2024-05-02T16:12:49.858Z

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Nach Jahren in der Landesliga hütet Christian Oriwoll mittlerweile das Tor des ESV Rangierbahnhof - noch in der Kreisklasse. F: Weigert
Nach Jahren in der Landesliga hütet Christian Oriwoll mittlerweile das Tor des ESV Rangierbahnhof - noch in der Kreisklasse. F: Weigert

Energiesparmodus vor dem Saison-Höhepunkt

Der ESV Rangierbahnhof verliert zum Ausklang das Eisenbahner-Derby, kann aber noch in die Kreisliga aufsteigen

Im Kreisklassenduell der Eisenbahner hat der ESV Flügelrad seinen Kontra­henten vom Rangierbahnhof mit 2:1 (1:0) bezwungen. Schön anzusehen war der Saisonausklang auf dem B-Platz am Finkenbrunn nicht - auch, weil sich die „Rangers“ sichtlich für die anstehende Aufstiegsrelegati­on schonten.
Sie haben schon bessere Zeiten erlebt beim ESV Rangierbahnhof. Vier Jah­re, von 1994 bis 1998, gehörte der Verein zum Inventar der Landesliga. Vor zwei Jahren nahm der Fall des einst so erfolgreichen Clubs mit dem Abstieg in die Kreisklasse sein vorläufiges Ende. Am Ende dieser Saison, der zweiten in den Niederun­gen des Fußballs, könnte nun die Rückkehr in die Kreisliga stehen, immerhin.

Auf einem guten Weg dorthin sind die Jungs von Trainer Michael Bayer. In der Vorwoche haben sie mit einem Heimsieg gegen die DJK Fürth alles klarge­macht. Alles heißt in diesem Fall: den Relegationsplatz. Also sind die Fra­gen und Probleme an diesem Sommer­tag weitaus einfacher, weitaus gerin­ger in ihrer Bedeutung.

Warum wird nicht auf dem A-Platz gespielt? Wer sich zwischen Sonnen­schirmen, Biertischen und dem duften­den Grill umhört, bekommt eine Viel­falt an Antworten so breit wie das Kuchenangebot am Essensstand. „Ich waaß a ned“, sagt der scheinbar Alt­eingesessene, ein anderer will von einem Maulwurf gehört haben - und liegt mit seiner Vermutung richtig, wie von Vereinsseite zu hören ist. Der B-Platz, dieses bei Amateurfußbal­lern ungern gesehene Etwas, „der B-Platz ist aber eigentlich sowieso bes­ser“, findet jedenfalls der vorbeihu­schende Funktionär.

Die Schuld dafür, dass auf diesem besseren Platz in den folgenden 90 Minuten wenig Ansehnliches passier­te, konnte man wahrlich nicht dem verhältnismäßig satten Grün zuschie­ben. Technische Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten, dazu die vom Him­mel brennende Sonne, mancher mut­maßte schon, dass „die doch schon seit einer Stunde spielen“. Sie taten es nicht, der Schiedsrichter pfiff stattdes­sen kurz darauf nach 25 Minuten zur Trinkpause.

Da hatten die Hausherren längst das Kommando übernommen, zum 1:0 brauchte es in diesem an Höhepunk­ten armen Kick allerdings eine Stan­dardsituation: Thomas Bayreuther im Flügelrader Trikot zirkelte den Ball über die blau-schwarze Mauer, der Ball flog und flog, Christian Oriwoll im Tor der Rangers ebenso. Zum Leid­wesen des Rangers-Keepers tat er dies aber etwas langsamer und kam so nicht mehr rechtzeitig ins Eck. Zuvor hatte der einstige Landesliga-Keeper des FSV Stadeln zweimal sehenswert gerettet, später wies ein Heimfan sei­ne Spieler an, es „beim Oriwoll mit so einem Schuss gar nicht probieren“ zu müssen.

Es gibt Torhüter, die weniger Ansehen genießen. Ein Bandscheibenvorfall zwang den 29-Jährigen zum Ende seines Engagements in Fürth, auch beim Bezirksligisten TV Erlan­gen wurde er nicht glücklich. Also zurück an die alte Wirkungsstätte, wo damals, in der Jugend, alles begann. Eine Umstellung? „Auf jeden Fall“, sagt Oriwoll, „man muss hier ganz anders agieren und die Leute anders anspielen.“ So wie kurz zuvor, als er einen mächtigen Schrei losließ, sein Abwehrspieler den Abstoß aber den­noch im Strafraum annahm. Doch auch die Erfahrung des 1,96-Meter­-Hünen konnte die Rangers zum Sai­sonausklang nicht vor einer Nieder­lage bewahren. Die Bayer-Elf hatte zuvor für 30 Sekunden ihre Klasse bewiesen und durch Daniel Birkner ausgeglichen (63.).

Dann aber, gut zehn Minuten spä­ter, nahm wiederum Thomas Bay­reuther Maß und traf die Innenseite des Pfostens. Christian Oriwoll schau­te dem Ball noch hinterher, doch der bahnte sich seinen Weg ins Netz - 2:1. Zur Freude wohl aller Beteiligten war wenig später Schluss. Keine Karten, keine Verletzten, das, was sich wohl alle Gäste er­hofft hatten, war eingetre­ten.

Gegen Johannis 83

Auch der scheidende Coach Michael Bayer nahm die Niederlage gelas­sen. Mancher, der auf dem Feld stand, habe wochen­lang nicht trainiert, dazu die Hitze und in den Köp­fen das Relegationsspiel am Freitag in Burgfarrn­bach gegen Johannis 83. Die SpVgg Mögeldorf be­kommt es schon am Mitt­woch mit Laubendorf zu tun (Platz: ASV Zirndorf), ebenso der ASN Pfeil in Raitersaich mit dem SV Hagenbüchach (alle Spiele um 18.30 Uhr).

Was Bayer erwartet? „Ein Aufstieg ist für mich kein Muss. Viel wichtiger ist es, den ganzen Verein wieder auf Vordermann zu bringen, die Jugend zu fördern.“ Doch all das wird ohne ihn laufen müssen, seinen Rückzug hat er schon vor Wochen angekündigt, „aus persönlichen Gründen“. Mehr will der 44-Jährige, der früher das Tri­kot des FC Augsburg trug, anfangs nicht verraten, dann klingt durch, dass er mit internen Entscheidungen nicht zufrieden war. Aber, sagt Bayer, „in der Kreisklasse ist es auch schön, da gibt es wenigstens viele Derbys“. Und ganz schöne Nebenplätze.

Aufrufe: 016.6.2015, 09:20 Uhr
Michael FischerAutor