2024-04-24T13:20:38.835Z

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Jannis Pütz steht im Grand Final der Virtual Bundesliga.
Jannis Pütz steht im Grand Final der Virtual Bundesliga. – Foto: SC Paderborn 07

Jannis Pütz zieht nach dramatischem Endspiel ins Grand Final ein

Jannis Pütz, der für den SV Sonsbeck in der Landesliga spielt, steht unter den besten 16 FIFA-Spielern in Deutschland. Am vergangenen Wochenende setzte er sich auf dramatische Art und Weise in den Playoffs zum "Grand Final" der Virtual Bundesliga durch, wo es um einen Preispool von 100.000 Euro geht.

Auf dem großen Bild lief der Schütze noch zum Strafstoß an, doch im kleinen Kasten unten rechts war schon klar, was jetzt passieren würde: Marco Reus im SC-Paderborn-07-Trikot würde Jannis Pütz ins Grand Final der Virtual Bundesliga schießen. Denn während der virtuelle Reus mit etwas Zeitversatz den entscheidenden Elfmeter versenkte, war der echte Pütz schon jubelnd aufgsprungen und dann vor Freude über den Boden gerutscht.

Es war das dramatische Finale eines strapaziösen Wochenendes, indem es für Pütz, den Walbecker, der beim SV Sonsbeck in der Landesliga spielt, darum ging, sich für das große Finale um die Deutsche Meisterschaft im Einzel bei FIFA 22 zu qualifizieren. Dort trat er in der abgelaufenen Saison für den SC Paderborn 07 in der Virtual Bundesliga an und erreichte den zehnten Tabellenplatz. Damit waren er und seine Teamkollegen für die Playoffs qualifiziert, in denen die letzten je acht Playstation- und Xbox-Teilnehmer für das Grand Final gesucht wurden. Die anderen acht pro Konsole waren dank ihrer Top-Vier-Platzierung in der Virtual Bundesliga bereits dabei.

"Man hat gar nicht die Zeit, groß nachzudenken"

Die Playoffs zogen sich dabei über zwei Tage und pro Tag jeweils mehrere Stunden. Insgesamt absolvierte Pütz zehn Runden mit Hin- und Rückspiel. "Man war die ganze Zeit in einem Film drin", beschreibt der 24-Jährige. "Man hat gar nicht die Zeit, groß nachzudenken zwischen den Runden. Es spielt sich die ganze Zeit auf höchstem Niveau ab. Es ist mental einfach krass, über Stunden hinweg immer da zu sein und auch mit Rückschlägen klarzukommen."

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Denn auch die gab es. Nach zwei Siegen zum Auftakt am Samstag folgten zwei Niederlagen. In der ersten Runde am Sonntag musste deshalb zwingend ein Sieg her, sonst wäre der Traum von Grand Final, in dem es um einen Preispool von 100.000 Euro geht, bereits vorbei gewesen. Doch Pütz gewann und überstand somit die so genannte "Swiss Round", bei der es pro Runde gegen einen Gegner geht, der die gleiche Anzahl an Siegen und Niederlagen hat.

Anders erging es Pütz' Teamkollege Yannik Büscher, der nach der "Swiss Round" ausschied. Es folgte die "Double Elimination", wo eine einzige Niederlage erlaubt ist. Bei der zweiten ist Schluss. Der dritte SCP07-Akteuer, Jonas Wirth, verlor dort seine ersten beiden Spiele und konnte dann wie Büscher nur noch Pütz unterstützen. Nach einem Sieg in Runde eins der "Double Elimination" unterlag der nämlich auch in seinem zweiten Spiel - doch danach gab es nur noch Siege.

Pure Dramatik in der letzten Runde

Schon die vorletzte Runde war ein Krimi. 1:0 gewann Pütz da, nach insgesamt 180-FIFA-Minuten. Doch nichts im Vergleich zur letzten Runde, einem von acht Endspielen ums Grand Final: "Das hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt", sagt Pütz. "Das Spiel an sich war auf schlechtem Niveau, wahrscheinlich waren beide auch einfach durch."

Das Hinspiel ging mit 2:1 an Pütz' Kontrahenten, der für den 1. FC Köln antrat. Im Rückspiel führte der SCP-Profi dann 1:0, bekam in der 83. Minute aber den Ausgleich und wäre draußen gewesen. Pütz kam aber nochmal zurück und erzwang in der 88. Minute die Verlängerung. Dort ging er im Gesamtergebnis in Führung, nur um dann in der 118. Minute wieder ein Tor zum Elfmeterschießen zu kassieren.

>>> Hier geht es zum Stream vom Sonntag. Das Finale beginnt bei 5 Stunden und 34 Minuten, der entscheidende Elfmeter ist ab 6 Stunden und 19 Minuten zu sehen.

Wer Pütz kennt, der weiß, dass Elfmeter bei FIFA 22 nicht gerade seine Paradedisziplin sind. Doch an diesem Wochenende war das anders. Er hatte davor schon zweimal im Elfmeterschießen gewonnen und schaffte es auch diesmal. "Besser kannst du eigentlich nicht ins Finale einziehen. Ich habe mein Elfmeter-Talent für den richtigen Moment aufgespart", sagt Pütz, der sich während des gesamten Wochenendes einer großen Unterstützung erfreute. Nicht nur vor Ort von Paderborns Trainer Daniel Eilt, den Teamkollegen und allen drum herum, sondern eben auch von Familie und Freunden daheim, die per Stream dabei waren und ihm die Daumen drückten, auch während des Turniers immer wieder Nachrichten schickten. "Das pusht einen natürlich nochmal", sagt Pütz, dem der Support merklich viel bedeutet.

"Ich wäre ja doof zu sagen, ich will nicht Deutscher Meister werden"

Mit diesem dramatischen Sieg im Elfmeterschießen gelang ihm der größte Erfolg seiner FIFA-Karriere. "Einfach mal an einem Offline-Event teilzunehmen, dafür spielt auch jeder", erklärt Pütz. Das Grand Final, das am 4. und 5. Juni in Köln stattfindet, ist für ihn jetzt nur noch Bonus. Aber: "Wenn ich schon unter den 16 besten in Deutschland bin, wäre ich ja doof zu sagen, ich will nicht Deutscher Meister werden. Natürlich will ich Deutscher Meister werden. Aber das will jeder, der da vor Ort ist und es ist dann nochmal ein krasseres Niveau, weil da wirklich nur noch die besten aus Deutschland sind. Von daher will ich mich da gut verkaufen und dann einfach schauen, wie ich drauf bin und wohin die Reise geht. Bis da gekommen zu sein, ist einfach schon geil."

Aufrufe: 01.6.2022, 10:15 Uhr
Stefan JanssenAutor