2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Die Ilshofener Kicker bedanken sich bei ihren Fans für den tollen Support trotz der Niederlage gegen den Regionalligisten.  Ralf Mangold
Die Ilshofener Kicker bedanken sich bei ihren Fans für den tollen Support trotz der Niederlage gegen den Regionalligisten. Ralf Mangold
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Ein Tag wie kein anderer für den TSV Ilshofen

Der Tag des WFV-Pokalfinales im Fokus

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Dass ein ganz besonderes Spiel ansteht, das wurde den Spielern und Verantwortlichen des TSV Ilshofen spätestens bewusst, „als die Fans Spalier standen beim Einsteigen in den Bus“, erzählt Lukas Lindner, einer der Jüngsten, die auf dem Platz standen.

Der 19-jährige Angreifer des TSV Ilshofen wurde in der 77. Minute eingewechselt und von den Fans auf der Gegengeraden frenetisch gefeiert – schließlich ist er ein Eigengewächs. Für ihn war der ganze Tag etwas Besonderes. „Als wir zum Warmmachen ins Stadion einliefen, war da diese rote Wand“, stellte er fast ungläubig fest. Nicht nur er hatte in manchen Momenten Gänsehaut.

500 Fan-Shirts für die Anhänger

Beinahe 400 Fans trafen sich in Ilshofen an der Großsporthalle, um die Mannschaft zum größten Spiel der Vereinsgeschichte zu begleiten. „Jetzt bin ich nur noch froh, dass alles so gut geklappt hat“, schnauft Dario Caeiro tief durch, nachdem alle ihren Platz in den sieben Fernbussen gefunden hatten. „Gefühlt alle zwei Minuten hat das Telefon geklingelt, bis Donnerstag um 22.30 Uhr habe ich noch Tickets verkauft“, beschreibt der Abteilungsleiter des TSV Ilshofen die kräftezehrenden Tage. 300 Fan-Schals hat er innerhalb von zehn Tagen bedrucken lassen. Zudem gab es kostenlos 500 Shirts für die Ilshofener Anhänger, spendiert von Hakro und Eleven-Teamsports.

Ob er sich so einen Erfolg hätte träumen lassen? Immerhin hat der TSV vor rund einem Jahrzehnt noch in der Kreisliga A gespielt. „Ich bin ein Typ, der nicht träumt, sondern anpackt, um etwas in die richtige Richtung zu lenken“, erklärt Caeiro.

„Die letzten Monate waren schwierig für mich und die ganze Fußballabteilung“, spricht er von einem Gefühlschaos. „Vor ein paar Wochen wusste ich noch nicht, wie es weitergeht, und jetzt stehen wir im Pokalfinale.“ Nach dem Halbfinalsieg hatte Caeiro Bedenken, dass der Fokus auf die Runde verloren ginge – immerhin ist der TSV noch im Rennen um den Aufstieg in die Oberliga. „Respekt vor den Jungs, sie haben nie nachgelassen. Dieses Pokalfinale wird uns unabhängig vom Ergebnis noch einmal einen Schub für die letzten Spieltage geben.“ Und einen Schub sieht Caeiro zudem in der Außendarstellung, „mit der Liveübertragung im TV kennt uns jetzt ganz Deutschland.“

Die Konferenzschaltung des Spiels wird sich Caeiro auf jeden Fall in der Wiederholung anschauen. Zudem hat Marius Bauer­ vom TSV Ilshofen die Mannschaft den ganzen Tag mit der Kamera begleitet und wird einen Film vom Endspiel zusammen schneiden.

Schon als Caeiro rund zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn erstmals mit den Spielern den Rasen des Gazi-Stadions betreten durfte, merkte man dem Ilshofener Abteilungsleiter den Stolz an, über das, was er und seine Mitstreiter in den letzten Jahren in die Wege geleitet hatten. Und so richtig platzte es aus ihm heraus, als er nach dem Spiel auf dem Zaun zusammen mit den Fans, trotz der Niederlage, den grandiosen Erfolg des Vereins feiern durfte.

Ein paar Edelfans duften übrigens auch in den Mannschaftsbus. „Ich bin überhaupt nicht nervös und konnte gestern sehr gut schlafen“, dies ist für Hermann Jessinsky, langjähriger Mannschaftsbetreuer des TSV Ilshofen, ein gutes Omen. Er tippt auf einen 3:1-Sieg. „Ich denke, der DFB-Pokalsieg von Frankfurt hat uns noch einmal einen Schub gegeben. Da hat man gesehen, dass der Außenseiter immer eine Chance hat.“

Vereinsfotograf Werner Kurz ist erst gestern Abend vom Urlaub zurückgekommen. So blieb nicht viel Zeit, um nervös zu werden. Dennoch merkt man auch ihm die Anspannung an, schließlich steht sein Sohn Benjamin in der Startelf und hat mit seinem Doppelpack im Halbfinale die Grundlage für die Finalteilnahme geschaffen. „So etwas erlebt man nicht alle Tage.“ Sohn Benni geht optimistisch in das „Spiel der Spiele“. Ein Tor schieße ich heute, und das reicht.“ Unabhängig davon, wie die Partie ausgehen sollte, spricht Jasmin Holze vom TSV als Sieger der Herzen. „Ich bin stolz, dass ich in den letzten vier Tagen meiner Amtszeit diesen einmaligen Event in der Vereinsgeschichte als First Lady begleiten darf.“

Angespannte Atmosphäre

Die Stimmung oben im Doppeldeckerbus ist bei der Hinfahrt aber eher angespannt. „Viel trinken“, hat Spielertrainer Ralf Kettemann seinen Jungs als Vorgabe mit auf den Weg gegeben. Daniel Schmelzle liegt relaxed auf seinem Sitz und schaut sich Videos auf Facebook an, die die Fans des SSV am Vormittag von ihrem Aufmarsch auf dem Ulmer Marktplatz gedreht haben. „Das ist schon beeindruckend, was die da abziehen. Aber ich bin dennoch ziemlich entspannt, weil ich mir sicher bin, dass wir mit der ­größeren Motivation ins Spiel ­gehen werden“, ist der Linksaußen zuversichtlich. „Ich habe schon mit dem FSV Hollenbach vor 3000 Fans gespielt, deshalb ist die Situation für mich nicht ganz neu. Dennoch denke ich, wenn wir ins Stadion reinfahren, wird die Nervosität schnell steigen“, – womit er letztlich recht behalten sollte.

Von Anfang an fand seine Elf nicht richtig in die Zweikämpfe und ins Spiel und verlor so am Ende verdient mit 0:3.

Aufrufe: 023.5.2018, 07:31 Uhr
HT / Ralf MangoldAutor