Christian Hüttl schlug sich die Hände vors Gesicht, wenige Momente später durfte sich der Trainer der DJK Eibach richtig freuen, endlich. Der Schlusspfiff geriet zur großen Befreiung. Von einer Last, die nur ermessen kann, wer schon mal so ein Alles-oder-Nichts-Spiel bestreiten musste. „Oh meine Nerven, meine Nerven“, klagte Hüttl nach dem 1:0 seiner Elf. Es hätte schließlich auch ein 6:1 oder 7:1 werden können. Den Gegner kannte man, ein bisschen zumindest. Ein Vorbereitungsspiel im Sommer hatte die Vereine zusammengebracht, „damals haben sie uns abgeschossen“, erinnert sich Hüttl, am Sonntag sah man sich auf der Anlage von TuSpo Roßtal wieder. Der 1. FC Heilsbronn, so hätte man vorab meinen können, hinterließ bereits beim Bezug seiner Umkleidekabine einen nachhaltigen Eindruck. „Was die da alles reingetragen haben“, wunderte sich ein Betreuer der DJK Eibach, „Massageliegen, Koffer, Arztzeug“. Und so weiter.
Dass der Kreisligist aus Nürnberg auf dem Spielberichtsbogen offiziell als Gast geführt wurde, entsprach auch dem jeweiligen Fan-Aufkommen. Zumindest beim Tor des Tages durch Matthias Schröter nach einer guten Viertelstunde machten sich auch die DJK-Anhänger lautstark bemerkbar. Und natürlich, als endlich alles vorbei war. Gut 100 dürften es schon gewesen sein, unter den insgesamt 600, die sich dem besonderen Reiz eines Entscheidungsspiels nicht entziehen konnten. Wegen des unerwartet großen Andrangs fing die Begegnung mit etwa zehnminütiger Verspätung an, der zum Parkplatz umfunktionierte direkt unterhalb gelegene B-Platz war voll.
Am 26. Spieltag, also vier Runden vor Saisonende, hatte die DJK Eibach noch vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, vor dem letzten Spieltag schien zumindest das Stechen um den direkten Klassenverbleib noch möglich. Eine Niederlage und einen zeitgleichen Sieg des direkten Konkurrenten aus Oberasbach später musste sich Eibach plötzlich mit der Relegation beschäftigen. Ganz unvorbereitet traf sie das trotzdem nicht. „Wir hätten gerne darauf verzichtet“, sagte Trainer Hüttl, „aber wir waren ja die ganze Saison über in der Gefahrenzone.“ Eigentlich das gesamte Jahr hatten die Eibacher eher nach unten als nach oben geschaut. Ihnen war von vornherein klar, dass es schwer werden würde, drin zu bleiben. Beim 2:0 gegen den ASN Pfeil/Phönix am Mittwoch hatten sich Hüttl und seine Fußballer frisches Selbstvertrauen erarbeiten können. Und das Gefühl, dass es zwischen einem unterdurchschnittlichen Kreisligisten und einem überdurchschnittlichen Kreisklassisten noch erhebliche Unterschiede gibt.
Auch der 1. FC Heilsbronn ist ein Kreisklassist und bleibt es vorerst auch. Besonders im letzten Platzdrittel agierte der Außenseiter oft zu ideenlos und auch zu hektisch; die Eibacher wiederum versagten gleich mehrmals im Abschluss, sogar „kläglich“, wie der Trainer fand. Nur in den letzten drei Minuten vor der Pause hätten Mathias Künzel und Martin Hübner bereits alles klar machen müssen, auch nach dem Seitenwechsel vergab die DJK noch dreimal in aussichtsreicher Position. „Das Spiel“, sagte Hüttl später, „war ein Spiegelbild der gesamten Saison.“ Es fehlt eben ein richtiger Torjäger. Einer, der nicht viele Chancen braucht.
Matthias Schröter nutzte gestern immerhin gleich seine erste, der platzierte Flachschuss kam einer Erlösung gleich. Die Vorarbeit hatte der Trainer geliefert; eine Minute vorher war Schröter noch arg zögerlich in einen Zweikampf gegangen, weshalb Hüttl ein paar Meter weiter hinten fast ausgeflippt wäre. „Was ist denn los?“, brüllte er über den Platz. Kurz darauf stand es 1:0.
Somit bleibt Christian Hüttl in Relegationsspielen weiter ungeschlagen, auch mit seinen Eibachern, diesem, wie er sagt, „eingeschworenen Haufen“. Der es einfacher hätte haben können, aber was soll's. Christian Hüttl brauchte trotzdem erst mal ein Bier. Seine Nerven.