2024-05-02T16:12:49.858Z

Über FuPa
Von hier breitete sich das FuPa-Fieber aus: In der FuPa-Zentrale arbeiten Gründer Michael Wagner (rechts) und Mitarbeiter Sebastian Ziegert an ihrem ehrgeizigen Ziel FuPa jeden Tag ein bisschen besser zu machen. (Bild:Privat)
Von hier breitete sich das FuPa-Fieber aus: In der FuPa-Zentrale arbeiten Gründer Michael Wagner (rechts) und Mitarbeiter Sebastian Ziegert an ihrem ehrgeizigen Ziel FuPa jeden Tag ein bisschen besser zu machen. (Bild:Privat)

Erfolgsgeschichte aus dem Kinderzimmer

Michi Wagner erzählt wie alles begann +++ Zahl der FuPaner wächst schnell +++ 30 Regionen aktiv +++ FuPa bald auch im Ausland

Was bei Steve Jobs oder Bill Gates in einer Garage beginnt, nimmt bei Michael Wagner seinen Anfang in einem Kinderzimmer unterm Dach. Ein Bett, ein kleiner Schrank und ein mit Panini-Bildern zugekleisterter Schreibtisch. Mittendrin in der kleinen Kammer knattert ein alter Computer. An den Wänden prangen Poster von Kalle Riedle und Mehmet Scholl.

Hier tüftelt Michael Wagner als 16-Jähriger die Idee aus, Lokalfußball im Internet zu präsentieren: ein aktuelles und interaktives Portal für Amateurkicker. 2006 ist das völlig neu. Mittlerweile eine bundesweite Erfolgsgeschichte, die auf gerade einmal 15 Quadratmetern zwischen Harry Potter-Büchern und einer Dartscheibe begonnen hat. Einen Vergleich mit den Pionieren von Apple oder Microsoft hält Wagner zwar für „einen Schmarrn“, doch er gibt zu: „Wir haben die gleiche Philosophie: durch ständige Innovation voran zu kommen.“ Das ist Michael Wagner, den alle Welt nur „den Michi“ nennt, trefflich gelungen. Aus Frust über die unzureichende Berichterstattung der Passauer Lokalpresse programmierte der Teenager eine eigene Website für den unterklassigen Fußball in Niederbayern und ging im Juni 2006 online. „Ich hatte am ersten Tag exakt 75 Besucher.“ Heute tummeln sich täglich bis zu 300 000 Besucher auf den Seiten von FuPa.net, Tendenz steigend.

Seit 2010 steht der Grimme-Online-Award im FuPa-Büro in Fürstenstein, wo mittlerweile 14 Festangestellte arbeiten. Der 3 400-Seelen-Ort, nördlich von Passau und keine 50 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, hat in Fußballer-Kreisen nationale Berühmtheit erlangt. Umrahmt vom Idyll des Bayerischen Waldes schlägt in Fürstenstein das FuPa-Herz in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus.

„Aus Liebe zum Fußball“

Gleich gegenüber thront der Gasthof Kerber am Hang. Inhaber ist der Onkel vom Wagner Michi, der Wagner Simon. Doch heimlicher Chef im Gasthof Kerber ist Bernhardiner Rex, ein gutmütiger Koloss. Nur zur Begrüßung macht er mächtig Radau. Er scheint zu riechen, dass schon wieder Preußen hier nächtigen. Die Gäste kommen aus Osnabrück, Köln und Wiesbaden. Sie wollen im Workshop lernen, wie FuPa funktioniert – in der kreativen Schaltzentrale, hier in Fürstenstein. „Aus Liebe zum Fußball“ prangt an der im FuPa-Blau gestrichenen Wand. Jeder Besucher kommt am großen Bildschirm vorbei, wo live die Zugriffszahlen auf die Seiten aller FuPa-Regionen aufleuchten. In den Büros arbeiten Techniker, Anzeigenverkäufer und Redakteure. Einer von ihnen ist Sebastian Ziegert, ein Mann der ersten Stunde.

Der Ziegert Basti ist seit 2009 im Boot, hat damals mit Wagner das Magazin „Querpass“ initiiert. Heute trägt er bei FuPa die redaktionelle Verantwortung und erzählt: „Am Anfang hat jeder irgendwie alles gemacht. Mittlerweile haben wir uns extrem professionalisiert.“

Und doch wirkt alles irgendwie familiär, wenn Michi Wagner in den Hausschlappen die Treppe heraufkommt. Der FuPa-Geschäftsführer wohnt direkt unter den Büroräumen und neben dem Lager. „Die räumliche Nähe stört mich nicht, ich empfinde das als praktischen Vorteil.“ Die Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben scheint dünn. „Es gibt überhaupt keine Trennlinie“, sagt Wagner und erklärt: „Ich nehme die Arbeit meist gar nicht als Arbeit wahr, weil mir das einfach unglaublich viel Spaß macht.“ Oft sitzt er bis weit in die Nacht am Computer. Der 24-Jährige lebt für FuPa. Nur 20 Prozent seiner Kontakte, schätzt er, bewegen sich außerhalb der FuPa-Welt. „Aber das ist doch normal, wenn einen das Portal Tag und Nacht beschäftigt.“

Siegeszug durch Deutschland

Wagners Augen glänzen, er strahlt vor Begeisterung. Dieser Enthusiasmus erklärt den Erfolg des Schülers über die Lokalpresse in Passau und den Siegeszug in Deutschland. FuPa ist längst Kult. Und doch sieht sich Wagner im Kampf David gegen Goliath noch immer als Außenseiter. „Wir sind kein mächtiger Konzern, sondern immer noch der Kleine. Aber wir haben keine Angst.“ Auch nicht vor dem großen Deutschen Fußballbund, der im Sommer seine Interpräsenz nach FuPa-Vorbild ausbauen will. „Es macht doch viel mehr Spaß der David zu sein. Denn der ist jung und dynamisch“, sagt Wagner. Die Rolle des Underdogs gefällt ihm und vielleicht rührt daher auch seine ausgeprägte Sympathie für den SC Freiburg. Der Verein aus dem Breisgau dient Wagner als Ideal, die Philosophie, als Blaupause für das eigene Tun. „Beim Sportclub Freiburg wurden sie trotz zwischenzeitlicher Erfolge nie größenwahnsinnig, haben immer nachhaltig und mit eigenem Nachwuchs gearbeitet.“


Michi Wagner vor der FuPa-Live-Grafik in der Zentrale in Fürstenstein. (Bild: Privat)

Das will Wagner bei FuPa ebenfalls realisieren und mahnt: „Wir dürfen nicht um jeden Preis wachsen, das ging teilweise etwas zu schnell. Wir wollen weiter innovativ sein und vor allem Spaß dabei haben.“

Der Spaß ist spürbar in den FuPa-Räumen in Fürstenstein. Noch immer weht ein Hauch von Gründerzeit durch die Flure – zwischen Festplatten, Pizzaschachteln und Kaffeebechern. Die FuPa-Crew sammelt Tassen und besitzt eine stattliche Zahl Kaffeebecher mit den Wappen deutscher und internationaler Klubs. Seit kurzem gehört auch eine Tasse vom FSV Mainz 05 dazu. Vor einigen Wochen besuchten Wagner und sein Kompagnon Andreas Santner den Verlagssitz dieser Zeitung in Mainz – und fuhren natürlich nicht ohne Fan-Utensilien zurück nach Niederbayern. Vorher wollte die FuPa-Delegation unbedingt die Coface-Arena sehen, interessierte sich aber genauso für den Heim-Sportplatz ihres Gastgebers – einen Hartplatz mit rotem Sand im Wiesbadener Stadtteil Kloppenheim.

FuPa auch im Ausland aktiv

„Gerade in den untersten Ligen und auf den schäbigsten Plätzen ist der Fußball noch authentisch“, sagt Wagner. Seine Worte und der Spruch „Aus Liebe zum Fußball“ sind keine leere Prosa. Es ist Teil des FuPa-Konzepts, dass alle Mitarbeiter aus der Fußballszene stammen, viele selbst aktiv kicken. Auch Michael Wagner. „Ich lege mir nie Termine, wenn ich Fußball habe, das Training und die Spiele sind heilig.“ Momentan kämpft Wagner um einen Stammplatz bei der SG Fürstenstein / Nammering. Der aktive Sport dient ihm als Ausgleich und Inspiration. „Auf dem Platz denke ich an nichts anderes als an das Spiel. Da kann ich super von allem Stress abschalten.“ Rund ums Spiel nutzt Wagner die Anbindung an die Basis zum Ideenaustausch. „Da gibt es unglaublich viele Anregungen, aber auch Kritik.“ Bis vor einem Jahr fungierte Wagner sogar als Abteilungsleiter beim SV Fürstenstein, künftig will er vor allem den Jugendfußball in seinem Heimatort fördern. Wagner ist Lokalpatriot. Auch wenn FuPa Ende des Jahres wohl erstmals im Ausland aktiv wird, soll die Zentrale in Fürstenstein bleiben. Eine Verlegung nach Passau kommt nicht in Frage. „Passau klingt vielleicht für viele schicker und ist besser erreichbar, aber wir bleiben hier“, betont Wagner und schiebt nach: „Fürstenstein – des san mia!“

So muss die FuPa-Nation weiter vorbei an Bernhardiner Rex im Gasthof Kerber, darf weiter in die niederbayerische Provinz reisen. Und das tun regelmäßig Redakteure aus der ganzen Republik, um von Wagner und Co. „fupanisiert“ zu werden. 30 aktive Regionen gibt es. Die Zahl der FuPaner wächst, genau wie die Büroräume in der Zentrale. Doch Ideale und Begeisterung sind die selben wie damals – 2006 in Michi Wagners Kinderzimmer.

Aufrufe: 013.3.2014, 12:30 Uhr
Olaf StreubigAutor