Weil Markus Günther Dortmund-Fan ist, sieht er aus wie der BVB-Spieler Jude Bellingham. Nicht im echten Leben, sondern beim Computerspiel „FIFA 22“. Günther, der sich in dem Spiel „Salva“ nennt, hat seinen Avatar dem BVB-Star nachempfunden. Und er hat ihm schon einiges voraus: Der 32-Jährige aus Walbeck ist amtierender Weltmeister und Deutscher Meister.
Das Spiel FIFA, das 1993 zum ersten Mal erschien, ist die weltweit bekannteste und erfolgreichste Fußballsimulation. Die Spieler steuern die virtuellen Fußballer auf dem Bildschirm, spielen mit ihnen Meisterschaften. Das Spiel wurde in den vergangenen Jahren immer kompetitiver, inzwischen haben viele Bundesliga-Vereine ihr eigenes E-Sport-Team. Die Spieler dieser Teams treten meistens im 1:1 gegeneinander an, ein Computerspieler steuert die ganze Mannschaft. Markus Günther ist aber vor allem im sogenannten „Pro Clubs“-Modus aktiv. „Hier gibt es viele Parallelen zum echten Fußball“, sagt Günther. Denn: Hier treten die e-Sportler im Modus 11 gegen 11 an, jeder steuert einen Spieler.
Angefangen hat die Faszination für „FIFA“ bei Markus Günther im Jahr 2017. Ein Arbeitskollege hat ihn gefragt, ob er mal mitspielen will. Günther sagt, er habe als Jugendlicher viel gezockt, aber weniger Spiele wie „FIFA“, eher Egoshooter wie „Counter Strike“. Aber er sagte zu, war sofort angefixt, kam in die Mannschaft und spielte fortan in der 2. Liga. Später gründete er eine eigene Mannschaft. Von der vierten Liga arbeiteten sie sich schnell bis zu 1. Liga hoch. „2020 wurde dann die Nationalmannschaft auf mich aufmerksam“, sagt Günther. 2021 wurde das Team nach einem Sieg gegen Italien Weltmeister. Inzwischen spielt Günther bei „Equality 05“, einem der Topteams in der Szene.
Das Spiel „FIFA“ kann auf verschiedenen Plattformen gespielt werden, vor allem auf der Xbox, der Playstation und dem Computer. Günther spielt am PC, aber auch er zockt nicht mit Tastatur und Maus, sondern auch mit einem Controller. Für jede Plattform gibt es jeweils eigene Meisterschaften und Turniere, es tritt also kein Playstation-Team gegen ein PC-Team an. Sondern nur ein PC-Team gegen ein anderes PC-Team.
Während manche Spieler, die vor allem im 1:1 spielen, schon vom E-Sport leben können, ist Markus Günther davon noch entfernt. Er arbeitet als Fachinformatiker in Düsseldorf, inzwischen fast ausschließlich im Home-Office. Nach der Arbeit trainiert er regelmäßig, spielt Champions League und Meisterschaftsspiele. „Wir sind bei den Pro Clubs noch ein bisschen in den Kinderschuhen“, sagt er. Eben, weil es nicht der bekannteste, beliebteste Modus bei „FIFA“ ist. Zum Vergleich: Der PC-Nationalmannschaft um Markus Günther folgen bei Instagram 181 Menschen. Der aktuelle Einzelweltmeister bei „FIFA“, „MoAuba“, hat über 122.000 Follower.
Aber der „Pro Clubs“-Modus mache Günther, der inzwischen auch Einzelspiele spielt, einfach mehr Spaß. „Es ist näher am echten Fußball, man muss sich die verschiedene Taktiken überlegen, sich aufeinander abstimmen.“ Seit November 2021 ist Günther zudem Teammanager der Nationalmannschaft. Als solcher versucht er unter anderem, Partner zu gewinnen, konnte jetzt den Optikdiscounter „Apollo“ von einer Partnerschaft überzeugen. Zudem organisierte er ein Event, das dafür sorgte, dass sich die Nationalspieler endlich mal im echten Leben sehen und in einem Raum zusammen trainieren konnten mit. Denn bisher findet die Kommunikation fast ausschließlich virtuell statt, auch die großen Turniere werden jeweils von zu Hause aus gespielt.
Vergangenes Wochenende bereiteten sich die digitale Nationalmannschaft in der eSport-Arena XPERION in Köln mit einem Trainingslager auf die Europameisterschaft vor, die vom 22. März bis zum 7. April ausgetragen wird. „Das war cool, auch mal Gesichter zu den Stimmen zu haben.“ Zudem konnte man sich vor Ort einspielen, Taktiken besprechen. Das Event sollte zudem weiter dabei helfen, den Modus bekannter zu machen, mehr Sponsoren an Land zu ziehen. „Ich hoffe, dass irgendwann bei einem WM-Finale beide Teams vor Ort sind und wir uns gegenübersitzen“, sagt Günther.
Bei der kommenden Europameisterschaft wird das noch nicht der Fall sein. Hier spielen wieder alle von zu Hause aus. Und Deutschland geht als Titelfavorit ins Rennen – mit dem Walbecker Markus Günther.
Zeitraum Vom 22. März bis 7. April findet die Europameisterschaft im „FIFA Pro Clubs Modus“ statt.
System Gespielt wird zuerst in vier Gruppen, danach im K.O.-System. Die deutschen Gruppengegner sind Belgien, Georgien und Polen.
Livestream Die Spiele werden live auf www.twitch.tv/esportmanagercom übertragen.
Favoriten Neben Deutschland gehören die Niederlande, Italien und Rumänien zum Favoritenkreis.