2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Echt Kreuzberg - Jeder ist Willkommen!

Der BSC Südring Futsal hilft bei der Integration und lebt ein freundliches, multikulturelles miteinander. Der Sport vernachlässigen Sie dabei nicht. In diesem Jahr noch knapp gescheitert, steht die Berliner Meisterschaft auf der Agenda.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: John; Fotos: BSC Südring Futsal

John spielt Futsal für den BSC Eintracht Südring und ist dort seit einem Jahr ebenfalls sportlicher Leiter. Im Interview schwärmt er vom Multikulturelle miteinander und den echten Werten im Verein.

John, stellst du dich und dein Verein mir und meinen Lesern kurz vor?

Hallo Marcel, ich möchte mich vorab bei dir für dein Engagement bedanken.

Vielen Dank!

Zurück zur Frage. Seit etwas über einem Jahr leite ich die Futsalabteilung von BSC Eintracht Südring. Wir als Gemeinschaft verkörpern alle Aspekte, die der Bezirk Kreuzberg auch repräsentiert. Wir dürfen stolz behaupten, dass wir mit über 12 verschiedenen Nationen im Team vertreten sind. Wir leben das gemeinsame miteinander. Nur als Team kann man Erfolge feiern. Dabei ist es völlig egal woher man kommt oder welche Kultur der einzelne Spieler lebt. Auf dem Platz zählt nur das Team.

Ich persönlich spiele seit 2009 bei diesem Verein und habe mich genau wie der Verein als Torhüter und Persönlichkeit weiterentwickelt. Ohne das Engagement des Vereins und dabei möchte ich ganz besonders den großen Förderer Roberto Di Gaudio erwähnen, wäre ich nicht der Torhüter und die Person die ich heute bin.

Hast du, bevor du mit dem Futsal begonnen hast, schon gegen das Leder getreten?

Bevor ich zum Futsal gekommen bin, war ich lediglich in der Schulmannschaft aktiv.

Welche Faszination zeichnet die in Deutschland kleine Randsportart für dich aus?

Genau wie der Bezirk und der Verein BSC Eintracht Südring bin ich offen für Alternative Dinge.

Mich fasziniert es immer neue Erfahrungen zu machen und Projekte mitzugestalten. Als ich 2009 zum Futsal gekommen bin, war in Deutschland die Sportart noch in den Kinderschuhen. Futsal war ein kleines Baby was noch laufen lernen musste. Ich denke, dass wir uns als Sportart schon sehr gut weiterentwickelt haben. Dennoch gibt es im Vergleich zu anderen Nationen noch sehr viel nachzuholen. Es fasziniert mich Teil eines Wachstumssports zu sein.

Im Vorfeld hast du Andeutungen gemacht, welche Eigenschaften euch von vielen anderen Futsal-Mannschaften unterscheiden.

Was uns auszeichnet ist das Multikulturelle miteinander und das wir ein echter Verein mit echten Werten sind. Wir finden diese Attribute schwinden ein wenig, ganz besonders in der Berliner Futsal Szene.

Kannst du darauf genauer eingehen?

Wir sind ein echter Kreuzberger Verein. Wie der Bezirk haben wir als Verein dieselben Werte: Jeder ist willkommen, und jeder wird wie ein Familienmitglied behandelt. Alleine das ist schon ein wichtiger Wert. Besonders in der Futsalszene hat jeder Verein eine extrem große Spielerfluktuation. Wir dürfen von uns behaupten, dass wir jeden (wichtigen) Spieler halten konnten und das Grundgerüst der Spieler sich seit der Gründung nur unwesentlich verändert hat. Bei anderen Vereinen, wie z.B. BFC Preußen (auch Achtzehnvierundneunzig), hat man das Gefühl, dass die jede Saison mit einem komplett neuen Team in die Saison gehen. Beständigkeit ist für uns sehr wichtig. An Spieltagen sehe ich, dass bei anderen Mannschaften im Team untereinander ein extrem rauer Ton herrscht und kein wirkliches Miteinander gegeben ist. Bei uns total undenkbar. Klar ist es ärgerlich, wenn unnötige Fehler passieren. Trotzdem stehen wir hinter jedem Spieler und motivieren diesen, anstatt diesen Mies zu machen.

Spielerfluktuation, komplett neue Teams – Wieso ist das so extrem in der Futsal-Szene?

Ich denke der Aspekt, dass Futsal als Amateursport gilt ist da ein wichtiger Faktor.

Alle Spieler arbeiten oder studieren. Manchmal wird sogar ein Umzug in eine neue Stadt notwendig oder ein Auslandssemester steht an. Das sind natürlich Faktoren, die man als Amateurverein nicht beeinflussen kann.

Auf der anderen Seite kommt es auch vor, dass Vereine wie SD Croatia das Projekt Futsal nicht mehr fördern möchten und vom Spielbetrieb abmelden. Wie erwähnt gilt Futsal zusätzlich zur Randsportart als Amateursport. Potenzielle Spieler die regelmäßig Fußball spielen möchten sich gerne beim Futsal verbessern oder einfach mal den großartigen Sport ausprobieren. Nach einiger Zeit verlieren Sie das Interesse und somit fehlt im Kader ein Spieler. Diese Punkte mache ich für die Fluktuation verantwortlich.

Du hast erwähnt, dass euer Team multikulturell aufgebaut ist. Wie kann ich das verstehen?

Wir haben über 12 Nationen bei uns im Kader und alle verstehen sich prächtig miteinander. Unsere Spieler kommen aus: Deutschland, Tunesien, Türkei, Kurdistan, Spanien, Portugal, Libanon, Italien, Frankreich, England, Russland, Japan, Uganda.

Seht Ihr euch auch Vermittler zwischen den verschiedenen Kulturen?

Jeder einzelne Spieler kann von den anderen Spielern im Team profitieren. Sportlich und auch persönlich. Wir haben einige Spieler im Kader, die zum ersten Mal in Deutschland sind. Durch unser Multikulturelles Miteinander ist denen die Integration durchaus einfacher gefallen. Ich persönlich schätze es sehr, dass ich jetzt Freunde überall auf der Welt, sogar in Peru gefunden habe. Auch wenn es nicht unsere Hauptaufgabe ist, sehe ich uns schon als Vermittler zwischen den verschiedenen Kulturen.

Verbucht ihr mit dem Kader Platz vier in der Berlin-Liga als Erfolg?

In der Hinrunde waren wir sogar zweiter und konnten in einem unheimlich wichtigen Spiel unsere Freunde von Beach United auf dem dritten Platz hinter uns lassen.

Das werte ich als sehr großen Erfolg. In der Rückrunde hatten wir einen eher mäßigen Start, haben in vier Spielen erst in den Schlussminuten verloren und hatten öfter mit Ausfällen unserer Leistungsträger zu kämpfen.

Daher macht mich der vierte Platz sehr stolz. Bei besseren Bedingungen hätten wir in der Rückrunde allerdings eine noch größere Rolle gespielt. Davon bin ich überzeugt.

Das Finale um die Berliner Meisterschaft spielen Berlin City Futsal und Achtzehnvierundneunzig, zu Recht?

Berlin City hat einen enorm starken Kader und super Bedingungen. Aus diesem Grund sind Sie für mich der klare Favorit und die werden sich auch gegen Achtzehnvierundneunzig durchsetzen.

Ich persönlich hätte mir einen anderen Gegner gewünscht. Beispielsweise Beach United. Das wäre dann eine richtige Werbung für den Berliner Futsal.

Wird die Berliner Meisterschaft in naher Zukunft auch auf eurer Agenda stehen?

In der Hinrunde haben wir den ersten Platz, der zum Finale qualifiziert, denkbar knapp verpasst. Von der Qualität und der Organisation haben wir aber auf jeden Fall den Anspruch Berliner Meister zu werden.

Es wäre zweifelsohne der größte Erfolg eurer kurzen Karriere. Welche konntet ihr bisher feiern?

Unsere größten Erfolge waren der Aufstieg 2012 mit der ersten Mannschaft von der Landesliga in die Berlinliga (seit dem kein Abstieg) und 2013 mit der zweiten Mannschaft von der damaligen Bezirksliga in die Landesliga. Der größte Erfolg war das Berliner Pokalfinale im Dezember 2015. Unser Ziel ist es, sich weiter als Spitzenteam zu etablieren und mittelfristig in die Regionalliga aufzusteigen.

Ich danke dir für das Interview und wünsche weiterhin viel Erfolg

Aufrufe: 024.11.2017, 08:00 Uhr
Marcel PetersAutor