2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview der Woche

Ein Freunde- und Familiending

Nachspielzeit mit Nelson Karikari +++ 33-Jähriger freut sich auf das Projekt Fiam Italia Mainz +++ Als Spielertrainer mit Freunden etwas aufbauen und gleichzeitig mehr Zeit für die Familie haben

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Nelson Karikari. Der 33-Jährige spricht über sein Engagement als Spielertrainer bei Fiam Italia Mainz und den Neustart in der C-Klasse.

Nelson, nun ist es offiziell: Fiam Italia Mainz geht wieder im Ligabetrieb an den Start. Mit dir als Spielertrainer. Wie kam es dazu?

Mit Salvatore D´Avino habe ich früher bei Mainz 05 gespielt. Er und auch Krystian Borowski und Gökhan Akinci zählen heute noch zu meinem Freundeskreis. Wir haben aber nie alle zusammen in einer Mannschaft gespielt. Schon im Winter kamen die drei auf mich zu und haben gefragt was ich ab Sommer mache.

Da warst du noch bei Kastel 06 aktiv. Warum der Wechsel?

Wir sind alle etwas älter geworden und beruflich eingespannter. Dazu die Familie - meine Tochter ist jetzt ein Jahr alt -, da hat es einfach gut gepasst, denn ich wollte weiter kürzer treten. Deswegen war ich ja damals schon von Bodenheim nach Kastel gewechselt, weil mir der Zeitaufwand der weiten Fahrten in der Landesliga zu viel war. Aber in Kastel sind wir relativ schnell in die Gruppenliga aufgestiegen, da war es dann ähnlich aufwändig. Als ich dann gehört habe, dass sie Fiam wieder ins Leben rufen wollen, war ich sofort dabei. Wir wollten einfach nur unter Freunden zusammen kicken.

Dass du mit auf dem Platz stehst, ist also weiterhin geplant?

Ich spiele auf jeden Fall noch. Mit 33 gehört man zwar langsam zum “alten Eisen”, aber ich glaube für die C-Klasse wird es gerade noch so reichen. (lacht)

Was reizt dich am Trainersein?

Ich war lange Zeit Jugendtrainer in Finthen und habe auch bei Kastel immer wieder mal das Training übernommen. Früher oder später wäre ich sowieso in die Trainerschiene gegangen. Jetzt ist es halt die C-Klasse, weil ich das meinen Freunden zuliebe mache. Man muss da schon ganz klar sagen, dass der Spaßfaktor für uns an erster Stelle steht.

Mit eurer Qualität spielt ihr doch sicher vorne mit. Wie sieht es mit den sportlichen Zielen aus?

Ich muss ehrlich sagen, in der C-Klasse musste ich mich auch erstmal zurecht finden. Ja, wir haben Spieler drin, die höherklassig gespielt haben und das wird man auf dem Platz auch sicher sehen. Aber es sind auch genug Spieler dabei, die nie höher gespielt haben. Daher sehe ich jetzt nicht, dass wir durch die Liga marschieren werden. Ich muss jetzt erstmal versuchen, aus den Spielern eine Mannschaft zu formen. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich immer das Maximale erreichen will. Eine Prognose kann ich nicht abgeben, aber ich bin froh, wenn wir in der ersten Saison unter den ersten Vier landen.

Eure sportliche Heimat ist nun die Anlage in Finthen. Wie denkst du darüber?

Genau, den Platz hat die Stadt uns zugewiesen. Mein Verhältnis zum Verein ist gut, da ich damals ja in der Verbandsliga für die Fontana gespielt habe. Viele Leute kenne ich auch noch, was es angenehm macht.

Wenn Vereine plötzlich wieder im Spielbetrieb auftauchen und dann auch noch so viele Hochkaräter im Kader haben, werden zwangsläufig Erinnerungen an den Italclub geweckt. Nervt dieser Ruf, dass im Hintergrund Geld im Umlauf ist?

Ja, auf jeden Fall. Ich will auch unbedingt weg von dieser Söldner-Schiene. Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich nie für Geld gespielt habe. Geld wird auf der Arbeit verdient und nicht auf dem Fußballplatz. Natürlich, je höher du spielst, kriegst du eine Aufwandsentschädigung, aber das ist etwas anderes. In Bodenheim, wo ich um die zehn Jahre gespielt habe, hatte ich immer wieder Angebote von anderen Vereinen, wo ich Geld hätte verdienen können.

Dennoch bist du geblieben…

Weil ich mich dort immer wohlgefühlt habe. Lange Verhandlungen gab es da nicht. Ich habe mich mit Günter Loos getroffen, dann haben wir uns kurz zugenickt und er wusste: Kari bleibt noch eine Saison. Diesen Wohlfühlfaktor will ich bei Fiam jetzt auch ein bisschen reinkriegen, weil das extrem wichtig ist.

Um es zusammenzufassen: Gute Laune, aber kein Geld?

Klar belächeln das jetzt alle, wenn ich sage, dass bei Fiam kein Geld gezahlt wird. Aber wer als Verein in der C-Klasse Geld zahlt, der hat die Kontrolle über seinen Klub verloren. Das passt überhaupt nicht zusammen. Wenn das das Ziel gewesen wäre, hätten die Verantwortlichen das Projekt mit jemand anderem machen müssen. Da wird kein Cent gezahlt, dafür nehmen wir aber alle auf, die Bock auf Fußball haben - egal, ob höherklassig erfahren oder nicht.

Was ist langfristig geplant?

Naja, so lange werden wir in unserem Alter auch nicht mehr Fußball spielen, vielleicht noch so zwei oder drei Jahre. Wir wollen dem Verein einfach helfen. Ich kenn viele Italiener und habe mit vielen zusammen gespielt. Es ist einfach ein Freunde- und Familiending. Wir versuchen, da die nächsten Jahre etwas aufzubauen. Dann muss der Verein schauen, wie es weitergeht. Wir alle wissen, dass das heute nicht mehr so leicht ist. Die jüngeren Generationen haben alle nicht mehr so Bock auf Fußball. Das wird die größte Aufgabe des Vorstands sein: fortzuführen, was wir nun aufbauen.

Aufrufe: 023.7.2021, 15:00 Uhr
Martin ImruckAutor