2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Das Foto zeigt die Usinger Mannschaft vor dem Spiel der 2. DFB-Hauptrunde beim damaligen Drittligisten Viktoria Köln, das in Köln nach Verlängerung mit 1:6 verloren wurde, mit (stehend von links)  Trainer Jürgen Konieczny, Harald Nake, Helmut Trenczek, Gerhard Rembach, Karl-Heinz Lack, Manfred Wernard, Zeugwart Ernst Krämer, Rainer Fritz, Rainer Leckzut und dem Spielausschussvorsitzenden Klaus-Dieter Dörr; sowie (vorne von links) Rüdiger Wenzel, Wolfgang Stalter, Manfred Böhm, Horst Czech, Helmut Klotz und Dietmar Schmidt-Winterstein.  	Fotos/Repros: Stalter
Das Foto zeigt die Usinger Mannschaft vor dem Spiel der 2. DFB-Hauptrunde beim damaligen Drittligisten Viktoria Köln, das in Köln nach Verlängerung mit 1:6 verloren wurde, mit (stehend von links) Trainer Jürgen Konieczny, Harald Nake, Helmut Trenczek, Gerhard Rembach, Karl-Heinz Lack, Manfred Wernard, Zeugwart Ernst Krämer, Rainer Fritz, Rainer Leckzut und dem Spielausschussvorsitzenden Klaus-Dieter Dörr; sowie (vorne von links) Rüdiger Wenzel, Wolfgang Stalter, Manfred Böhm, Horst Czech, Helmut Klotz und Dietmar Schmidt-Winterstein. Fotos/Repros: Stalter

Enorm mannschaftsdienlich

+++ Klaus-Dieter „Hugo“ Dörr (78) hat die Vergangenheit der Usinger TSG maßgeblich geprägt +++

Usingen. Wenn vom Aufstieg der Usinger Fußballer in der 70er Jahren gesprochen wird, darf der Name Klaus-Dieter „Hugo“ Dörr nicht fehlen. Allerdings hat er in diesem Zeitraum nicht selbst für die Usinger TSG als Spieler auf dem Rasen gestanden. Dörr sorgte damals mit Oswald Janda, Helmut Schmidt, Charlie Felger, Otto Schröder, Ernst Krämer, Heinz Hungerbühler, Karl-Hans Engel und Hartmut „Bill“ Schmidt für den reibungslosen Spielbetrieb sowie die wirtschaftliche Balance. In seiner Amtszeit von 1971 bis 1976 konnte der heute 78-Jährige als Spielausschussmitglied bzw. Vorsitzender zwei Meisterschaften der UTSG feiern und sich über die Teilnahme an zwei Runden im DFB-Pokal erfreuen.

Er erinnert sich: „Das war für uns damals eine wunderschöne und erfolgreiche Zeit, die ich nicht missen möchte“. Vor seiner Funktionärstätigkeit hat der pensionierte Polizeibeamte in den 60er-Jahren selbst im Tor der Usinger gestanden. Wegen einer Kreuzbandverletzung, die von damals namhaften Ärzten nicht erkannt wurde, musste er schon sehr früh die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Erst Jahre später hat dann Dr. Foster aus Wetzlar bei ihm den alten Kreuzbandriss diagnostiziert. Es wurden ihm Kunststoffbänder im Knie eingesetzt, die einen schmerzfreien Bewegungsablauf für die Zukunft sicherstellten. Doch für die Fortsetzung der Fußballlaufbahn war es zu spät. Die Freude an diesem Sport aber blieb und so kam er im Ehrenamt als Mitglied des Spielausschusses bei der Usinger TSG zum Einsatz. Schon in seinem ersten Jahr gab es gleich etwas zu feiern. Nach vielen Anläufen gelang den Fußballern die Meisterschaft in der damaligen A-Klasse Friedberg/Hochtaunus. Dörr blickt zurück: „Nach dem letzten Auswärtsspiel in Nieder-Wöllstadt, das die Meisterschaft bescherte, habe ich die Usinger Mannschaft und deren Anhang in Ziegenberg mit dem Streifenwagen abgeholt. Dann ging es nach Usingen auf den Schlossplatz, wo sich die Mannschaft der breiten Öffentlichkeit auf einem Anhänger zeigte. Viele Usinger Bürger sowie der damalige Bürgermeister Manck hatten sich dort zu diesem Spektakel versammelt. Ein Hauch von großem Fußball wehte für wenige Stunden durch die Gassen von Usingen“. Mit dem Aufstieg in die damalige Bezirksklasse wurde aber auch eine neue Zeitrechnung eingeläutet. Der Amateurstatus ohne finanzielle Zuwendungen war plötzlich Vergangenheit. Mit Walter Jung aus Altweilnau wurde der erste Spieler verpflichtet, dem mit Handgeld der Wechsel nach Usingen schmackhaft gemacht wurde. Dörr: „Die Verhältnisse hatten sich 1971 im Amateurfußball stark verändert. Für die neue Spielklasse musste eine Verstärkung her, das ließ sich einfach nicht anders machen“. Und schon zwei Jahre später konnte die UTSG wieder eine Meisterschaft und den Aufstieg in die Verbandsliga feiern. 1973 gab es am letzten Spieltag mit Titelgewinn einen Autokorso durch die Stadt, der vor der Gaststätte „Schlösser-Keller“ endete. Dörr: „Das war ein noch größeres Ereignis. Die in Aussicht stehenden Fahrten in der Verbandsliga bis Lampertheim oder Heppenheim waren völliges Neuland. Auch das Verteilen von Einsatzprämien, Punktprämien sowie das Verhandeln mit Spielern musste erst noch gelernt werden, denn eine wirtschaftliche Balance war für den Unterhalt der Mannschaft in dieser Spielklasse auch damals schon unbedingt notwendig. Da gab es keine Großsponsoren, viele kleine Spender und natürlich Hartmut „Bill“ Schmidt vom „Schlösser-Keller“ waren die Säulen des neuen Projekts“. Zu dieser Zeit gab es noch kein Vereinsheim, der „Schlösser-Keller“ war sonntags nach den Meisterschaftsspielen immer der Anlaufpunkt. Gastronom Schmidt: „Alle waren mit sehr viel Herzblut dabei. Dörr hat immer mit viel Energie und Umsicht agiert. Er war eine gute Führungsfigur, offen, ehrlich und nie unfair zu den Trainern. Es wurden viele Feste gefeiert und der „Hugo“ war immer mittendrin“. Im Jahr 1974 gab es ein weiteres „Highlight. Es gelang den Usinger Fußballern als hessischer Vertreter die Teilnahme am DFB-Pokal.

In der ersten Hauptrunde besiegte die UTSG vor 2000 Zuschauern den damaligen Bayernligisten FV Obernau mit 3:2-Toren und qualifizierte sich so für die zweite DFB-Pokalhauptrunde. Dörr: „Das war Euphorie pur, alle hofften natürlich bei der Auslosung im Fernsehen auf einen ganz großen Gegner. Aber das Los bescherte uns nur Viktoria Köln, den Vertreter aus der Amateuroberliga von Nordrhein Westfalen, wo wir nach Verlängerung mit 1:6 unterlagen. Letztendlich war es nicht weiter tragisch, denn an die dritte Halbzeit in Köln werden sich die damaligen Spieler, Funktionäre und mitgereisten Anhänger auch heute noch gern erinnern“.

Über Jochen Schulz wurde zeitlich etwas später der Kontakt zu Eintracht Frankfurt hergestellt. Cheftrainer Dietrich Weise und Weltmeister Jürgen Grabowski standen auf Einladung im Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“ Rede und Antwort zu Fragen des Profifußballs. Dörr: „Das war ein weiteres Event, auch weil Weise vor dem Treffen zwei Usinger Fußballer selbst beobachtet hatte und Interesse bekundete diese zu verpflichten. Das sieht heute sicher ganz anders aus“.

Der „Hugo“ war als Funktionär ein Mann der Tat, enorm gradlinig, immer zum Wohl der Mannschaft orientiert und auf den Erfolg ausgerichtet. Auch war er sich nicht zu schade, Sonntagsdienste bei der Polizei für Kollegen zu übernehmen, die am Nachmittag als Spieler für die UTSG auf dem Platz standen. Das wäre sicher heute nicht mehr denkbar.

Im Jahr 1976 war für Dörr dann Schluss, er ging zum Carnevalverein und wurde noch im gleichen Jahr Faschingsprinz. Und was macht der „Hugo“, wie er liebevoll von seinen Freunden genannt wird, heute? Er ist körperlich in einem großartigen Zustand, immer noch sehr sportlich und fit. Täglich sitzt er auf dem Hometrainer und bei schönem Wetter ist er mit dem Rad auf der Landstraße zu finden. Auch das Fitnessstudio besucht er regelmäßig. Das Marathonlaufen hat er zwischenzeitlich aufgegeben. Dafür stehen jetzt öfters bei schönem Wetter Mehrtagesradtouren mit Freunden auf seinem Programm. Auch bereist er gern mit Ehefrau Renate im Wohnmobil die Länder Europas. Zum heutigen Fußball fühlt sich Dörr nur noch sporadisch hingezogen, manchmal sieht man ihn mit alten Weggefährten auf dem Usinger Sportplatz.



Aufrufe: 021.4.2020, 08:00 Uhr
Wolfgang StalterAutor