2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Steht nun an der Seitenlinie: Heides Trainer Sven Krause (l.).
Steht nun an der Seitenlinie: Heides Trainer Sven Krause (l.).

Eine Mischung aus Schmidt und Schubert

Heides Coach Sven Krause über die holprige Hinrunde, die Trennung vom Chefcoach und seine Fußball-Philosophie

Im ersten Halbjahr lief es beim Bezirksligisten SV Heide Paderborn alles andere als rund. Als Mitfavorit um den Landesligaaufstieg in die Saison gestartet, beträgt der Abstand zu Tabellenplatz eins satte 16 Zähler. Nach 15 Spieltagen beendete Wunschtrainer Giuseppe Busacca seine Tätigkeit. Derzeit steht Ex-Profi Sven Krause, der vor der Saison als spielender Co-Trainer zum Rothesportplatz gewechselt ist, in der Pflicht und coacht das Team. Der 30-jährige äußerte sich im Interview mit Fupa-Redakteur Manuel Schlichting zur Hinrunde, zur Busacca-Trennung, zu diversen Trainertypen und seine Philosophie.

Herr Krause, das erste Halbjahr haben Sie sich wahrscheinlich anders vorgestellt. Was waren die Gründe für die enttäuschende Hinrunde?

Sven Krause: Eigentlich gibt es dafür zwei Hauptgründe. Zum einen haben die Neuverpflichtungen nicht die Hoffnungen erfüllen können, die in sie gesteckt wurden. Da beziehe ich mich auch vollkommen mit ein. Zum anderen war es auch so, dass das Verletzungspech eine entscheidende Rolle gespielt hat. Gerade in der Innenverteidigung hat es uns hart getroffen. Nicholas Clayton hat noch kein Spiel gemacht, Fabian Flachmann auch nicht und Lars Knitter nur die Hälfte der Spiele. Das konnten wir auf Dauer nicht kompensieren. Michele Tomea-Mallorquin, der von Hause aus ein Offensivspieler ist, musste dann zum Innenverteidiger umfunktioniert werden. Das hat er auch ganz ordentlich gemacht. Aber eigentlich kann man solche Ausfälle nur für ein oder zwei Spiele in dieser Form ersetzen. Das sieht sieht man letztendlich auch an unserem Gegentorschnitt. Auf Dauer konnten wir die Ausfälle in der Innenverteidigung nicht auffangen.

Nach sieben Spieltagen lag das Team auf Rang eins. Danach ging es steil bergab. Haben Sie so etwas in Ihrer Laufbahn schon erlebt? Kommen dann Zweifel auf?

Krause: Wenn man so einen Negativlauf hat und Woche für Woche sagt, dass der Knoten platzen wird und es dann doch nicht so ist, dann fängt man an zu überlegen und es kommen Zweifel. Das ist völlig normal. Um aus so einem Negativtrend herauszukommen, helfen eben nur Erfolgserlebnisse. Das hört sich nach einer Floskel an, ist aber nun mal wirklich so. Durch das abschließende 2:2 in Peckelsheim, den Silvestercup und auch die ersten Testspielen haben wir die ersten Schritte aus der Krise gemacht. Das sind alles kleine Bausteine, auf die man aufbauen muss. Das wird zwar noch etwas dauern, aber wir sind auf einem guten Weg. In so einer Art und Weise habe ich das unter Pavel Dotchev beim SC Paderborn schon einmal erlebt, allerdings zum Ende der Saison. Das hatte damals aber andere Gründe. Das war kein großartiges Pech, sondern eher so, dass eine große Anzahl an individuell guten Kicker beisammen war und der Mannschaftsgedanke ins Hintertreffen geraten ist. Das ist dann damit geendet, dass Pavel seinen Hut nehmen musste und Andre Schubert dann übernommen hat. Mit dem Zweiligaaufstieg wurde das Saisonziel dann doch noch erreicht.

Auch der SV Heide stand auf einmal ohne Trainer da, obwohl der Verein gerne mit seinem Wunschtrainer weitergearbeitet hätte. Wie ist die Trennung von Giuseppe Busacca überhaupt genau abgelaufen?

Krause: Das war schon sehr kurios und habe ich in der Art und Weise auch noch nicht erlebt. Anfang Dezember haben wir gegen Brakel verloren. Das war für uns die letzte Chance, um vielleicht oben noch einmal ranzukommen. Nach dem Spiel hat der Trainer der Mannschaft dann gesagt, dass er dem Vorstand seinen Rücktritt anbieten wird. Den hat Thomas Dreßler aber erst einmal nicht angenommen. Dann hatte Giuseppe aber den Wunsch, dass in der Mannschaft ohne ihn Klartext gesprochen wird. Das ist beim nächsten Training auch passiert. Der Gesamttenor war dann einfach, dass es vielleicht besser ist, sich auf der Trainerposition zu verändern. Es wurde aber auch ganz klar gesagt, dass Giuseppe nicht alleine Schuld daran hat wie die Saison bisher verlaufen ist. Das kam vielerorts leider falsch herüber. Es hat sich jeder hundertprozentig selber in die Pflicht genommen und seine Schuld angenommen. Im Fußball ist es aber leider so, dass man nicht die ganze Mannschaft austauschen kann und so hat es nun mal Giuseppe getroffen. Meines Erachtens hat er es aber sehr professionell aufgenommen. Ob die Entscheidung jetzt richtig oder falsch war, wird man wahrscheinlich erst in ein paar Wochen oder Monaten wissen. Jetzt weiß man es definitiv noch nicht. Es war im Dezember jedenfalls eine sehr bescheidene Situation, die ich so noch nicht erlebt habe und auch nicht noch einmal erleben möchte.

Sie haben die Mannschaft dann auf das letzte Spiel in der Hinrunde eingestellt. Es gab aber noch keine Meldung des Vereins, dass Sie darüber hinaus auch Cheftrainer bleiben. Derzeit leiten Sie aber auch die Wintervorbereitung. Stehen Sie dann auch in der Rückserie an der Seitenlinie?

Krause: Zum jetzigen Zeiptunkt ist es so, dass ich es so lange mache bis noch nichts Neues präsentiert wurde. Es ist mit Thomas aber ganz klar kommuniziert, dass ich es nur als Trainer mache und nicht als Spielertrainer. Ich halte nämlich von dieser Spielertrainer-Variante nicht so viel. Ich will im Training alles genau beobachten und das geht eben nicht, wenn man da selber noch zwischenherumrennt. Außerdem ist man als Spielertrainer, gerade noch als Stürmer, immer angreifbar. Wie soll ich einem anderen Stürmer erklären, dass er nicht spielt, wenn ich selber nur zwei Tore geschossen habe. So war es ja in der Hinrunde. Ob ich aber die komplette Rückrunde Trainer bleiben werde, weiß ich nicht.

In Ihrer Laufbahn haben Sie einige Trainer erlebt. Was konnten Sie für sich mitnehmen und als welchen Trainertyp würden Sie sich bezeichnen?

Krause: Im Laufe der Zeit hat man von allen Trainern bestimmte Sachen mitgenommen. Sei es die direkte und klare Art von Andre Schubert oder die unglaubliche Balance von Roger Schmidt, der Kumpeltyp und Respektperson in einem war. Eine Mischung aus beiden wäre schon okay, obwohl ich eigentlich sagen muss, dass Roger mein bester Trainer war, den ich kennenlernen durfte. Er hat einfach alles vereint, was einen guter Trainer ausmacht. Jeder hat ihm zugehört, er hatte zu jedem Spieler einen Zugang und jeder hat gemacht, was er wollte.

Den Abstieg traut man dem SV Heide aufgrund der Qualität ganz und gar nicht zu. Nach oben ist der Abstand zu groß. Was sind überhaupt die Ziele für die Rückrunde? Kann sich die Mannschaftbei dem Tabellenstand überhaupt noch motivieren?

Krause: Ja, absolut. Gerade nach unserer Hinrunde haben wir gegenüber dem Verein eine Menge gut zu machen. Er hat große Hoffnungen in uns gesetzt und deshalb sehe ich uns absolut in der Pflicht, die durchwachsene Hinrunde wieder gut zu machen.

Im Testspiel gegen den Landesligisten BV Bad Lippspringe siegte Ihr Team mit 4:2 und zeigte eine gute Frühform. Was wurde von Ihren Vorstellungen schon umgesetzt und wie sehen diese überhaupt aus?

Krause: Generell will ich aktiven Fußball spielen lassen. Die Mannschaft soll nicht nur reagieren, sondern bissig sein und konsequent und aggressiv gegen den Ball arbeiten. Dann soll es über ein sauberes und schnelles Umschaltspiel mit unseren schnellen Konterspieler so einfach wie möglich zum Erfolg kommen. Es soll einfach völlig unkompliziert, schnörkellos und sauber nach vorne gespielt werden. Gegen Bad Lippspringe hat das schon ganz gut geklappt.

Eine Fotostrecke vom Testspiel Heide - BVL gibt es unter: https://www.fupa.net/galerie/sv-heide-paderborn-bv-bad-lippspringe-130053/foto1.html

Fotos vom Heider Testkick gegen Erlinghausen unter: https://www.fupa.net/galerie/sv-heide-paderborn-rw-erlinghausen-130388/foto1.html

Aufrufe: 01.2.2016, 06:00 Uhr
Manuel SchlichtingAutor