2024-05-02T16:12:49.858Z

Spieler der Woche
Zählt zu den Stützen im Team des Regionalligisten Rot-Weiß Koblenz: Christopher Spang.
Zählt zu den Stützen im Team des Regionalligisten Rot-Weiß Koblenz: Christopher Spang. – Foto: René Weiss

Ein Trierer als feste Größe in Koblenz

Vom Prügelknaben der Liga ins Tabellenmittel­feld: Am Aufschwung von Rot-Weiß Koblenz in der Regionalliga Südwest hat auch ein früherer Eintracht-Spieler seinen Anteil.

Ab und zu muss Christian Noll noch schmunzeln: Mal verwechselt das Fachmagazin „Kicker“ in Berichten das Wappen der TuS Rot-Weiß Koblenz mit dem des Lokalrivalen, mal werden sie in Auswärtsspielen der Regionalliga Südwest schlicht als TuS vorgestellt. Die Rot-Weißen, deren Sportlicher Leiter Noll ist, haben dem früheren Zweitligisten aber zumindest offiziell den Rang abgelaufen. Während die einen Oberligist und damit fünftklassig sind, gehen die anderen in der zweiten Spielzeit eine Etage höher an den Start. Dabei hatten sie sich nach dem Aufstieg aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar in der Vorsaison schon damit abgefunden, dass es zunächst bei einem einjährigen Kurzgastspiel auf dieser Ebene bleibt. Am 22. Spieltag hatte Rot-Weiß in der vergangenen Saison gerade mal fünf Punkte auf dem Konto und war abgeschlagen Tabellenletzter.

Nach dem coronabedingten Abbruch wurde der Abstieg jedoch ausgesetzt. „Es gab schon Stimmen im Umfeld, die meinten, dass es doch besser sei, wieder freiwillig in die Oberliga zu gehen“, erinnert sich Noll. Doch in der Abteilungsleitung des rund 1700 Mitglieder zählenden Mehrspartenvereins aus der Rhein-Mosel-Stadt sei man sich schnell einig gewesen, die Chance, es weiter in der Regionalliga versuchen zu können, beim Schopfe zu packen.

Der neuverpflichtete Trainer Heiner Backhaus (39) – als Spieler einst ein Weltenbummler und mit vielfältigen Kontakten ausgestattet – gab dem Kader ein ganz anderes Gesicht. Viele junge, talentierte Spieler, die in Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten ausgebildet wurden, sollten bei Rot-Weiß die Möglichkeit erhalten, sich weiterzuentwickeln. Hinzu kamen einige erfahrenere Kräfte, darunter auch der Trierer Christopher Spang.

Ob im zentralen Mittelfeld auf der Sechs oder Acht oder in der Viererkette: Der mittlerweile 28-Jährige ist eine feste Größe im Team von Heiner Backhaus, den Spang als „super Typ“ einschätzt, „der nah an der Mannschaft dran ist, sich auf uns einlässt und auch mal für einen Spaß zu haben ist“.

22 von 26 möglichen Einsätzen verbucht der aus der SpVgg Trier-Zewen hervorgegangene, dann bei der DJK St. Matthias und später über viele Jahre hinweg bei Eintracht Trier aktive Defensivspezialist. Die Ausbeute der Rot-Weißen kann sich bislang sehen lassen: 33 Punkte stehen für den aktuellen Tabellenzwölften zu Buche. Fünf Zähler beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang.

„Es klappt immer besser. Die Mannschaft harmoniert sehr gut“, berichtet Spang, der Trier 2016 zunächst Richtung Regionalligist Teutonia Watzenborn-Steinberg verließ, ehe er nach einer Fusion bis vergangenen Sommer für den FC Gießen in Liga vier unterwegs war. Wegen des fast beendeten Studiums der Sportwissenschaften an der Gießener Uni und wegen Freundin Christina, die in Koblenz auf Lehramt studiert, bot sich der Wechsel zu Rot-Weiß an.

Dort verliefen die ersten Monate für Spang durchaus turbulent. Im Herbst ging es zunächst in Mannschaftsquarantäne, dann wurde der Spielbetrieb in der Regionalliga wochenlang unterbrochen, und das Teamtraining war coronabedingt untersagt. Nachdem sich die an der Regionalliga Südwest beteiligten Bundesländer einig waren, dass es sich vom Status her um eine professionelle Spielklasse handelt, rollt seit Anfang Dezember der Ball wieder. Das Programm seitdem ist knallhart. Mit zahlreichen englischen Wochen sollen die 42 Runden bis Mitte Juni durchgepeitscht werden.

Klar, dass Coach Backhaus auch seinen Führungsspielern, die fast unter Vollprofibedingungen arbeiten, mal eine schöpferische Pause gönnt – so, wie Spang, der am Samstag beim 1:0-Erfolg gegen den TSV Schott Mainz erst in der 55. Minute eingewechselt wurde.

Am hohen Wert Spangs für seine Mannschaft lässt der Koblenzer Trainer keinen Zweifel: „Christopher ist total professionell und macht das hier absolut seriös, ist immer hellwach und auch taktisch flexibel.“ Zulegen könne Spang aber noch, indem er mehr die Rolle als Führungsspieler annimmt: „Er könnte auf dem Platz lauter sein, um so die anderen mitzureißen.“ Auch der Sportliche Leiter Christian Noll ist froh über einen „solch vorbildlichen Spieler mit einer Topeinstellung“.

Manchmal kann sich der 52-Jährige selbst nicht so richtig erklären, wie es für seine Rot-Weißen so weit nach oben gehen konnte. Noll erinnert sich noch gut an die Kreisligazeiten auf dem staubigen Hartplatz unweit der heutigen Spielstätte, dem Stadion Oberwerth. 2011 wurde man Meister der Bezirksliga Mitte, etablierte sich schnell in der Rheinlandliga. 2016 ging es rauf in die Oberliga. Zwei Jahre später folgte der Triumph im Rheinlandpokalfinale, als Rivale TuS mit 1:0 besiegt wurde. Noll weiß, dass „unsere Entwicklung bei unserem Nachbarn nicht überall mit Freude gesehen wird“, begegnet der traditionsreichen TuS aber „mit Respekt und Anstand“.

Während beim Ex-Zweitligisten in den vergangenen Jahren oft Unruhe herrschte, konnte sich Rot-Weiß ohne Druck und Nebengeräusche in Ruhe entwickeln. Das angenehmere Klima wissen Spieler und Sponsoren zu schätzen, wobei Noll von einem bescheidenen Gesamtbudget „im mittleren sechsstelligen Bereich“ spricht.

Um die Strukturen zu stärken, denken sie bei Rot-Weiß derzeit laut über eine Ausgliederung der Fußballabteilung nach. In der Regionalliga würden sie gerne weiter mitmischen, zumal der Fußballchef gespannt darauf ist, „welchen Zuschauerzuspruch wir haben, wenn wir wie jetzt in der Regionalliga eine gute Rolle spielen“.

Spangs Vertrag am Deutschen Eck läuft noch bis Sommer. Bei Rot-Weiß fühlt er sich aktuell wohl, kann sich aber auch ein Engagement woanders vorstellen. Auch wieder bei Eintracht Trier? „Ich habe zu früheren Mitspielern wie Robin Garnier, Kevin Heinz und Christoph Anton noch gute Kontakte – man sollte niemals nie sagen.“

Doch zunächst arbeitet er in Koblenz daran, die Rot-Weißen bekannter zu machen, damit Verwechslungen mit den Nachbarn von der TuS künftig ausbleiben.

Aufrufe: 09.3.2021, 01:40 Uhr
Andreas ArensAutor