2024-05-02T16:12:49.858Z

Team Rückblick
Sein Herz schlägt nach wie vor für Energie: Maximilian Philipp beim Landespokal-Finale gegen Luckenwalde im Mai 2017. Foto: Voigt
Sein Herz schlägt nach wie vor für Energie: Maximilian Philipp beim Landespokal-Finale gegen Luckenwalde im Mai 2017. Foto: Voigt

Energie Cottbus: Überschuss dank „Philipp-Millionen“

Die Geschäftsbilanz des Drittliga-Aufsteigers: Der FCE muss trotz positiver Ergebnisse auch Abstriche machen.

Der FC Energie Cottbus hat das Geschäftsjahr 2017 mit einem Überschuss von rund 1,1 Millionen Euro abgeschlossen. Das hat Präsident Michael Wahlich auf der jüngsten Mitgliederversammlung erklärt. Allerdings musste der Verein bei den Einnahmen auch Abstriche im Vergleich zu den Planungen hinnehmen.
Während am Donnerstagnachmittag der Spielplan für die kommende Drittliga-Saison veröffentlicht wurde, werfen wir noch einmal einen Blick zurück:
Transfererlöse:
Das gute Jahresergebnis des FCE ist vor allem den Einnahmen aus einem speziellen Transfergeschäft zu verdanken. Der Wechsel des früheren Cottbusers Maximilian Philipp vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund hat den Cottbusern einen Millionenbetrag eingebracht. Die Ablöse für den U21-Nationalspieler sollte dem Vernehmen nach 15 Millionen Euro plus eine mögliche Erfolgsprämie in Höhe von fünf Millionen Euro betragen. Energie bekam knapp zehn Prozent der Ablösesumme. Eine entsprechende Klausel hatte sich Energie festschreiben lassen, als Philipp im Winter 2013 von Cottbus nach Freiburg wechselte.

Neben den „Philipp-Millionen“ und den Transfererlösen für den Wechsel von Stammkeeper Alex­ander Meyer zum VfB Stuttgart verzeichnete Energie Cottbus im vergangenen Jahr eine weitere unerwartete Transfereinnahme. Die Cottbuser wurden statutengemäß am Wechsel des ehemaligen Energie-Profis Marco Stiepermann vom VfL Bochum zum englischen Zweitligisten Norwich City beteiligt und kassierten eine fünfstellige Summe.

Präsident Michael Wahlich erklärte auf der Mitgliederversammlung: „Bei Maximillian Philipp waren es weitsichtige Überlegungen der damals handelnden Personen. Glück war auch dabei, dass sich Philipp so gut in Freiburg entwickelt hat. Bei Alex Meier war es ähnlich. Hinter beiden Vorgängen steckt viel Fleißarbeit und Akribie. Die Einnahmen aus diesen Transfervorgängen prägen natürlich das abgelaufene Geschäftsjahr.“

Mitgliedsbeiträge: Rund 23 000 Euro nimmt der FCE im Monat über die Mitgliedsbeiträge ein. Das ist nicht viel. Zum Vergleich: Der FC Carl Zeiss Jena bekommt laut Wahlich monatlich rund 32 000 Euro. In ganz anderen Dimensionen bewegt sich Bayern München. Dort landen monatlich 2,27 Millionen Euro in der Vereinskasse. Dank der rund 290 000 Mitglieder (Energie rund 3000).

Zuschauereinnahmen: Hier musste der FCE Einschnitte verbuchen. Geplant war laut Wahlich ein Schnitt von 6500 Zuschauern pro Spiel. Ins Stadion kamen aber nur 5200 – und damit sogar 300 je Begegnung weniger als im Jahr zuvor –trotz der sehr erfolgreichen Saison. Das Relegationsspiel ist von dieser Berechnung ausgenommen. Wahlich: „Hier haben wir noch Reserven, die wir in der nächsten Saison erschließen können.“

TV-Gelder: Der Posten war im vergangenen Jahr mit 15 000 Euro fast zu vernachlässigen. Ein Vergleich, der freilich nicht ganz fair ist: 2008 kassierte der FCE in der Bundesliga noch satte 16 Millionen Euro.

Ausgaben: Der FCE musste im vergangenen Jahr einen Rückgang bei den Sponsorengeldern von rund 300 000 Euro kompensieren. Außerdem musste der Verein Punktprämien bezahlen, die wegen der sehr erfolgreichen Bilanz in dieser Höhe nicht eingeplant waren. Die Rasenheizung hat rund 90 000 Euro gekostet. Es gab weniger Spenden, als die Zusatzeinnahmen durch den Philipp-Transfer bekannt wurden. Die Verbindlichkeiten seien um 1,4 Millionen Euro abgebaut worden, so der Präsident.

Ausblick: In der 3. Liga kann der FCE mit TV-Geldern in Höhe von rund 860 000 Euro planen. Hinzu kommt Geld, das durch die Vermarktung der dritten Liga allen Vereinen zugute kommt, so wie der Wettanbieter Bwin als Ärmelsponsor und die Spielballvermarktung mit Adidas. Insgesamt plant der Verein mit 1,3 Millionen Euro Einnahmen. „Aber in der 3. Liga nehmen auch die Ausgaben eine ganz andere Größenordnung an“, betont Wahlich. „Da müssen wir nur schauen, wo wir alles hinfahren. Mit Augen zudrücken können wir vielleicht bei vier Mannschaften, also Zwickau, Halle, Jena und bei Rostock weiß ich es schon nicht mehr genau, ohne Übernachtung auskommen.“ Nach Rostock sei Energie die Mannschaft, die am meisten reisen muss. „Und es ist auch kein Geheimnis, dass Spieler in der 3. Liga mehr verdienen als in der vierten“, so der Präsident. Sportlich heißt das Ziel Klassenerhalt. Wahlich: „Mit dem Blick zurück auf den Sommer 2016 sollten wir alle mit großer Demut die Etablierung in der 3. Liga angehen.“

Das Stadion: Das Stadion kostet den FCE jährlich 1,5 Millionen Euro nur dafür, dass die Mannschaft dort Fußball spielen darf. Der Instandhaltungsstau ist laut Wahlich riesig. „Die baulichen Gegebenheiten überstehen keinesfalls die nächsten zehn Jahre. Es gibt akuten Handlungsbedarf.“

Bei seinem kürzlichen Besuch im Schloss Bellevue habe er das beim Bundespräsidenten zum Thema gemacht, genauso wie Vorstandsmitglied Werner Fahle das Thema beim brandenburgischen Finanzminister Christian Görke angesprochen habe. Wahlich: „Bisher möchte niemand darüber so richtig sprechen. Aber für mich gehört das Ganze in die Thematik Strukturwandel in der Lausitz. Wir sollten hier nicht die Stadt als Hauptverantwortlichen sehen, hier muss es ganz klar Entscheidungen und Bekenntnisse des Landes oder auch des Bundes zum Standort Cottbus geben.“

Die Hoffnung: Der FC Energie hat eine Kooperation mit Sparta Prag begonnen. „Diese soll ausgebaut und intensiviert werden“, kündigt Michael Wahlich an. Und er ergänzt: „Möglicherweise kann diese zukunftsträchtige Partnerschaft noch zu weitaus mehr dienlich sein, denn der Eigentümer des Klubs ist ja bekanntlich nicht ganz arm. Insoweit kann man hoffen, dass sich da noch was anbahnt.“ Wahlich meint den tschechischen Milliardär ­Daniel Kretinsky, der nicht nur Anteile an Sparta Prag hält, sondern mit seinem Unternehmen EPH auch ­Vattenfall gekauft hat.



Aufrufe: 05.7.2018, 11:10 Uhr
LR-Online.de / Sven HeringAutor