2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der erste Sportplatz der Spvgg. Hartmannshain lag direkt an der Kreisstraße zwischen Hartmannshain und Herchenhain. 	Foto: Henning
Der erste Sportplatz der Spvgg. Hartmannshain lag direkt an der Kreisstraße zwischen Hartmannshain und Herchenhain. Foto: Henning

Ein Spielfeld mit seinen Tücken

VERLORENE PLÄTZE: +++ Unterhalb der „Schönen Aussicht“ legten die Fußballer der Spvgg. Hartmannshain-Herchenhain los +++

Hartmannshain/Herchenhain. Das Vereinsleben bei der Spielvereinigung Hartmannshain/Herchenhain ist schon immer geprägt von Teamgeist und Hilfsbereitschaft. Bei der Vereinsgründung am 15. Januar 1956 zeigte sich dies, als es unter anderem darum ging, dem Fußball-Neuling eine geeignete Spielstätte einzurichten. Die Verantwortlichen – mit Eusebius Straßberger, Rudolf Gorgs und Rudolf Giebisch an der Spitze – fanden in Hartmannshains damaligem Bürgermeister Karl Luft einen Befürworter. Die Gemeinde stellte dem Verein eine Gemeindehutweide zwischen Hartmannshain und Herchenhain zur Verfügung, die unterhalb der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ lag.

In mühevoller Arbeit wurde das Gelände planiert und präpariert. Das Holz für die beiden Tore wurde vom Grebenhainer Forstmeister Störmer unentgeltlich zur Verfügung gestellt, alte Schneenetze von der Bundesbahn dienten (zusammengeknotet) als Tornetze. Zunächst wurden nur auswärts Freundschaftsspiele durchgeführt, aber schon ab der Saison 1956/57 konnte das Heimrecht wahrgenommen werden – und siehe da, die Ergebnisse durften sich sehen lassen.

Die mittlerweile auf 80 Mitglieder angewachsenen Spielvereinigung ereilte allerdings zwei Jahre nach Vereinsgründung ein Rückschlag, denn im Zuge der Flurbereinigung ging der Sportplatz wieder verloren. Nach intensiven Bemühungen, vor allem durch den neuen Vorsitzenden Walter Appel, hatte man 1959 für eine gewisse Übergangszeit eine Notlösung parat: Auf einer Höhenlage von mehr als 600 Metern wurde ein 90x55 Meter großes Gelände sowohl von der Gemeinde Hartmannshain als auch von Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Erneut mussten die Jungs aus beiden Dörfern das Gelände bespielbar machen. Und dennoch entpuppte sich dieser „Behelfsplatz“ an der „Kalten Buche“ als Initialzündung zur heutigen Anlage. Appel und seine Vorstandsmannschaft visierten dann einen neuen, nebenliegenden Platz an. Überhaupt: Neben Appel waren es Rudolf Luft und Ralf Giebisch, die lange Jahre die Geschicke der Gelb-Schwarzen mit großem Engagement leiteten. Giebisch ist heute noch Vorsitzender des Fördervereins. Das Behelfsgelände wurde bei der Planung des jetzigen Sportplatzes einbezogen, was bedeutete, dass vorübergehend alle Heimspiele auf dem Sportplatz des TSV Grebenhain durchgeführt werden mussten. Pfingsten 1966 war es dann soweit: Der neue Sportplatz (samt Sportlerheim) konnte seiner Bestimmung übergeben werden, dafür wurden über 2000 freiwillige Arbeitsstunden von Mitgliedern geleistet.

Obwohl auf dem ersten Sportplatz unterhalb der Gaststätte Weidner nur knapp drei Jahre lang dem runden Leder nachgejagt werden konnte, erinnern sich die damaligen Fußballer gerne an ihre fußballerischen Anfänge. „Wir waren in der glücklichen Lage, junge und mit viel Ehrgeiz versehene Jungs dabei zu haben“, erinnert sich der heute 84-jährige Herbert Giebisch, Gründungsmitglied und langjähriger Schiedsrichter. Zusammen mit seinen drei Brüdern sowie den vier Oechler-Jungs, den beiden Thomas oder auch Rudolf Luft, Oskar Winter und vor allem Goalgetter Herbert Papsch bildete die Spielvereinigung eine nur schwer zu bezwingende Einheit.

Der erste Sportplatz an der Straße nach Herchenhain hatte auch seine Tücken: Ging einmal der Ball am Gehäuse der Straßenseite vorbei, dann war Vorsicht angesagt, dass das Leder nicht ein vorbeikommendes Auto erwischte. Aber das war kein so großes Problem, damals passierten nur wenige Fahrzeuge die Straße. Manchmal galt es auch, dem in Richtung Hartmannshain rollenden Ball nachzusprinten. Ein etwas anderes Problem dagegen bereiteten den Spielern die geschnürten ledernen Spielbälle. „Es gab bei uns einige gestandene Fußballer, die manches Mal bewusst Kopfbällen aus Weg zu gingen. Wenn du da einmal die Schnürung auf die Stirn bekamst, das war schon ein bisschen heftig“, so Herbert Giebisch. „Dennoch haben wir in dieser Zeit so manche Unwegsamkeit gemeistert, neben unserer Spielstärke gehörte die mannschaftliche Geschlossenheit, aber auch die vorzügliche Kameradschaft zu den Vorteilen, die auch heute noch bei der Spielvereinigung großgeschrieben werden“, resümiert Giebisch, dem zusammen mit Karl-Richard Appel ältesten Ehemaligen der Spvgg. Hartmannshain-Herchenhain.



Verlorene Plätze

- In unserer Serie stellen wir die Plätze vor, an denen einstmals Sport betrieben wurde und die Geschichte(n) dahinter. Davon gibt es auch im Vogelsberg wesentlich mehr, als man im ersten Moment glauben mag. Vielleicht erinnert sich ja einer von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an einen solchen „verlorenen Platz“, über den wir dann an dieser Stelle berichten können. Die Sportredaktion freut sich über Anregungen. (kk)

Aufrufe: 014.8.2020, 08:00 Uhr
Hans-Günter HenningAutor