2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
F: Norbert Kaus
F: Norbert Kaus

Eine Pressekonferenz und ihre Folgen

Hessenliga: Der VfB Ginsheim verliert neben Kapitän Jörg Finger zwei weitere verdiente Spieler und hat sechs Kicker als Winter-Zugänge ins Auge gefasst

Das Bemühen um eine nüchtern-sachliche Darstellung eines alles andere als unüblichen Sachverhalts seitens des Vereins wird deutlich. „Jörg Finger, Lukas Langenstein und Lukas Görlich verlassen den VfB“ ist die Meldung überschrieben, der sich erläuternde Worte zu den drei Fußballern anschließen, die sich zwischen drei und viereinhalb Jahren in Ginsheim eingebracht und allesamt mit für den rasanten Aufstieg in die Hessenliga gesorgt hatten.

Während die Ausführungen beim zuletzt länger verletzten Görlich (Rückwechsel zu seinem Heimatverein SKV Büttelborn) und bei Torwart Langenstein (Studiumabschluss/Auslandsaufenthalt) unkritisch rüberkommen, sieht das im Fall Finger anders aus. „Der Grund für seinen Wechsel sind unterschiedliche Auffassungen zu öffentlich getätigten Aussagen der Vereinsführung“, ist dem Text auf der VfB-Homepage zu entnehmen. Und tatsächlich liegt genau hier der Hase im Pfeffer, warum der 27-jährige Kapitän in den vergangenen vier Spielen nicht mehr mitgewirkt hat und in der Winterpause nun ganz von Bord geht.

Worin der Auslöser für die Trennung liegt, dazu haben Spieler und Verein unterschiedliche Auffassungen. „Wir hatten eine interne Einigung getroffen, und es ist für mich ein No-Go, wenn das dann in die Öffentlichkeit getragen wird“, sagt Finger. Im Vorfeld des Punktspiels gegen FSC Lohfelden am 4. November habe er die sportliche Führung des VfB aus freien Stücken davon unterrichtet, bereits im April Karten für eine Veranstaltung am Vorabend in Mainz erstanden zu haben und dort auch hingehen zu wollen. „Dass mir daraufhin erklärt wurde, dass ich dann am nächsten Tag nicht spielen würde, damit war ich vollkommen d‘accord. Aber dann bei einer von Youtube erfassten Pressekonferenz auf Nachfrage zu erklären, wo ich war und sich damit alles mögliche reininterpretieren lässt, geht für mich gar nicht“, so Finger.

Marcus Spahn (51), Leiter der besagten PK nach der 1:4-Heimniederlage, hakt genau hier ein: „Der Jörg kennt mich so lange und weiß genau, dass ich ihn weder denunzieren noch bloßstellen wollte. Ein Sponsor hatte gefragt, warum es zu Umstellungen im Team gekommen ist. Mir ging es darum, Ruhe zu haben, und nicht mit dem Verweis auf interne Absprachen Nachfragen von vielleicht 50, 60 Leuten zu kriegen. Und bei allem darf nicht vergessen werden, dass wir Hessenliga spielen und die Spieler Geld bekommen“, so Ginsheims Sportchef – wohl wissend, dass auch Langenstein, Görlich sowie ein weiterer VfB-Akteur gemeinsam mit Finger feiern waren.

Dass am Altrhein der Ball seit der Saison 2017/18 auf fünfthöchster Ebene rollt, ist auch Jörg Finger bewusst. „Aber es ist für mich immer noch ein Hobby und soll Spaß machen“, findet der Astheimer, der in diesen Tagen nach Leeheim umzieht. Zwei Unterredungen habe es noch zwischen ihm und dem Tandem Spahn/Trainer Artur Lemm gegeben, die aber an seinem Entschluss nichts mehr änderten. Ob ein Einlenken Spahns etwas geändert hätte, kann der langjährige Griesheimer SCV-Kicker nicht sagen. Aber: „Ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldigen sollte. Ich habe die Wahrheit gesagt, sonst nichts."

"Wir haben in zwei Gesprächen danach um Jörg gekämpft und ihm seine Bedeutung für das Team klargemacht, aber es war nichts zu machen. Wirklich schade, aber so ist es jetzt“, sagt Spahn. Dass die Ausfälle schwer wiegen, haben die jüngsten Resultate (0:4 in Friedberg, 0:5 in Bad Vilbel) gezeigt. „Wir sind sechs Spieler gezielt angegangen und müssen abwarten, was im Januar realisierbar ist“, lässt Spahn Handlungsbedarf erkennen. Die Umsetzbarkeit in der sogenannten Wechselperiode II dürfte hier ebenso entscheidend eine Geldfrage sein, wie bei den Freigaben für das abwanderungswillige Trio.

Aufrufe: 029.11.2018, 08:50 Uhr
Martin KriegerAutor