2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mit großen Zielen gestartet, jetzt vor der Auflösung: Olympic Geretsried.
Mit großen Zielen gestartet, jetzt vor der Auflösung: Olympic Geretsried. – Foto: Olympic Geretsried

Ende mit Schrecken: Olympic Geretsried meldet nach Corona-Zwangspause ab

„Hätte jede Woche beten müssen“

Olympic Geretsried kann nicht antreten. Zur Saison 2021/22 meldet der Verein keine Mannschaft. Vorsitzende Anita Kape teilt die schwere Entscheidung mit.

Geretsried – Als die zurückliegende Endlos-Saison im Sommer 2019 angepfiffen wurde, war Olympic Geretsried mit großen Zielen gestartet. Nach einem dritten Platz in der Vorsaison und ausgestattet mit vielversprechenden Neuzugängen formulierte der neue Spielertrainer Anastasios Fytanidis als Saisonziel den Aufstieg in die Kreisliga. Es wäre, gerade passend zum 30-jährigen Bestehen der Geretsrieder Multi-Kulti-Truppe, der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gewesen.

Dann kam Corona*. Und wenn Ende Juli die neue Saison startet, sucht man in den Spielplänen des Bayerischen Fußball-Verbands einen Verein vergebens: den GFVG Olympic Geretsried.

Olympic Geretsried tritt nach Corona nicht mehr an: „Ich hätte jede Woche beten müssen“

„Ich habe die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet“, bestätigt Anita Kape. „Wir können diese Saison nicht antreten, ob es im kommenden Jahr anders ist, weiß ich noch nicht“, sagt die Vorsitzende. Hoffnung klingt anders. Als Hauptgrund nennt sie akuten Spielermangel. Durch Corona habe sich einiges verändert. Der eine habe aus privaten Gründen neue Interessen entdeckt, andere bekamen Zuwachs und möchten sich auf die Familie konzentrieren. Manche Spieler haben sich beruflich verändert. Selim Alas und Michi Räß haben zusammen ein Unternehmen gegründet und angekündigt, deshalb kürzertreten zu müssen. Nachdem schon vor einiger Zeit Ioannis Moustopoulos wieder nach Griechenland gezogen sei, habe auch Trainer Fytanidis angekündigt, Ende dieses Jahres seine Zelte in Deutschland abzubrechen.

„Wenn wir die Mannschaft behalten hätten, wäre es ein Zitterspiel gewesen. Ich hätte jede Woche beten müssen, dass genügend Spieler kommen“, ist Kape sicher. Und darin, das ist ihr anzuhören, sieht sie keinen Sinn. Dann lieber ein Ende mit Schrecken. „Das wird auch komisch für mich. Ich habe ja jedes Wochenende mit den Jungs mitgefiebert“, sagt die Olympic-Chefin. „Es war eine sehr schwere Entscheidung“, verrät Kapitän Alexander Kutzmutz. „Ich bin ziemlich lange im Verein dabei. Aber letztlich konnte man nicht drum herumkommen.“

Olympic Geretsried: Nur sechs Spieler erscheinen bei Re-Start-Sitzung - „Das reicht nicht, so schwer es ist“

Bei der letzten Sitzung, als es darum ging, die Möglichkeiten und Vorstellungen für den Re-Start auszuloten, hätten sich lediglich fünf, sechs Spieler versammelt. „Das ist keine Mannschaft, das reicht nicht, so schwer es emotional ist“, betont Kutzmutz, der der Pandemie eine erhebliche Mitschuld an der Auflösung gibt. „Wir haben uns durch Corona komplett aus den Augen verloren, das hat einen großen Anteil“, glaubt der Olympic-Spielführer. „Sonst hätten wir es sicher noch mal probiert. Aber Corona hat dem Ganzen den Rest gegeben.“

Ein Ergebnis der letzten Sitzung: Die daran beteiligten Spieler seien sich einig gewesen, „wenn wir zu einem neuen Verein gehen, gehen wir zusammen!“ Deshalb haben sich mit Kutzmutz auch Stavros Iosifoglou, Pavlos Karamanos, Dominik Podunavac und Kristian Derek dem Ortsrivalen ASC Geretsried angeschlossen. Anastasios Fytanidis überlegte es sich anders und entschied sich, die Zeit bis zur Abreise aus Deutschland als spielender Co-Trainer beim TSV Königsdorf zu verbringen. „Das tut mir sehr, sehr weh“, sagt Vassilios Iosifoglou.

Spielertrainer Iosifoglou wollte alles gegen Abmeldung tun - „aber alleine geht das nicht“

Der langjährige Spieler, Trainer und Co-Trainer ist dabei, seit der Verein am 13. April 1989 von griechischen Gastarbeitern gegründet worden war. „Ich wollte es versuchen, die Mannschaft behalten, aber alleine geht das nicht“, so Iosifoglou, dem es schwerer gefallen ist als allen anderen, nicht mehr als Olympic antreten zu können. „Es dauert lange, etwas aufzubauen. Zerstören geht schnell“, sagt er auf die Frage, warum der Verein nicht ganz aufgelöst worden sei. „Mein Ziel war, dass der Name erhalten bleibt.“

Seine Hoffnung ist, dass die Olympic-Mannschaft irgendwann wiederbelebt wird. Als Beispiel, wie so etwas gelingen kann, dient ihm der FC Megas Alexandros Garmisch-Partenkirchen. „Die waren auch für einige Zeit außer Betrieb. Jetzt sind sie gerade in die A-Klasse aufgestiegen“, weiß Vassilios Iosifoglou. Und so ganz wird der Name Olympic Geretsried nicht von der Bildfläche verschwinden. Dafür soll im kommenden Jahr eine Alt-Herren-Mannschaft sorgen. „Die Männer wollen sich fit halten und ein bisschen Gaudi haben“, sagt Anita Kape und scheint bei dem Gedanken schmunzeln zu müssen.

Ob die Mannschaft, die derzeit von Kosta Papadopoulos zusammengetrommelt werde, dann am offiziellen Liga-Spielbetrieb teilnimmt oder eher als Hobbymannschaft auftritt, sei noch nicht entschieden – dafür bleibt noch Zeit bis Anfang 2022. (rst) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Aufrufe: 01.7.2021, 08:17 Uhr
Rudi StalleinAutor