Karg, der dem ASV mit weiteren Mitgliedern in einem Ehrenbeirat zur Seite steht. Weil ein Wechsel während der Saison denkbar ungünstig wäre, habe man sich auf den Zeitpunkt vor der Winterpause geeinigt. Einigung bedeutet in diesem Fall: Beide Seiten waren einverstanden. „Wir haben das vernünftig gelöst“, ist Karg überzeugt.
Während über den Trainerwechsel Einigkeit besteht, herrscht über die Neubesetzung der Stelle große Ratlosigkeit. Einen konkreten Kandidaten habe man beim ASV noch nicht ins Auge gefasst, „wir beginnen jetzt erst mit der Suche“, sagt Karg. Erst jetzt Ausschau zu halten, sei ein Gebot der Fairness gewesen.
Zusätzlich soll die Suche auf geeignete Stürmer ausgeweitet werden. Hier weist der ASV die größte Schwäche auf, es fehlt ein Torjäger. Ansonsten sei man mit der Personalsituation („junge Leute aus dem Landkreis“) doch recht zufrieden, nachdem sich in den vergangenen Wochen zahlreiche Verletzte zurückmeldeten.Die Lücke, die Trainer Hock ab dem 30. November hinterlässt, soll Team-Manager Georg Laube vorübergehend schließen. Laube blickt auf 30 Jahre Erfahrung als Trainer zurück.
Egal, ob der ASV Neumarkt den Abstieg mit neuem Personal abwenden kann oder nicht: Der Mann mit dem Stirnband und der Fluppe im Mund wird im Stadion am Deininger Weg fehlen.